2024-05-10T08:19:16.237Z

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Mike Hanke: "Niemand soll mich bewundern"

Der Ex-Profi von Borussia Mönchengladbach will mit Reuschenbergs A-Jugend in die Niederrheinliga.

Der ehemalige Fußballprofi Mike Hanke wohnt in Holzheim und ist wegen seines Sohns vor einigen Jahren bei der TuS Reuschenberg als F-Jugendtrainer eingestiegen. Seit dieser Saison trainiert der 36-Jährige neben der C- auch die A-Jugend und steckt mit ihr mitten in der Niederrheinliga-Qualifikation.

Das erste Spiel konnte Reuschenberg mit 3:0 gegen Moers gewinnen und hat nun beste Chancen auf die Niederrheinliga. Die zweite Partie steht am nächsten Sonntag beim ASV Süchteln an. NGZ-Jugendfußballexperte Felix Strerath bekam die Gelegenheit, mit Hanke über seine neue Aufgabe zu sprechen.

Herr Hanke, Sie sind bist jetzt seit ein paar Jahren Trainer in Reuschenberg. Wie ist der Kontakt entstanden?

Hanke Mein Sohn spielt hier schon seit Jahren. Ich habe dann den Oli (Trainerkollege Oliver Müller, Anm. d. Red.) kennengelernt und da hat sich eine Freundschaft entwickelt. Zusammen haben wir erstmal die F-Jugend übernommen. Von den Jungs sind bis zur C-Jugend jetzt auch noch fast alle dabeigeblieben. Dann hat der Verein uns gefragt, ob wir die A-Jugend übernehmen wollen. Ich habe ein bisschen gezögert, weil das sehr Zeitaufwendig ist. Jetzt haben wir die Trainingszeiten aber so gelegt, dass wir erst mit der C-Jugend trainieren und dann mit der A-Jugend. Es macht Spaß. Die C-Jugend hat sich entwickelt, die A-Jugend hat super Potenzial.

Wie schwer ist Ihnen die Umstellung vom Profifußball zu einem kleinen Verein gefallen?

Hanke Da komm ich ja her (lacht). Ich habe immer einen Bezug gehabt. Ich liebe das, gerade auch in der Kabine diesen leicht stinkigen Geruch. Ich bin selber in einem kleinen Verein groß geworden und für mich war es keine große Umstellung.

Und wie sehen Sie Ihre Rolle als Trainer? Wie schwer ist Ihnen diese Umstellung gefallen?

Hanke Klar, ich muss noch einiges lernen. Ich mache jetzt meine Trainerscheine, kann aber, denke ich, auch einiges mit einbringen, was ich im Fußballgeschäft gelernt habe. Ich habe einige Zeit gebraucht, um den Fußball wieder so zu lieben, wie ich es jetzt wieder tue. Ich habe ja bewusst damals aufgehört, weil mir einfach ein paar Prozent Motivation gefehlt haben. Jetzt liebe ich es einfach wieder herzukommen und die Jungs zu trainieren. Ich will gar nicht mehr richtig spielen, ich will einfach nur mein Wissen an die Jungs hier weitergeben.

Welche Ziele haben Sie mit der A-Jugend?

Hanke Wir haben jetzt schon mal den Fuß in der Tür, jetzt müssen wir sie nur noch aufstoßen. Wir wollen das entscheidende Spiel gegen Süchteln auf jeden Fall gewinnen. Die Niederrheinliga ist das kurzfristige Ziel. Dann muss man sehen, welche Ziele wir anstreben. Wir wollen schon ein gutes Kaliber in der Niederrheinliga sein.

Sind die Jungs denn schon bereit für die Niederrheinliga?

Hanke Wir haben ja jetzt schon einige Gegner in der Vorbereitung gehabt, die auch in der Niederrheinliga spielen. Wir haben zum Beispiel 0:9 in Velbert verloren, was natürlich eine Woche vor dem Spiel gegen Moers eine Katastrophe war. Dann war die Mannschaft aber auf den Punkt dort, sie war bissig, sie wollte unbedingt. Wir wollen Fußball spielen, das hat man gegen Moers noch nicht so deutlich gesehen, aber da wollen wir hinkommen. Wir wollen hinten raus Fußball spielen und nicht nur lange Bälle schlagen.

Sie haben eine beeindruckende Karriere hinter sich. Wie ist da der Umgang mit den Spielern, war die Bewunderung am Anfang groß?

Hanke Ich habe nichts von Bewunderung gespürt bei den Jungs. Klar, muss man sich erstmal kennenlernen. Das wird jetzt auch noch ein paar Wochen dauern. Ich bin ganz froh, dass ich jetzt jeden Namen kenne. Der gegenseitige Respekt ist da und das ist auch vernünftig so. Niemand soll mich bewundern oder zu mir hinaufschauen.

Sie haben mal gesagt, dass Sie mit Max Eberl immer wieder in Kontakt stehen und er hin und wieder nachfragt, ob Sie nicht was bei Borussia machen möchten.

Hanke Wir haben jetzt lange keinen Kontakt gehabt, aber der Kontakt besteht definitiv. Generell habe ich zu Gladbach einen sehr guten Draht und die Jungs dort haben mich immer mal gefragt, ob ich nicht was machen möchte. Vielleicht ist jetzt irgendwann die Zeit gekommen. Ich bin auf jeden Fall diese Saison hier in Reuschenberg und was danach kommt, wird sich zeigen.

Was ist auf lange Sicht Ihr Ziel?

Hanke Ich werde meine Trainerscheine machen. Im Dezember fange ich an, die Jugendelite-Lizenz zu absolvieren, dann kommt der A-Schein und dann kommt der Fußballlehrer. Ziel ist es auf jeden Fall in den nächsten drei, vier Jahren, irgendwo eine Jugendmannschaft in der A-Jugend- oder B-Jugend- Bundesliga zu trainieren oder eine Seniorenmannschaft. Regionalliga zum Beispiel oder vielleicht auch beim DFB reinschnuppern. Ich will mir in den nächsten Jahren sehr viel aneignen, viel lernen. Ich fühle mich ein bisschen zurückversetzt in die Zeit, als ich als kleiner Junge Fußballprofi werden wollte, so will ich jetzt Fußballtrainer werden. Ich will in der Ersten Bundesliga trainieren, das ist mein langfristiges Ziel.

Ihre aktive Profi-Karriere ist vorbei. Sie hätten überall hinziehen können. Wieso haben Sie sich für Neuss entschieden?

Hanke Schon als ich in Gladbach gespielt habe, habe ich in Neuss gewohnt. Ich habe mich von Anfang an hier wohl gefühlt. Damals als ich von Hannover hierhergekommen bin, gab’s gleich am zweiten Tag eine Szene, wo ich in den Supermarkt gegangen bin, mich eine Verkäuferin umarmt hat und gesagt hat: „Schön, dass du da bist. Wir schaffen das.“ (Anm. d Red: Gladbach war im Abstiegskampf). Das kannte ich vorher nicht, dieses Offene, Herzliche. Das finde ich so toll am Rheinland.

Ist das Neusser Schützenfest auch eine Option für Sie?

Hanke (lacht) Da ist ja der Oli dabei, der nimmt mich regelmäßig mit.

Aufrufe: 017.9.2020, 12:00 Uhr
RP / Felix StrerathAutor