2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Schlicht, herzlich und treffend: TuS Biebelnheim gedenkt seines ehemaligen Vorsitzenden Gunter Diel.	Foto: BK/Axel Schmitz
Schlicht, herzlich und treffend: TuS Biebelnheim gedenkt seines ehemaligen Vorsitzenden Gunter Diel. Foto: BK/Axel Schmitz – Foto: Verein

Ein liebenswerter Dickkopf

Was Gunter Diel für TuS Biebelnheim und Fußballer wie Pascal Mohr bedeutete

Biebelnheim. Thorsten Landgraf machte sich lang, ehe sein Blick über das große Areal schweifte: „Alles, was hier steht, wird mit dem Namen Gunter Diel verbunden bleiben. Immer. Das ist untrennbar miteinander verbunden“, sagte der ehemalige Vorsitzende vom TuS Biebelnheim. Und das, was er meinte, ist eine ganze Menge: Ein Stadion, eingebettet in zwei sanfte Hänge, die als natürliche Tribünen dienen können. Ein schmucker Rasenplatz. Ein schickes Vereinsheim mit Umkleidemöglichkeiten. Und ein großzügiger Grillbereich, der selbstverständlich auch an diesem außergewöhnlichen Nachmittag in Betrieb war.

Meinungsstark und doch immer kompromissbereit

Außergewöhnlich deshalb, weil sich die Zuschauer weniger wegen des unterklassigen Freundschaftsspiels gegen die TSG Albisheim auf der Biebelnheimer Höhe eingefunden hatten. Sondern um Gunter Diel zu gedenken. Der war vor wenigen Tagen verstorben. Plötzlich. Mit 59 Jahren. Frei von jeglichen Ehrenämtern, von denen er sich zurückgezogen hatte. Aber mit sehr viel Bedauern landauf, landab.

Der passionierte Fußballer war weit über die Vereinsgrenzen hinaus bekannt. Wegen seiner Verdienste im Heimatklub, dem er über 16 Jahre lang vorsaß. Aber auch wegen seines Charismas, mit dem ihn die Fußball-Welt wahrnahm. Er galt als meinungsstark und konfliktfreudig, im Zweifelsfall aber auch immer als integrativ.

Rasenplatz und Klubheim sind das Lebenswerk

Drinnen im Vereinsheim hatte TuS ein Trauertischchen aufgebaut. Zwei Bilder erinnerten an den ehemaligen Torhüter. Das eine zeigte ihn beim Umbau des ehemaligen Hartplatzes zum Rasenplatz, was im ehrenamtlichen Bereich sein Lebenswerk war. Das andere präsentierte ihn im Porträt, voller Vitalität. So, wie ihn die Leute kannten, ehe er so jäh aus dem Leben gerissen wurde. Zwei blau-weiße Schals mit der Aufschrift „TuS Biebelnheim“, ein Väschen mit weißen Röschen und eine große, brennende Kerze schufen inmitten eines großen Saals einen kleinen Raum, in dem man sich besinnen konnte.

Draußen indes rollte der Ball. Und es wurde viel geredet. Häufig auch über Gunter Diel. „Mit ihm unterwegs zu sein, das waren Highlight“, erzählt beispielsweise Thorsten Landgraf. Er war häufiger mit dem Idealisten on Tour. Er schätzte dessen Ehrlichkeit, Intelligenz und Beharrlichkeit, obwohl das zwangsläufig auch mal im Disput mündete: „Das war dann aber auch schnell wieder vergessen. Er war ein Mensch, der keinem lange böse sein konnte. Und dem man auch nicht böse sein konnte“. Dieser Geist prägte auch das Leben der Fußball-Abteilung, wie Thorsten Klamberg illustriert. Er steht inzwischen seit sieben Jahren im Tor von TuS, hat Gunter Diel anfangs in offizieller, später in inoffizieller Vereinsmission kennengelernt: „Gunter war immer direkt heraus. Ich bin gut damit zurechtgekommen“, sagt der Keeper, ehe ihn die Trauerbinde, die er und seine Mannschaftsgefährten trugen, ins Jetzt zurückholten. „Ja, so schnell kann es gehen“, meinte er kopfschüttelnd. Unfassbar.

Ein paar Meter weiter saß Pascal Mohr, der TuS Biebelnheims goldener Fußball-Zeit angehört. Es war die Elf, die den Petersberg-Klub in die Bezirksliga führte. Ein verschworener Haufen, der beinahe sogar mal RWO Alzey aus dem Verbandspokal gekegelt hätte. Gunter Diel schuf mit seiner geselligen Art den Rahmen dafür, dass dieses Team so wachsen konnte, reflektiert der Stürmer: „Da war jeder mit jedem befreundet.“ Freitagabends, nach dem Training, bürgerte sich so etwas wie ein Teamabend ein. Da wurde gemeinsam gegessen und bis in die Nacht miteinander geklönt. Manchmal schaute auch Sven Ruppert vorbei und packte die Gitarre aus. „Das hat Spaß gemacht. Und wird immer unvergessen bleiben“, schildert der heutige Angreifer von RWO Alzey.

Die Saat des Idealisten geht auf

Typen wie Gunter Diel sind Ausnahmen. Einer der 16 Jahre lang einem Verein vorsitzt und dazu noch so viel bewegt. „Er war ein Macher“, würdigte Harry Schmitt seinen Vorgänger in der Laudatio vorm Spiel gegen Albisheim. Und „ein großer Freund“. Aber auch einer, der die Keime dafür gelegt habe, dass der Klub weiterleben kann. Die Saat geht auf. Nicht nur das kurzfristig trotz Corona-Erschwernissen auf die Beine gestellte Gedenkspiel zeugt davon. Auch der Applaus, den die Versammelten dem Verstorbenen spendeten, hatte Symbolcharakter. Gefühlt fiel er länger aus als die lange Gedenkminute, die diesem bewegenden Beifall vorausging.

Aufrufe: 011.8.2020, 10:00 Uhr
Claus RosenbergAutor