München – „Der Münchner Stadtmeister steigt auf“, prophezeite Kulttrainer Karsten Wettberg (78) zu Beginn der Saison. Nach der Hinrunde lässt sich zumindest festhalten: Der Münchner Spitzenreiter ist auf Relegationskurs. Nur einen Punkt liegen die Löwen hinter dem Tabellenzweiten FC Ingolstadt; mit zwei Zählern Abstand folgt Türkgücü auf Platz vier. Der Vergleich der Münchner Aufstiegsrivalen.
Saisonverlauf: 1860 erwischte einen starken Start mit drei Siegen und zwei Remis, auch Türkgücü begann forsch, spielte dabei allerdings oft zu naiv. Die offensive Ausrichtung ging auf Kosten der Stabilität, nach einem kurzen Tief im Dezember – vier Spiele ohne Sieg – stellte Trainer Alexander Schmidt um. Aaron Berzel wurde ins Mittelfeld gezogen, die Innenverteidigung bestand fortan aus Furkan Zorba und Alex Sorge.
Der Kniff fruchtete: Aus den letzten fünf Spielen holte Türkgücü 13 Punkte und kämpfte sich in die obere Tabellenregion zurück. „Den ein oder anderen Punkt haben wir unnötig verschenkt, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden“, sagt Geschäftsführer Max Kothny. Die Löwen-Kurve verlief beinahe parallel. Der November-Krise ließen die Blauen vier Siege (allesamt zu null) und ein Unentschieden folgen.
Leistungsträger: 1860 hat mit Sascha Mölders den treffsichersten Stürmer der Liga (13 Tore), Torwart Marco Hiller und die Viererkette mit Talent Semi Belkahia in der Innenverteidigung sind ein Bollwerk. Türkgücü bietet das torgefährlichste Duo der Liga auf. Petar Sliskovic (12 Treffer, 3 Vorlagen) und Sercan Sararer (6/11) beweisen, dass sie auch eine Klasse höher spielen könnten. Hervorzuheben sind zudem die mittlerweile sehr sichere Verteidigung und die Dauerbrenner im Mittelfeld, Kilian Fischer und Philipp Erhardt.
Klubpolitik: Bei Sechzig herrscht Waffenruhe zwischen den Gesellschaftern, im Erfolg will niemand den Spielverderber geben. Der Etat für die kommende Saison ist bereits gesichert. Das Projekt Türkgücü steht wirtschaftlich noch auf wackligen Beinen, Bedingung für Hasan Kivrans langfristigen Verbleib als Investor sei „der maximale sportliche Erfolg und die Zukunftsträchtigkeit des Projektes“, sagt Kothny. Für die 2. Liga brauchen die Münchner allerdings ein Nachwuchsleistungszentrum; konkrete Pläne müssen der DFL bis zum 1. März vorgelegt werden. „Die Gespräche mit der Stadt und der DFL laufen. Wir müssen natürlich härter kämpfen als Vereine, die schon alle Rahmenbedingungen erfüllen“, sagt Kothny.
Wintertransfers: Die Löwen legten mit Leihspieler Merveille Biankadi aus Heidenheim nach, Türkgücü trennte sich von Tom Boere, Emre Kurt, Thomas Haas, Marco Holz sowie Marco Raimondo Metzger, um zwei Neue zu verpflichten: Gestern unterschrieben Ex-Mittelfeld-Löwe Sebastian Maier (27, Bochum) und Stürmer Lucas Röser (27) vom 1. FC Kaiserslautern.
Die weiteren Aussichten: 1860 hat mit Meppen (Sonntag), Magdeburg, Zwickau und Lübeck vier Keller-Teams vor der breiten Brust, Türkgücü bekommt es morgen mit Bayern II zu tun, es folgen Lautern, Mannheim und Wiesbaden. Das direkte Duell mit 1860 steigt am dritten April-Wochenende. (nms, lk)