2024-05-14T11:23:26.213Z

FuPa Portrait

Mit Geduld und Ehrgeiz zum Erfolg

TuS Tiste will mit Urgestein Michael Schiewe sportlich wieder positivere Schlagzeilen schreiben und ist auf einem guten Weg

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Einmal TuS Tiste, immer TuS Tiste. Diese Formel trifft zumindest auf Michael Schiewe zu, der als Fußballer im Ostestadion groß wurde und 2007 als Spieler mithalf, mit dem Aufstieg in die Bezirksliga Vereinsgeschichte zu schreiben. Doch die großen Erfolge gehören mittlerweile längst der Vergangenheit an. Der Börde-Klub arbeitet in der 2. Kreisklasse an einem Neuanfang. Der 35-jährige C-Lizenz-Inhaber ist schon das achte Jahr Trainer des TuS, hat mittlerweile gute Rahmenbedingungen geschaffen und setzt alles daran, wieder aufzusteigen.

"Michael ist einer, der sich seit vielen Jahren mit dem Verein identifiziert und eine Menge Herzblut investiert. Mittlerweile hat er einen Kader zusammengestellt, der eine gute Mischung hat. Er hält alle Fäden in der Hand und lebt vieles vor. Die Fußball-Abteilung würde es ohne ihn in der Form nicht mehr geben“, sagt Tommy Meyer.

Der erste Vorsitzende des TuS war es auch, der sich nach dem Kreisliga-Abstieg 2010 die Dienste des Tister Eigengewächses sicherte. Der Linksfuß lebte als Spieler von seiner guten Mentalität und Willensstärke, kämpfte stets um einen Platz in der Startelf. Aufgrund chronischer Achillessehnenreizungen beendete der damals 28-Jährige mit dem Abstieg seine aktive Karriere. Danach bot er seine Zusammenarbeit im Trainerteam an.

„Ich halte in guten, wie auch in schlechten Zeiten dem Verein die Treue. Wenn ich gebraucht werde, bin ich weiterhin dabei. Das habe ich unserem Präsidenten unmittelbar nach dem letzten Spiel angeboten. Der schlug sofort ein“, erinnert sich Michael Schiewe, der mit 18 Jahren seine C-Lizenz machte und sich früh mit der Trainingsarbeit im Nachwuchsbereich beschäftigte.

„Ich habe damals das Angebot angenommen, als Schüler die Lizenz zu machen. Das Training mit Kindern faszinierte mich schon immer“, erinnert sich Schiewe. Die ersten Erfahrungen sammelte der Fan des Hamburger SV in der JSG Börde Sittensen, betreute an der Seite von Ralf Gerdes erfolgreich die D-Junioren.

„Wir hatten mit Talenten wie Nils Klindworth, Pascal Voigt, Kevin Klützke oder Yannik Becker super Jungs im Kader“, so Schiewe, der nach sieben Jahren seinen Abschied von der Jugendarbeit nahm und sich primär dem Herrenfußball beim TuS Tiste widmete, dort an der Seite seines großen Bruders Jörg spielte. „Jörg war immer ein großes Vorbild für mich, zu dem habe ich stets aufgeschaut“, sagt Michael Schiewe.

Abstieg im dritten Trainerjahr

Mit dem Ende der eigenen Karriere wechselte er auf die Trainerbank und unterstützte dort Stefan Lobeck. „Stefan betreute die Mannschaft im zweiten Jahr, agierte zunächst als Interimstrainer. Wir haben lange zusammen gespielt, verstanden uns prima und wollten im Fußball etwas anschieben“, so Schiewe. Doch die Arbeit erwies sich als eher zäh, der Erfolg blieb aus. Die dritte Saison lief völlig aus dem Ruder, der Abstieg in die 2. Kreisklasse (2014) wurde zum Tiefpunkt. Zu dem Zeitpunkt war Michael Schiewe bereits Cheftrainer.

„Wir haben auch in den Spielzeiten davor eher gegen den Abstieg gespielt. Das Missgeschick zeichnete sich ab“, so der 35-Jährige, der den Tiefschlag gut wegsteckte und die Flucht nach vorne antrat. „Ich habe immer gesagt, dass ich mich in guten wie auch schlechten Zeiten der Herausforderung stelle. Daher war für mich klar, weiter für bessere Zeiten im Verein zu kämpfen. Der Abstieg war zugleich der Weg und eine Möglichkeit für eine Gesundung.“

Michael Schiewe schätzt dabei insbesondere das familiäre Umfeld rund um das Ostestadion. Dazu zählen auch seine Frau Jana und die Kinder Till (5) und Max (1). „Wir haben eine tolle Fan-Gruppe, die auch zu den Auswärtsspielen mitfährt. Und Till hat mittlerweile den Fußball entdeckt, ist immer dabei“, so der stolze Vater.

Dass ein Aufwärtstrend ohne eigene Jugendarbeit schier unmöglich ist, ist den Verantwortlichen klar. „Natürlich sind wir in einer schwierigen Lage. Doch wir haben mittlerweile eine gewisse Kontinuität reingebracht. Der 26-Mann-Kader hat eine gute Mischung aus jungen und gestandenen Spielern. Die braucht man in der heutigen Zeit, um etwas zu entwickeln und über die Runden zu kommen. Längst haben sich wieder Tister Talente, die in der JSG Börde Sittensen ausgebildet wurden, uns angeschlossen. Ich weiß, wir sind auf einem guten Weg. Der Aufstieg in die 1. Kreisklasse ist ein realistisches Ziel“, so Schiewe, der mit Sven Retiet zudem einen Leitwolf auf dem Platz hat. Der Routinier ist nicht nur Spieler, sondern bringt sich auch als Torwart-Trainer ein und ist von Schiewes Arbeit ebenfalls voll überzeugt.

„Michael kennt sich mit den Gegebenheiten im Verein bestens aus, weiß alles richtig einzuordnen, möchte etwas bewegen. In der Trainings- und Spielvorbereitung agiert er sehr akribisch, plant alles bis ins Detail“, sagt Retiet, der mit seinem Chef in der Vergangenheit viele Schlachten geschlagen hat, ihn bestens kennt und an einen Aufwärtstrend glaubt. „Der Erfolg wird sich einstellen, da bin ich mir ganz sicher. Denn wir haben gute Jungs im Kader, die sich entsprechend entwickelt haben“, so der 35-jährige Defensivspieler des Tabellendritten.

Auch beruflich bodenständig

Dass Michael Schiewe ein bodenständiger und ehrgeiziger Typ ist, unterstrich er auch in beruflicher Hinsicht. Nach der Lehre zum Bankkaufmann bei der Zevener Volksbank wollte er unbedingt in der Region weiter arbeiten. „Ich arbeite als Privat-Kundenberater, wollte im ansässigen Unternehmen in Sittensen agieren. Dort ist meine Heimat und die Arbeit an der Basis ist das, was ich immer wollte“, so Schiewe.

Doch der Banker bewies auch nach dem Erwerb des Gesellenbriefes Ehrgeiz. Die Ausbildung zum Fach- und Betriebswirt machte er in dreieinhalb Jahren berufsbegleitend. „Dafür bin ich jeden Sonnabend zur Universität nach Bremen gefahren. Das war schon sehr zeitaufwändig. Doch meine Frau stand sowohl hinter der beruflichen als auch der sportlichen Sache. Das wäre sonst nicht zu machen gewesen“, weiß der 35-Jährige.

"Michael kennt sich mit den Gegebenheiten im Verein bestens aus, weiß alles richtig einzuordnen, möchte etwas bewegen."
Sven Retiet

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Dieser Artikel stammt von der Zevener Zeitung

Aufrufe: 021.10.2017, 13:00 Uhr
Zevener Zeitung / Manfred KrauseAutor