2024-04-25T14:35:39.956Z

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Luis Mena (rechts) mit Cheftrainer Farhat Dahech (links) und Co-Trainer Ole Nyhuis. F: Reinhard Rehkamp
Luis Mena (rechts) mit Cheftrainer Farhat Dahech (links) und Co-Trainer Ole Nyhuis. F: Reinhard Rehkamp

Mit 21 Jahren auf dem Weg in Richtung Profifußball

Luis Armando Mena Murillo will sich über den TuS Bersenbrück weiterempfehlen

Luis Armando Mena Murillo oder kurz „Mena“, wie er selbst am liebsten genannt wird, ist der neueste Zugang beim TuS Bersenbrück. Der Kolumbianer hat mit seinen 21 Jahren sportlich und privat schon viele Rückschläge einstecken müssen. Der Schritt nach Deutschland sei das Beste, was ihm passieren konnte. Über die Fußballakademie Schüttorf landete Mena beim TuS.
Der junge Angreifer kommt aus Quibdó, einer Stadt im Nordwesten Kolumbiens. Als jüngstes von fünf Kindern lebte Mena zusammen mit seiner Mutter, Tante, Oma und einem Bruder in ärmeren Verhältnissen. Sein Vater starb noch vor Menas Geburt. Wie viele Nachwuchskicker stand auch er am Scheideweg zwischen schulischer Ausbildung und dem Traum vom Fußballprofi. „Meine Mutter wollte, dass ich zur Universität gehe, aber ich wollte es unbedingt mit dem Fußball versuchen“, sagt Mena.

Mit 18 Jahren verließ er seine Heimat, um in der Millionenmetropole Medellín seinen Weg zum Profifußballer fortzusetzen. Im Nachwuchsbereich des Erstligisten Envigado wollte Mena sich weiterentwickeln und irgendwann den Sprung zu den Profis schaffen, schließlich war im Vorfeld alles vereinbart worden.

Doch der 21-Jährige sollte zu spüren bekommen, dass mündliche Versprechen in seiner Heimat wenig wert sind. „Als ich dort ankam, wollten sie mich nicht mehr haben. Ich sei zu schmächtig und noch nicht weit genug gewesen.“ Als der Neu-Bersenbrücker auch bei zwei Teams, die von kolumbianischen Ex-Profis gegründet wurden, keine Perspektive hatte, war er am sportlichen Tiefpunkt: „Ich hatte es dann schon abgehakt und wollte zurück nach Quibdó zur Universität gehen.“

Doch das Blatt sollte sich wenden: Mena hatte bei einem ehemaligen Mentor Eindruck hinterlassen und wurde zu einem Sichtungsturnier eingeladen. Scouts aus der ganzen Welt waren hier auf der Suche nach Talenten – auch die Schüttorfer Fußballakademie. Mena nutzte seine Chance und überzeugte Juan Valencia, der als Vor-Ort-Partner von Rüdiger Schult, Eigentümer der Schüttorfer Fußballschule, Spieler empfiehlt.

Angebote aus Spanien

„Ich hatte auch Angebote aus Spanien und Brasilien. Ich habe mich für Deutschland entschieden, weil ich hier mehr Möglichkeiten habe – die Ausbildung, die Taktik, die Technik, alles ist sehr geordnet“, erklärt Mena, „es ist das Beste, was mir passieren konnte.“

Ex-Profi Schult betreibt die Akademie in Schüttorf seit etwa zwei Jahren. „Wir haben immer maximal 15 Spieler bei uns, sodass wir intensiv mit den Jungs arbeiten können. Wir trainieren zweimal pro Tag“, so Schult. Darüber hinaus können sich die Talente in Testspielen empfehlen, um von Vereinen verpflichtet zu werden. Denn wer nach drei Monaten bei keinem Klub anheuert, muss zurück in seine Heimat. Über Mena, der im Februar nach Deutschland kam, findet Schult lobende Worte: „Er ist schnell, hat viel Talent und ein gutes Spielverständnis. Auch menschlich stimmt das.“ Nach ein paar Spielen für Bezirksligist FC Schapen stand Mena im Sommer bereits vor einem Wechsel zum Oberligisten Optik Rathenow (Brandenburg), der nur wegen einer Rückenverletzung scheiterte.

Der Kontakt nach Bersenbrück kam über TuS-Teammanager Christian Hebbeler zustande, der vor einem Jahr als Trainer von Preußen Lengerich gegen die internationale Auswahl spielte. Im Test gegen den TuS Ende Juni überzeugte Mena, der daraufhin als Gastakteur für die Bersenbrücker auflief. Mitte Juli reichten die Verantwortlichen die Unterlagen für eine feste Verpflichtung ein. In der Vorbereitung stach Mena mit seiner Explosivität hervor. Beim Turnier in Holdorf zog sich der 21-Jährige eine Verletzung am Knöchel zu, von der er sich allmählich erholt hat und zum Saisonauftakt zumindest zu einem Joker-Einsatz kam.

Mena hat seine Chance genutzt und mit dem TuS einen ambitionierten Verein gefunden, bei dem er sehr glücklich ist: „Das Niveau ist hier viel höher. Sie helfen mir, und ich will lernen.“ Nicht nur auf dem Platz möchte sich der Fan von Real Madrid weiterentwickeln. Da er nur Spanisch spricht, ist die Kommunikation noch problematisch, Sprachkurse will Mena bald besuchen.

„Er ist sehr stark im Eins-gegen-eins und eine sehr gute Verstärkung. Das hat der Vorstand gut gemacht“, zeigt sich Trainer Farhat Dahech zufrieden, und auch Teammanager Sebastian Voss schwärmt: „Wir waren sportlich von Anfang an komplett überzeugt von ihm. Er hat das besondere Etwas. Wir sagen immer, er rennt für sein Ziel.“

Der Wechsel nach Bersenbrück dürfte Mena für dieses Ziel nach all den Rückschlägen neue Motivation geben. Dass der Weg zum Profifußballer Opfer fordert, weiß er. So sah der Kolumbianer seine Mutter in den letzten drei Jahren nur 14 Tage.

Alle Infos zur Oberliga: https://www.fupa.net/liga/oberliga-niedersachsen

Aufrufe: 019.8.2017, 11:19 Uhr
Bersenbrücker Kreisblatt Autor