Marienborn. Aufstieg, Aufstieg, ...? In den beiden Jahren, in denen Ali Cakici die TuS Marienborn trainiert, ging es von der Bezirks- rauf in die Verbandsliga. So hoch spielte der Stadtteil-Klub noch nie. Die Euphorie ist riesig, „MRNBRN“ ist auch wegen seines kultig-charismatischen Trainers gerade schwer populär. Hinter dem Image des etwas anderen Vereins verbirgt sich allerdings viel Arbeit.
Cakici ging am Mittwoch zu Muskelkater-Inhaber Ivan Freidenberg und ließ sich sechs Runden lang im Sparring vermöbeln. Es setzte Veilchen und Beulen. Druckabbau mal andersrum. „Am Freitag bin ich regeneriert und habe die Ruhe weg“, sagt der Trainer – und hofft, dass seiner Mannschaft nach vielen verpatzten Testspielen Ähnliches gelingt. Wenn Niederlagen Chancen zum Lernen bieten, war die TuS Klassenstreber. Eine sehr unstete Trainingsgruppe, Urlauber und verletzte Leistungsträger strahlen auf den Liga-Start aus. An Taktik und Fitness müsse noch gearbeitet werden. An seiner auf das Spielerische abzielenden Philosophie hält der 51-Jährige fest. „Elf Leichtathleten“ auf dem Feld will er nicht, sondern Kreativität. Die Arbeit gegen den Ball, Härte und Robustheit werden dennoch wichtiger. Fitness-Fachmann Jens Strußenberg hat weitgehend freie Hand.
Das PersonalMit Torjäger Andreas Klapper (Kreuzbandriss) rechnet Cakici erst zur neuen Saison. Er ist quasi der einzige „Abgang“. Nils Letz und Jannik Kern lassen die Fraktion der Ex-Gonsenheimer weiter anwachsen. Die Mannschaft ist bestens eingespielt, bildet eine Einheit. Selbst nach dem Abstieg 2016 gab es keine Abwanderungswelle, trotz Kalibern wie Klapper, Etienne Portmann, Dennis Ritz, Lukas Harden oder Frank Berninger. Kern muss als Klapper-Ersatz seine Torquote deutlich steigern. Cakici sieht ihn gleichwohl als „Top-Stürmer“.
Der AuftaktSein allererstes Oberligaspiel mit Schott Mainz gewann Cakici 3:2 – in Gonsenheim. Ein gutes Omen? An diesem Freitag (19.30 Uhr) kommt der SVG an die Kirschhecke. Die TuS wird nicht in Bestbesetzung antreten können – für den Chefcoach kein Problem: „Wir haben immer elf Mann auf dem Platz, die gleichberechtigt zu unserem Team zählen und unser vollstes Vertrauen haben.“ Schon das Spiel als solches, und die 29 folgenden, gelte es zu genießen.
Die PerspektivenIrgendwann in den nächsten zwölf Monaten will Cakici noch zwei „Top-Leute“ für Sturm und offensiven Flügel holen. „Das kann man nachlesen, die Offensivspieler haben bei mir immer geknallt“, sagt Cakici, der immer wieder andeutet, dass der Blick mittelfristig angesichts des großen Spielerpotenzials erneut nach oben gehen könnte. Diese Saison dient allerdings der Entwicklung. Cakicis Marschroute: „Die größte Stärke ist die Geduld.“
Die PrognoseSo bemerkenswert der Aufschwung, so spektakulär der TuS-Fußball auch ist – ohne Klappers Tore wäre der Durchmarsch nicht passiert. Der Verlust des Torjägers verhindert einen Geheimfavoriten-Status. Die TuS wird dennoch für Glanzlichter sorgen, mit dem Abstieg nichts zu tun haben und in der oberen Tabellenhälfte landen.