2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Seit Jahren auf und inzwischen auch neben dem Platz eine verlässliche Konstante beim TV Freyung: Tobias Irlesberger.
Seit Jahren auf und inzwischen auch neben dem Platz eine verlässliche Konstante beim TV Freyung: Tobias Irlesberger. – Foto: Bernhard Enzesberger

Seine Art von Kunst

Lange Jahre Kapitän, nun Sportlicher Leiter - immer Leistungsträger: Tobias Irlesberger (34) ist beim TV Freyung eine Institution.

Er ist immer da, glänzt aber nicht nur durch Anwesenheit. Er ist vielmehr eine konstante Größe was Leistung betrifft - auf und mit zunehmendem Alter auch immer mehr neben dem Rasenplatz. Freilich, Tobias Irlesberger ist nicht der Offensivvirtuose, der mit Tempodribblings oder anderen Kabinettstückchen auf sich aufmerksam macht. Ist der Ball im Spiel, gilt er als kompromissloser, beinahe fehlerloser Innenverteidiger, der über ein hervorragendes Stellungsspiel verfügt und Freund des gepflegten Spielaufbaus ist. Ohne Trikot ist er ein eher ruhiger Zeitgenosse, dessen Wort beim TV Freyung Gewicht hat.

Lange Jahre war der 34-Jährige Kapitän des Bezirksligisten und somit das Gesicht eines Teams, das zunächst in der Bezirksoberliga und nach deren Ende eine Spielklasse drunter immer wieder für Aufsehen sorgte. In der ersten Reihe stehen stets jedoch andere TVler. Er ist vielmehr ein stiller Beobachter, dessen Wertigkeit innerhalb der Mannschaft allerdings gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Tobias Irlesberger ist einer der Spieler, die jeder Verein haben muss, um überhaupt bestehen zu können. Er lebt Teamgeist, geht voran ohne Ansprüche zu stellen, bringt gute Leistungen am Fließband, ist abseits des Spiels da, wenn er gebraucht wird. Er ist also ein Künstler auf seine eigene Art und Weise.

Angesprochen auf all seine Vorzüge reagiert der hochgewachsene Defensivmann fast schon etwas schüchtern. "Seitdem ich Fußball spiele, geht es mir vor allem darum, das gemeinsam mit meinen Freunden zu machen", erzählt er in einer Form, die gerade von Glaubwürdigkeit strotzt. "Über meinen Einfluss, über meinen Platz in der Hierarchie habe ich mir, ehrlich gesagt, noch nie so richtig Gedenken gemacht. Es ist so, wie es ist - und es macht Spaß."

Ein Verlust, der schwer wiegt

Eine Bewertung seiner Person als Spieler und Amtsträger überlässt er lieber anderen. Eigenlob stinkt und passt auch gar nicht zu seiner Bescheidenheit. Einer, der weiß, wie Tobias Irlesberger tickt und der ihn seit Jahren kennt, ist Freyungs aktueller Spielertrainer Stephan Philipp, seit einer gefühlten Ewigkeit Mitspieler und Freund des 34-Jährigen ist: "Sowohl sportlich als auch privat zeichnen ihn Eigenschaften wie Loyalität, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Humor und Bodenständigkeit aus. Alles in allem kann man sagen, dass Tobi eine Freyunger Koryphäe ist, die sich ein Denkmal am Oberfeld verdient hat. Er ist einfach ein Typ Mensch, mit dem man gerne zu tun hat."

Als Gegenspieler hingegen ist der Abwehrspezialist gar nicht gerne gesehen, weil der den Laden zusammenhält und als Zweikampfmonster gilt, das sich selbst und sein Gegenüber nicht schont. Dass er unter weitum bekannten und geschätzten Trainern wie Sepp Gsödl, Viktor Stern und Alexander Schraml stets unumstrittener Stammspieler war, ist ein Beweis dafür, das der 34-Jährige nicht nur spielt, sondern das meistens auch noch gut. Die Männer an der Seitenlinie hätten generell einen großen Einfluss auf seine Entwicklung, wie Irlesberger betont: "Ich hatte bereits in der Jugend immer gute Trainer, die mich weitergebracht haben."

Als kompromissloser Zweikämpfer ist der 34-Jährige auf dem Platz kein Typ, mit dem man gerne zu tun hat.
Als kompromissloser Zweikämpfer ist der 34-Jährige auf dem Platz kein Typ, mit dem man gerne zu tun hat. – Foto: Bernhard Enzesberger

Eine wichtige Konstante im Leben des Fabrikarbeiters ist zudem seine Familie - vor allem sein Vater Erich, der beim TV Freyung das "Mädchen für alles" war und im vergangenen Jahr verstorben ist. "Natürlich hat es Papa gerne gesehen, dass ich für seinen TV spiele und auch noch Kapitän bin. Er hat mich zu jedem Spiel begleitet und war eine wichtige Stützte für mich." Freilich, dieser Verlust wiegt schwer - auch noch mit etwas zeitlichem Abstand. Er wird aber aufgefanden durch den Rest der Familie. Dazu zählen natürlich seine biologischen Verwandten, allen voran sein kleiner Sohn, aber auch seine Fußballfreunde.

Und weil Tobias Irlesberger einer ist, der nicht nur nimmt, sondern auch gibt, ist er nach und nach in verantwortlichere Positionen aufgestiegen. Das Kapitänsamt hat er inzwischen abgegeben, Jüngere sollen in diese Aufgabe hineinwachsen. Der 34-Jährige ist seit dieser Saison Sportlicher Leiter und Kraft seines Amtes für die Bezirksliga-Truppe zuständig. "Freilich ist dieses Amt mit nochmal mehr Arbeit. Mir liegt der Verein jedoch am Herzen - und deshalb mache ich das gerne."


Es ist ein Geben und Nehmen

Der Familienvater im doppelten Sinne ist generell ein positiver Mensch, der nach vorne blickt. Ein unschätzbarer Vorteil in der aktuellen Situation des TV Freyung. Die aktuell schwierige Phase der Kreisstädter, die in dieser Spielzeit einzig und allein um den Klassenerhalt in der Bezirksliga kämpfen, hätte freilich Spuren hinterlassen. Tobias Irlesberger ist aber keiner, der nachtritt oder den Kopf in den Sand steckt. Er packt lieber an.

"Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir die Klasse halten", macht er deutlich. "Die Einstellung der Jungs ist genauso top wie die Trainingsbeteiligung. Es wird nicht einfach, aber wir packen es. Generell ist mir vor der Zukunft des TV nicht bange - auch wenn es mal runter in die Kreisliga gehen soll." Seine eigene Spieler-Karriere neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu - und er ist mehr als zufrieden mit dem, was er erreicht hat. Ans Aufhören denkt der 34-Jährige aber noch nicht konkret. "Jetzt hängen wir nochmal eine Saison dran und dann schauen wir weiter."

Es ist ein Geben und Nehmen. Tobias Irlesberger bekommt beim TV Freyung, das, was für ihn das Wichtigste überhaupt ist - Menschlichkeit, Nestwärme, ein Gefühl von Daheim-sein. Und Tobias Irlesberger gibt das, was er zu geben imstande ist - sein Bestes, sein absolutes Herzblut. Und am liebsten lässt er Taten sprechen, nicht Worte...

Aufrufe: 026.2.2020, 08:05 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor