2024-06-14T14:12:32.331Z

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Justin Ebert (links) spielt heute ebenso in der 1. Mannschaft  wie sein Bruder Jeffrey (rechts). Einst spielte Vater Joe sehr erfolgreich in der 1. Mannschaft
Justin Ebert (links) spielt heute ebenso in der 1. Mannschaft wie sein Bruder Jeffrey (rechts). Einst spielte Vater Joe sehr erfolgreich in der 1. Mannschaft – Foto:  Axel Randow
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Als Bärte und Bürgersteige grün-weiß waren

TuS Lindlars Fußballer waren einst die ersten im Fußballkreis Berg, die in der Oberliga spielten

„Vielleicht haben wir Glück und sie finden unseren Ort nicht“, scherzte TuS Lindlars Vorsitzender Wolfgang Waldheim vor der Saison 1986/87. Vor 3000 begeisterten Zuschauern im letzten Saisonspiel hat der TuS am Ende der Saison 85/86 den Aufstieg in die Oberliga Nordrhein klar gemacht. Als erste Mannschaft im Fußballkreis Rhein-Berg in dieser hohen Spielklasse. Lange ist es her - ein Rükblick:

Wolfgang Waldheim ist seit 1980 im ehrenamtlichen Einsatz. Und ist es auch heute noch. Kontinuität wird eh groß geschrieben im oberbergischen Lindlar. Sagenhafte 54 Jahre spielte die 1. Fußballmannschaft des TuS in Ligen des Fußballverbandes Mittelrhein. Am Ende der letzten Saison ging erstmals der Schritt zurück in die Kreisliga. Ein Drama für die Fußballer und für die Verantwortlichen des Traditionsvereins nach über fünf Jahrzehnten.

Am größten Erfolg in der Vereinsgeschichte am Aufstieg in die Oberliga 1986 waren die Fußballer Thomas und Norbert Heidemann, Hennes Buchholz sowie die Spieler Lamsfuß, Bruchhaus, Winterberg, Wagner, Hofstadt, Röttgen, Steglich, Brass, Schulte, Petermann, Harnich, Schulz beteiligt.

Am Ende der damaligen Saison, der ersten in der Geschichte des Fußballkreises Rhein-Berg in der Oberliga, stand der Abstieg des TuS Lindlar. Die Mannschaft verließ diese Spielklasse mit 18:50 Punkten als Vorletzte der Tabelle. Nur 8:60 Punkte hatte das Team aus Baesweiler eingefahren, die Mannschaft, die hinter dem TuS Lindlar als 2. der Verbandsliga aufgestiegen war.

Beim 1:1 im ersten Heimspiel in der Oberliga Niederrhein gegen den FC Bocholt vor 1700 Zuschauern hatte Hennes Buchholz das Tor für die Oberberger erzielt. Hoffnung auf den Klassenerhalt keimte auf, als ein 3:2-Sieg über den FC Viersen gefeiert wurde. Am Ende dieser Saison stieg SSG 09 als 2. der Verbandsliga hinter Jülich 10 in die Oberliga Niederrhein auf. Rollentausch zwischen diesen beiden Mannschaften aus dem Fußballkreis Rhein-Berg.

Der TuS Lindlar hat eine steile Entwicklung genommen. Spielten im Jahr 1965 noch acht Mannschaften Fußball, gab es damals 476 Mitglieder, stieg die Zahl der Mitglieder auf 1564 bis zum Jahr 1977. 15 Mannschaften waren im Spielbetrieb.

Viele Siege wurden auch im Kreispokal gefeiert. So wurden unter anderem 1967 SV 09 Bergisch Gladbach 2:0,1968 der SV Frielingsdorf 3:1 besiegt. 1971 wurde der TuS Untereschbach 4:3 nach Verlängerung besiegt, ein Jahr später folgte ein 2:1-Sieg gegen das gleiche Team. 1974 gab es einen 2:1-Erfolg gegen SSV Jan Wellem. 4:2 wurde SSG 09 1982 im Finale des Kreispokals besiegt.

Union Rösrath war die unterlegene Mannschaft 1985. 2:1 siegte damals der TuS Lindlar. Ein Jahr später mit dem gleichen Ergebnis gegen SG 09 Bergisch Gladbach. 1987 wurde ein deutlicher 7:0-Erfolg gegen SV Altenberg gefeiert. 1990 wurde der Bensberger FV mit 4:3 nach Elfmeterschießen besiegt. Im Zeitraum von 1967 bis 1990 konnte der TuS Lindlar somit zehn Pokalsiege feiern.

Auch in den Meisterschaftsrunden gab es eine ständige Aufwärtsentwicklung. Schloss der TuS Lindlar die Saison 1965/66 noch als 9. der Bezirksklasse ab, wurde die Saison im Jahr darauf auf Rang zwei beendet. In dieser Spielzeit wurde gegen den Verbandsligisten SV 09 ein Sieg gefeiert. In Pokal-Endspiel trafen Maschke und Zapp. In der gleichen Saison gab es vor 5000 Zuschauern in Engelskirchen ein Entscheidungsspiel gegen den VfL Gummersbach, da beide Mannschaften 37:19 Punkte auf ihrem Konto hatten, um den Aufstieg in die Landesliga. Dieses Spiel verlor der TuS Lindlar mit 0:1.

Auf Rang drei der Bezirksklasse zwei wurde die Saison 1967/68 beendet. Mit Walter Schneeloch erzielte der heutige Präsident des Landessportbundes NRW das 3:1 zum Pokalsieg des TuS Lindlar gegen den damaligen Kreisligisten SV Frielingsdorf. Felix Kirchgässler übernahm Mitte der Saison das Training des TuS Lindlar. Sein Vorgänger war Pal Csernai, der spätere Trainer des FC Bayern München.

Am Ende der Saison 1968/69 konnte der Aufstieg in die Landesliga gefeiert werden. Der TuS Lindlar beendete die Saison in der Bezirksklasse eins auf Rang eins mit 51:9 Punkten, deutlich vor dem 2. Herta Rheidt mit 38:22 Punkten. Happ, Breidenbach, Winterschladen, Struensee, Schneeloch, Labude, Brochhaus, Pütz, Winterberg, Müller, Stein, Jansen, Schleiser, Schwirten, Dahl und Zapp trugen damals das Trikot des TuS.

In der folgende Saison 69/70 wurde schon wieder gefeiert. Der TuS Lindlar stieg als 1. der Landesliga, Staffel eins, mit 42:18 Punkten in die Verbandsliga auf. Da der TuS punktgleich mit dem Pulheimer SC war, fand vor 4500 Zuschauern in der Kölner Radrennbahn ein Entscheidungsspiel statt. Jupp Pütz erzielte in der 73. Minute das 1:0 für den TuS Lindlar. Walter Schneeloch erhöhte auf 2:0. Endstand war 2:1. Trainer der Mannschaft war damals Coskun Tas. Der Aufstieg in die Verbandsliga wurde tüchtig gefeiert. Dem Vernehmen nach soll es damals nicht nur grün-weiße Bürgersteige in Lindlar gegeben haben, sondern einige Herrn liefen auch mit grün-weißen Bärten durch das Dorf.

In der Saison 1970/71 wurde der TuS Lindlar 12. der Verbandsliga. Die Oberberger spielten damals in der gleichen Spielklasse wie SSG 09 Bergisch Gladbach. Im ersten Derby der Verbandsliga erzielte Jupp Pütz zwei Tore beim 2:4 Vor 1000 Zuschauern gab es in einem Freundschaftsspiel gegen Maccabi Haifa einen sensationellen 3:2-Sieg. Jupp Pütz zweimal und Walter Schneeloch waren die Torschützen. In der Saison 71/72 musste der TuS Lindlar mit 22:38 Punkten aus der Verbandsliga absteigen. Im Derby gegen SSG09 Bergisch Gladbach gab es vor 1800 Zuschauern einen 4:0-Sieg. Winterberg zweimal, Blum und Henschke waren die Torschützen. In der langen und ruhmreichen Geschichte des TuS Lindlar gab es rechtzeitig zum 50. Jubiläum im Jahre 1975 wieder großen Grund zum Feiern. Außer dem runden Geburtstag war ein wieder Aufstieg in die Verbandsliga zu feiern. Mit 45:15 Punkten wurde dieser klargemacht. Trainer dieser Mannschaft war Gero Bisanz, später Trainer der Frauen Fußballnationalmannschaft. Im Kader des TuS Lindlar standen Fabritius, Boxberg, Wendholdt, Winterschladen, Halbe, Jaeschke, Beer, Weiden, , Broichhaus, Müller, Stegmann, Wehner.

In den folgenden Jahren spielte der TuS Lindlar in der Landesliga, kehrte in die Verbandsliga zurück. Zum Beispiel in der Saison 1983/84 war eher mit SSG Bergisch Gladbach 09, dem TuS Marialinden, dem SV Refrath und im SSV Overath, vier Mannschaften aus dem Kreis somit zeitgleich in der Landesliga, feierte am Ende dieser Saison unter Trainer Karl – Ernst Helmus den wieder Aufstieg in die Verbandsliga. Im Kader standen unter anderem Norbert und Thomas Heidemann, Hansi Buchholz, Jo Ebert, Charlie Kremershoff und Peter Vollmann.

Über Kontinuität beim TuS Lindlar wurde bereits berichtet. Heute spielen die Söhne von Joe Ebert, Justin und Jeffrey, in der 1. Mannschaft des TuS Lindlar. Die nächste Generation ist bereits im Einsatz. Zum großen Bedauern vieler Freunde des Fußballs erstmals in der langen Geschichte in der Kreisliga A.

Vorsitzender Wolfgang Waldheim: „Ich hätte Haus und Hof verwettet, dass dieses nicht passiert. 54 Jahre waren wir ununterbrochen im höherklassigen Fußball unterwegs. Es ist klar, dass man nicht nur immer Erfolge haben kann. Aber dieser Abstieg ist schon extrem bitter. Wir haben ein paar Tagen darüber geschlafen.

Die Mannschaft weiß, dass sie Wiedergutmachung zu leisten hat. Bis auf Kapellen, Combüchen und den dritten Torwart sind alle Spieler im Kader geblieben und werden daran arbeiten, dass wir baldmöglichst in den höherklassigen Fußball zurückkehren.“

Aufrufe: 023.7.2019, 20:00 Uhr
KSTA-KR/Elli RiesingerAutor