2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Im Regen stehen gelassen fühlt sich Sebastian Pummer (r.) vom TuS Holzkirchen. Thomas Plettenberg
Im Regen stehen gelassen fühlt sich Sebastian Pummer (r.) vom TuS Holzkirchen. Thomas Plettenberg

Pummer: „Hätte das Ruder herumreißen können“

Sebastian Pummer nach seiner Entlassung beim TuS Holzkirchen

Seit eineinhalb Wochen ist Sebastian Pummer nicht mehr Trainer des TuS Holzkirchen. Nun spricht der 33-Jährige über seine Entlassung und die Probleme bei seiner ersten Trainer-Station.

Holzkirchen – Seit rund eineinhalb Wochen ist Sebastian Pummer nicht mehr Trainer des Fußball-Bayernligisten TuS Holzkirchen. Mit etwas Abstand spricht der 33-Jährige nun über die Gründe für die Trennung, fehlende Unterstützung, eigene Fehler und seine Zukunft.

Herr Pummer, wie geht es Ihnen?

Sebastian Pummer: Inzwischen eigentlich sehr gut. Dank der Familie habe ich die Trennung relativ schnell und gut verarbeitet. Aber auch dank sehr, sehr vieler Spieler. Mir haben viele geschrieben, sich bedankt und gesagt, dass sie es schade finden, weil sie von mir überzeugt waren. Das hat mir auch geholfen.

Können Sie die Trennung nachvollziehen?

Sebastian Pummer: Einerseits verstehe ich’s, andererseits nicht. Es ist halt im Fußballgeschäft leider so, dass, wenn der Erfolg nicht da ist, der Trainer gehen muss. Das ist immer das Einfachste, womit man einen Impuls setzen kann. Ob ein Impuls gekommen ist, ist die Frage. Rein sportlich, wie der Verein selber sagt, habe ich nichts falsch gemacht.

Hat Ihnen der Vorstand etwas vorgeworfen?

Sebastian Pummer: Nur, dass nicht mehr so viele Leute im Training sind und dass angeblich der Zug nicht mehr so da ist. Aber wie soll Zug entstehen, wenn ich nur zehn Leute im Training habe? Da kann gar kein Konkurrenzkampf entstehen. Ich war ja schon glücklich, wenn ich am Wochenende wenigstens mal 14 oder 15 Mann hatte.

Glauben Sie, dass Sie die Wende geschafft hätten?

Sebastian Pummer: Man hat schon gemerkt, dass diese ganzen Niederlagen an den Spielern nagen, dass das Selbstvertrauen langsam nicht mehr da ist. Aber ich glaube schon, dass – wenn alle da und die verletzten und angeschlagenen Spieler wieder fit gewesen wären –, wir das Ruder noch hätten rumreißen können.

Hätten Sie sich mehr Unterstützung von Vereinsseite gewünscht?

Sebastian Pummer: Teilweise ja. Sie haben schon ein bissl was gemacht. Aber bei den Auswärtsspielen in Sonthofen, Hankhofen und Schwaben Augsburg war ich ganz alleine. Da war kein einziger Verantwortlicher da, es war ab und zu sogar kein Physio da. Jetzt, bei den letzten Spielen oder Trainingseinheiten, musste ich bei ein paar Jungs die Tapes machen. Ich war dann Mädchen für alles und konnte mich gar nicht mehr auf meinen Job konzentrieren. Das macht’s in der ersten Station natürlich auch schwer. Ja, ich hätte eigentlich schon gehofft, dass ich ein bisschen mehr Unterstützung kriege.

Sie haben es angesprochen: Das Hauptproblem waren die zahlreichen Ausfälle.

Sebastian Pummer: Am Anfang sind wichtige Spieler wie Benedict Gulielmo ausgefallen, Marco Höferth war angeschlagen, und der Zeisi (Torwart Benedikt Zeisel, Anmerk. d. Red.) spielt bis jetzt leider eine sehr unglückliche Saison. Das sind eigentlich die Stützen unserer Mannschaft: Zeisi, Beni, Höferth, Max Schulz. Diese Achse im Zentrum wollte ich unbedingt halten. Wenn dir da zwei bis drei ausfallen, wird’s halt schwer, dass sich auch die neuen Spieler daran orientieren können.

Hätten Sie da mal die unpopuläre Entscheidung treffen und den Holzkirchner Zeisel auf die Bank setzen müssen?

Sebastian Pummer: Im Nachhinein hätte ich es machen müssen, und es wäre auch die richtige Entscheidung gewesen. Das habe ich auch dem Fabio di Palma (Ersatztorhüter, Anmerk. d. Red.) gesagt. Als er in Augsburg gehalten hat, hat er das ordentlich gemacht. Als Zeisi dann zurückkam, hätte ich vielleicht auch einfach mal hart sein sollen und sagen: Hör’ zu, Du warst jetzt im Urlaub, Deine Spiele waren bislang nicht gut, und Fabio kriegt jetzt die Chance.

Untergräbt es nicht das Leistungsprinzip, wenn einer immer spielt?

Sebastian Pummer: Es ist nicht einfach, den Zeisi auf die Bank zu setzen, weil er eine Holzkirchner Ikone ist. Ich glaube, dann hätten sie mich schon früher rausgehauen, weil Zeisi eh einer war, der mich nicht unterstützt hat.

Wie war sonst Ihr Verhältnis zur Mannschaft?

Sebastian Pummer: Gut. Bis vielleicht auf ein, zwei Spieler.

Die Verbundenheit zum Team war am Samstag zu sehen, als Sie als Zuschauer in Ismaning waren.

Sebastian Pummer: Da sind noch mal sehr viele Spieler zu mir hergekommen. Da hat man gemerkt, dass viele einfach eine gute Bindung zu mir hatten. Ich glaube, dass die meisten, die in der letzten Zeit auch unter Schmerzen und mit Schmerztabletten gespielt haben, das für mich getan haben. Es haben auch fast alle gesagt, dass ich nichts für die sportliche Situation kann. Viele haben gesagt, dass sie als Spieler selber schuld sind, weil sie hinten die individuellen Fehler machen und vorne die Kisten nicht.

Wurde der Kader falsch zusammengestellt?

Sebastian Pummer: Es war recht schwer, weil alles so spät war. Auch die Entscheidung, dass ich Trainer werde. Dadurch gab es viele Abgänge, und du kriegst sehr schwer gute Spieler. Ich habe Adrian (Saft, Abteilungsleiter, Anmerk. d. Red.) geholfen und ein paar Spieler geholt. Und ich habe geschaut, dass wir Max Schulz halten.

Auch die Spieler, die Sie geholt haben, haben bislang nicht vollständig überzeugt.

Sebastian Pummer: Ich hatte gedacht, dass sie sich besser in die Mannschaft einfügen. Atilla (Arkadas, Anmerk. d. Red.) war lange verletzt und hat in Pipinsried auch nicht viel gespielt. Er hat bislang ordentlich gespielt, aber nicht das, was er eigentlich kann. Gilbert Diep ist fast der Einzige in der Mannschaft, der das abruft, was er kann. Tayfun (Arkadas, Anmerk. d. Red.) ist ein sehr kreativer Spieler, der Defensivarbeit nicht sehr hoch ansieht. Aber wenn die Mannschaft um ihn herum funktioniert, ist er richtig stark. Im Abstiegskampf kann er sich nicht so entfalten. Arthur (Kubica, Anmerk. d. Red.) ist auch ein bisschen unter seinen Erwartungen geblieben. Er hat eine super Vorbereitung gemacht, ab den ersten Ligaspielen war aber wenig zu sehen.

War es ein Problem, dass Sie mit fast allen noch zusammengespielt haben?

Sebastian Pummer: Fand ich nicht. Ein paar Spieler, die von mir nicht so eingesetzt worden sind, haben das gesagt. Die suchen die Fehler dann natürlich bei mir. Aber ich fand nicht, dass es ein Problem war. Ich hätte bei manchen Sachen auch besser durchgegriffen, wenn ich mehr Leute gehabt hätte.

Wie geht es bei Ihnen nun weiter?

Sebastian Pummer: Ich werde mich jetzt mal wieder ein bisschen fitter machen. Ich habe auch schon ein paar konkrete Angebote bekommen als Spieler. Aber bis zum Winter werde ich mich definitiv nur um die Familie kümmern.

Also keine Rückkehr zum TuS Holzkirchen?

Sebastian Pummer: Nein, zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen.

jpa

Aufrufe: 021.9.2018, 09:59 Uhr
Holzkirchner Merkur / Julia PawlovskyAutor