2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
Unsere "Nachspielzeit" - im Interview der Woche: Israel Mulumba Mukamba vom TuS Hackenheim. F: SG Eintracht Bad Kreuznach
Unsere "Nachspielzeit" - im Interview der Woche: Israel Mulumba Mukamba vom TuS Hackenheim. F: SG Eintracht Bad Kreuznach

"Kein Torwart will seinen Gegenspieler böswillig verletzen"

Nachspielzeit mit Israel Mulumba Mukamba vom TuS Hackenheim +++ Der Stürmer über seinen Dreierpack innerhalb von fünf Minuten, den aktuellen Lauf und den Zusammenstoß zwischen Casteels und Gentner

Hackenheim. In unserer FuPa-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich im lockeren Rahmen interessante Spieler oder Trainer der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Israel Mulumba Mukamba vom TuS Hackenheim.

Israel, erstmal Glückwunsch zur Leistung am Wochenende! Du hast innerhalb von fünf Minuten einen lupenreinen Hattrick erzielt und dein Team damit zum Sieg geschossen. Was war das für ein Gefühl?

Das war natürlich ein geiles Gefühl! Es waren meine ersten drei Tore in der Liga. Ich habe vorher nur im Pokal getroffen. Wir sind ein starkes Team, da arbeitet jeder für jeden. Vorher hab' ich auf dem Flügel gespielt und diese Saison dann ins Zentrum gewechselt. Ich muss meine Spielweise noch ein bisschen umstellen. In diesen fünf Minuten haben mir meine Mitspieler richtig starke Pässe gespielt. Das war vor allem eine Teamleistung.


Du bist ja erst vor der Saison ligaintern von Eintracht Bad Kreuznach II nach Hackenheim gewechselt. Wie kam der Wechsel zustande?

Ich mache jetzt bald ein Auslandssemester, also werde ich erstmal nicht da sein. Bei der Eintracht war das so, dass wir durch Spieler aus der ersten Mannschaft verstärkt wurden. Es war daher besser für mich zu wechseln, da ich mir jetzt mehr Spielzeit erhoffe. Ich war vorher in Hackenheim schonmal im Training, kenne ein paar Jungs schon länger. Der Trainer ist der Vater eines guten Freundes und er hat mir gesagt, dass ihm meine Spielweise gefällt und er auf mich bauen möchte.


Was studierst du denn und wo machst du dein Auslandssemester?

Ich studiere Wirtschaftsingeneurwesen in Kaiserslautern und mache ein Auslandssemester in Madrid.


Hackenheim hat mit neun Spielern die meisten Neuzugänge der Liga. Trotzdem führt ihr die Tabelle nach dem sechsten Spieltag an. Wie habt ihr so schnell zueinander gefunden?

Was alles sehr viel einfacher gemacht hat, war, dass sich die meisten schon kannten. Eine sehr große Stärke ist, dass immer sehr viele Leute im Training sind. Wir sind immer mindestens 15, oft aber bis zu 25 Mann im Training. Da kann mann immer elf gegen elf spielen. Wir differenzieren nicht groß zwischen erster und zweiter Mannschaft, das ist einfach ein Team. Jeder kann mit jedem zusammen spielen. Vor dem Training erklärt der Coach immer genau was wir machen und warum. Außerdem geht er noch einmal auf das letzte Spiel ein. Das ist sehr gut für neue Spieler, um reinzukommen. Am Wochenende zum Beispiel haben wir angefangen phasenweise zu pressen und genau das haben wir Dienstag und Freitag trainiert. Es ist super, wenn man da direkt die Zusammenhänge sieht und das umsetzen kann.


Welche Ziele habt ihr euch vor der Saison gesteckt?

Eigentlich nur, dass wir eine gute Saison spielen wollen. Zumindest den Tabellenplatz der letzten Saison wollten wir ungefähr halten.


Ist der mögliche Aufstieg intern kein Thema?

Nicht wirklich. Also klar guckt man sich die Tabelle an aber es ist eher so, dass wir den momentanen Erfolg jetzt genießen und wissen, wir arbeiten gut. Wir wissen aber auch, dass wir uns da jetzt nicht drauf ausruhen dürfen. In Kreuznach war das letztes Jahr auch so. Da haben wir bis kurz vor dem Ende eine gute Saison gespielt. Es sind fünf, sechs Mannschaften, die eine gute Rolle spielen können. Wenn's mit dem Aufstieg klappt, wär's schon geil, keine Frage. Aber wir wollen erstmal einfach nur eine gute Runde spielen.


Wenn du im Kader warst hast du immer von Anfang an gespielt. Gegen Alsenztal und Hoppstädten warst du aber gar nicht dabei. Woran lag das?

Da war ich wegen der Uni verhindert. Ich war da eine Woche in Madrid wegen einer Einführungsveranstaltung. Ich versuche mich komplett einzubringen im Moment, so lang ich da bin. Meine Spielweise passt gut zur Mannschaft und deshalb spiele ich im Moment oft. Ich hätte aber auch kein Problem damit mal draußen zu sitzen. Das macht uns im Moment stark, dass jeder die Entscheidungen des Trainers akzeptiert und nicht hinterfragt.


Am Sonntag hast du im vierten Liga-Einsatz für Hackenheim nun erstmals getroffen - und das gleich dreifach. Ist der Knoten jetzt geplatzt?

Ich hoffe es, ja. Ich denke mal schon. Wenn ich weiterhin solche Bälle von meinem Team bekomme, dann auf jeden Fall. Als Stürmer habe ich schon die Lust und die Absicht immer zu treffen, aber wenn ich als Teamplayer mithelfen kann, dass andere treffen, ist das auch gut. Lieber gewinne ich und treffe nicht selbst, als dass wir verlieren und ich treffe.


Peilst du ein bestimmtes persönliches Ziel an in dieser Runde?

Hm. Also ich würde schon gern so um die 15 Tore machen. Das wäre schon geil, aber ich muss auch gucken was realistisch ist. Jetzt bin ich erstmal ein halbes Jahr weg, werde wohl erst zur Rückrunde wiederkommen und wenn es dann gut läuft, wäre es schon cool die 15 Dinger zu machen.


Gehen wir mal auf den bisherigen Saisonverlauf ein: Ihr seid mit drei Siegen gestartet, hattet dann mit zwei Unentschieden in Folge einen kleinen Durchhänger. Auch gegen Türkgücü fing es nicht gut an - nach neun Minuten stand es schon 0:2. Was hat euch der Trainer in der Pause gesagt?

Hauptsächlich, dass wir einfach weitermachen sollen. Wir lagen ja schon früh 0:2 zurück, das wurde angesprochen. Dann aber auch, dass wir schnell das 1:2 gemacht haben (16. Minute, Anm. d. Red.). Da sollten wir weitermachen und dann haben wir zu unserem Spiel zurückgefunden. Wir haben uns dann noch einmal richtig gepusht. Die Moral und die Teamchemie machen uns im Moment stark. Wenn jemand einen Fehler macht, wie das Eigentor zum 0:1, dann ist das ein Fehler im Kollektiv. Wir haben als Team zurückgelegen und sind als Team zurückgekommen.


War der deutliche Sieg am Ende eine Art Brustlöser für die Mannschaft?

Ich denke auch mit den Unentschieden zuvor ist es gut gelaufen. Es war auch so, dass wir einen personellen Engpass hatten. Urlaub, Verletzungen, ich selbst war im Ausland. Der Sieg gegen Ippesheim tut aber auf jeden Fall gut. Klar war er am Ende deutlich, aber da hatte sich der Gegner sich auch schon aufgegeben. Sie waren lange sehr stark, das Spiel war offen und mit der Umstellung auf Dreierkette haben wir sie geknackt. Wir sind stark im Umschaltspiel und da haben sich dann auch für mich Räume ergeben.


Und nun noch ein anderes Thema: Wie intensiv verfolgst du die Bundesliga?

Ziemlich intensiv.


Hast du einen Lieblingsclub?

Klar! FC Bayern München.


Sicher hast du auch vom heftigen Zusammenstoß zwischen Koen Casteels und Christian Gentner gehört, bei dem sich der Stuttgarter schwer im Gesicht verletzt hat?

Ja, hab ich.


Das Thema wird derzeit heiß diskutiert. Foul oder kein Foul?

In der ersten Aufnahme habe ich gedacht: Torwart, Fünfmeterraum, geht klar zum Ball - also kein Foul. In der Zeitlupe sieht man dann aber, dass er mit dem Knie voraus reingeht. Also Torwart im Fünfmeterraum hat schon so eine Art Narrenfreiheit, aber da geht er ohne Rücksicht auf die Gesundheit des Gegenspielers rein, deshalb würde ich am Ende sagen Foul.


Sollten die Torhüter ihr Spiel deiner Meinung nach umstellen?

Ich hab' auch mal 'ne Zeit lang Torwart gespielt. Das ist halt so 'ne Sache. Ich würde sagen das Regelwerk sollte da genauer sein. Wenn ich als Torwart lerne im Fünfmeterraum aggressiv zum Ball zu gehen, ist es schwer. Das hat Neuer im WM-Finale gegen Higuain auch gemacht und damit ein Tor verhindert. Da muss man entweder sagen, geht er mit dem Fuß oder Knie voraus, dann ist es Foul oder es ist kein Foul. Ich finde da muss man eine klare Linie finden, sonst kann man dem Torwart keine Schuld geben.


Als Stürmer kommst du sicherlich auch in den ein oder anderen Luftzweikampf mit dem gegnerischen Keeper. Wie sehr beschäftigt dich diese Sache persönlich?

Ich sag es mal so: Ich bin kein Kind von Traurigkeit. Ich spiele selbst sehr hart aber im Rahmen des Erlaubten. Ich hatte schon Szenen, wo ich den Torwart in der Luft getroffen habe und andersrum. Ich gehe mal nicht davon aus, dass ein Torwart seinen Gegenspieler böswillig verletzten will. Das macht niemand.


Israel, wir danken für das Gespräch!


Das Interview führte David Rau

In unserer "Frage der Woche" beschäftigen wir uns mit dem Einsteigen von Koen Casteels. Was denkt ihr darüber?

Aufrufe: 020.9.2017, 14:00 Uhr
David RauAutor