Bezirksliga: „Wildes Gebolze“ und ein Unbekannter im Tor

Die einen ächzten über einen „Acker, auf dem Fußball spielen nicht möglich war“ (TSV Rohr). Die anderen stolperten mit zwei plötzlichen Debütanten und einem Notaufgebot in ihre nächste Niederlage (Spvgg Möhringen). Und die Dritten mühten sich zu einem glanzlosen Pflichterfolg (SV Bonlanden). So wurde der neunte Spieltag der Stuttgarter Bezirksliga aus Filder-Sicht zur mauen Angelegenheit. Die positive Ausnahme: der TSV Plattenhardt. Jener setzte mit einem 3:0 beim FC Stuttgart-Cannstatt seinen Aufwärtstrend fort und ist nun in sieben Pflichtspielen nacheinander unbesiegt.

FC Stuttgart-Cannstatt - TSVgg Plattenhardt 0:3

Vielleicht hatte es ja doch auch ein Gutes, dieses Ärgernis vom vorherigen Spieltag, als der TSV Plattenhardt beim 2:2 in Obertürkheim einen vermeintlich sicheren Sieg noch hergeschenkt hatte. „Womöglich hat uns das angestachelt und gezeigt: jetzt müssen wir richtig ran“, sagt der Trainer Sascha Krammer. Mit geschärften Sinnen also in die nächste Aufgabe. Jene hat am Sonntag dann ein überzeugendes 3:0 beim FC Stuttgart-Cannstatt gebracht. Nicht nur das: die Filderstädter haben auch gleich noch einen bereits aufgekeimten Verdacht widerlegt. Hinten raus zu schwach auf der Brust? Fehlte es der Mannschaft etwa am Stehvermögen innerhalb einzelner Partien? Nun, aktuell tütete sie ihren Sieg just in einem guten Schlussspurt vollends ein.

Der einzige Vorwurf, den sich die Weilerhau-Kicker diesmal gefallen lassen mussten, ist, dass sie nicht eher für klare Verhältnisse sorgten. Nach dem frühen Führungstor, erzielt von Christian Mayer, nachdem Niels Wüllbier dem gegnerischen Keeper den Ball abgeluchst hatte, ließen sie reichlich Chancen liegen. Unter anderem verschoss Denis Antonov einen an Denis Kroer verursachten Foulelfmeter. Die Vorentscheidung gelang erst Philipp Straub, der nur vier Minuten nach seiner Einwechslung traf. Die Vorarbeit lieferte einer der Besten des Nachmittags: Christian Kienle. Er ließ bei einem Sololauf vier Gegenspieler stehen – wonach man sich auf Plattenhardts Höhen nun allmählich vorsichtig fragen darf: wie viele Konkurrenten lässt das eigene Ensemble in der Tabelle noch stehen?

Bis Weihnachten noch dreimal gegen NAFI

Als Fünfter bleiben Krammer und die Seinen in Lauerstellung. „Jetzt müssen wir auch gegen Zuffenhausen und Möhringen unsere Hausaufgaben machen“, sagt der Coach, „und dann können wir mal schauen.“ Dahingehend, ob es gelingt, wie erhofft „die Großen ein bisschen zu ärgern“. Kuriosität des Terminplans: bis zur Winterpause treffen die Plattenhardter nicht nur noch auf den Zweiten Türkspor (4. Dezember), sondern gar noch dreifach auf den Spitzenreiter NAFI Stuttgart. Zweimal in der Punkterunde (19. November und 17. Dezember), einmal im Pokal (8. November) – spätestens danach wird man mehr dazu wissen, was in dieser Saison möglich ist.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Christian Mayer (13.), 2:0 Philipp Straub (80.), 3:0 Marvin Jauch (83.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Selcuk Düzgün (90./FC Stuttgart-Cannstatt)
Besondere Vorkommnisse: Denis Antonov (TSVgg Plattenhardt) scheitert mit Foulelfmeter an Torwart Fuat Güzelyavuz (54.)

Sportvg Feuerbach - SV Bonlanden 1:2

Um eines vorwegzunehmen: ein rauschender Auftritt war es auch diesmal nicht. Die Vorstellungen des Landesliga-Absteigers SV Bonlanden, sie sind weiter weniger von Leichtigkeit als harter Arbeit geprägt. Aber was vor allem zählt, sind bekanntlich die Ergebnisse. Und die haben zuletzt zweimal gepasst. Dem 5:2 gegen Münster hat die Mannschaft am Sonntag ein 2:1 in Feuerbach angefügt. „Sechs Punkte aus zwei Spielen – ich bin zufrieden. Wir sind auf einem richtigen Weg“, merkt der Trainer Klaus Kämmerer pragmatisch an.

Zum Matchwinner avancierte wie schon vor Wochenfrist Nico Presthofer. Den ersten Bonlandener Treffer erzielte er per Kopf selbst, den zweiten leitete er mit einem Schuss an die Lattenunterkante ein, worauf sein Teamkollege Ronald Ried abstaubte. Bezeichnend: in beiden Fällen waren Standardsituationen der Ausgangspunkt. Aus dem Spielfluss heraus ergab sich dagegen eine Kopie vieler vorheriger Partien dieser Saison. „Wir haben das Geschehen 60 Minuten lang dominiert“, sagt Kämmerer – eine Dominanz allerdings einmal mehr ohne die nötige Effizienz. Großer Aufwand, wenig Ertrag. So wurde es für die Gäste nach dem gegnerischen Anschlusstor prompt noch eine Zitterpartie.

Stannull diesmal als Spitze

Folglich dürfte die Suche nach der optimalen Angriffsformation weitergehen. Presthofer, ja. Aber daneben? Diesmal durfte sich in Marcel Stannull ein zweiter eigentlicher Mittelfeldmann als Spitze versuchen – und vergab zwei dicke Chancen. Maximilian Schwarz saß derweil durchgängig auf der Bank. Nach gerade erst einigermaßen überstandener Schulterverletzung wollte Kämmerer kein Risiko eingehen.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Nico Presthofer (39.), 0:2 Ronald Ried (51.), 1:2 Mahran Hussein (58.)

TSVgg Stuttgart-Münster 1875/99 - TSV Rohr Stuttgart 2:1

„Unebener Acker.“ „Wildes Gebolze.“ Ein Ball, der 90 Minuten lang „irgendwie durch die Gegend“ geholpert sei. Das ist ein kleiner Auszug aus der Spielanalyse von Panagiotis Andreadis, Co-Trainer des TSV Rohr. Kurzum: ein wirkliches Fußballspiel, Betonung auf der Silbe „Spiel“, konnte nach Einschätzung der Gäste schon allein ob der äußeren Umstände nicht zustande kommen. Der Platz als Feind jeglicher Spielkultur. Und einerseits wollte Andreadis dies zwar nicht als Lamento oder Entschuldigung verstehen, schließlich waren es ja für beide Mannschaften die gleichen Bedingungen. Andererseits erklärt sich für ihn so zu einem Teil, warum es fürs eigene Team diesmal schief gegangen ist: In Münster unterlag der in den Wochen zuvor so forsch auftretende Aufsteiger mit 1:2.

„Es ist uns nicht gelungen, unsere normale Leistung zu bringen“, sagt Andreadis – ausgenommen zwei Akteure. Diese hießen Ömür Karatas und Kai Hansen. Karatas erzielte die Rohrer Führung und war auch sonst ein steter Dampfmacher. Der Keeper Hansen wiederum erwies sich als sicherer Rückhalt – womit man dann allerdings schon bei den Abers ist.

Kartenfestival und Schienbeinprellung

Zu verhindern vermochte auch Hansen nicht, dass der Gegner die Begegnung nach der Pause drehte. Nach einem Eckball sowie einem abgefälschten Freistoß zappelte die Kugel jeweils im Rohrer Tor. Damit nicht genug: Bilal Hussein sah im zunehmenden Kartenfestival Gelb-Rot (insgesamt elfmal Gelb) – und Hansen ging am Schluss verletzt vom Platz. Bei einem harten gegnerischen Einsatz erlitt er eine Schienbeinprellung. Rohrer Fazit: blöder Rasen, blödes Ende, blöder Spieltag.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Ömür Karatas (14.), 1:1 Thomas Ivan (70.), 1:1 Ismail Demirci (76.)

SpVgg 1887 Möhringen e.V. - Spvgg 1897 Cannstatt e.V. 1:2

Ja, so hatte Jörg Elser sich das vorgestellt: großer Kampfgeist, dazu „die taktischen Vorgaben umgesetzt“. Insgesamt somit eine Darbietung, mit welcher seine Mannschaft gegenüber der 0:2-Schlappe vom Spieltag zuvor beim damaligen Tabellenletzten Croatia Stuttgart im positiven Sinne „nicht wiederzuerkennen war“.

Was der Trainer der Spvgg Möhringen sich dagegen nicht so vorgestellt hatte, war das Ergebnis. Trotzdem verloren die Seinen erneut, diesmal mit 1:2 gegen die Spvgg Cannstatt, womit sich die Anzeichen verdichten, dass es auch in dieser Saison ein harter Kampf gegen den Abstieg wird. Und ebenfalls so gar nicht nach Elsers Plan war seine Aufstellung. Letztere resultierte aus einem Notaufgebot, nachdem dem Coach eine halbe Stammelf nicht zur Verfügung stand. Die Gründe? Die Palette reichte von der Familienfeier (Martin Brodbeck, Thomas Brodbeck) über eine Taufe (Christopher Müller) bis zum Urlaub (Johannes Löw) und beruflichen Verpflichtungen (Sebastian Hofmann). Kurzum: die Fehlenden fehlten wegen privater Unternehmungen. „Solche Dinge kommen vor“, sagt Elser – fügt allerdings knurrig an: „In dieser geballten Form ärgert es mich.“

Plötzlicher Debütant im Tor

Auf dem Platz ergab sich somit für zwei Spieler ein plötzliches Debüt. Im Tor stand ein gewisser Julius Meier – für den 21-Jährigen erwarben die Möhringer in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Zweitspielrecht. Sein Stammverein ist der badische A-Kreisligist PTSV Jahn Freiburg. Derzeit absolviert Meier in Stuttgart ein Berufspraktikum. Bis vor zwei Wochen hatte selbst Elser ihn nicht gekannt. Und im Angriff durfte Aliou Abalo aus der eigenen zweiten Mannschaft als Joker ran.

Gleichwohl mangelte es nach der Pause an personellen Alternativen, „als uns der Strom ausgegangen ist“, wie Elser sagt. Moritz Breuckers Führungstor erwies sich schließlich als zu dünnes Polster. Die Chancen zum Nachlegen hatten die Möhringer zwar. Zum Hindernis wurde jedoch ein ums andere Mal derselbe Mann: der Cannstatter Keeper Giuseppe Pellegrino. Ihm attestiert Elser „ein erstklassiges Spiel“. Noch ein Punkt, der anders lief als vorgestellt.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Moritz Breucker (31.), 1:1 Pascal Geidies (55.), 1:2 Pascal Geidies (79.)

Ausführliche Tabelle in der Bezirksliga

1. N.A.F.I. Stuttgart 9 8 0 1 27 : 9 18 24 2. Türkspor Stuttgart 9 7 1 1 25 : 13 12 22 3. SC Stammheim 9 6 1 2 21 : 10 11 19 4. SV Bonlanden 9 6 1 2 21 : 13 8 19 5. TSVgg Plattenhardt 9 5 2 2 21 : 15 6 17 6. Spvgg 1897 Cannstatt e.V. 9 4 2 3 23 : 18 5 14 7. MTV Stuttgart 9 3 4 2 23 : 20 3 13 8. TSV Rohr Stuttgart 9 4 1 4 17 : 18 -1 13 9. Sportvg Feuerbach 9 3 2 4 19 : 18 1 11 10. VfB Obertürkheim 9 2 5 2 15 : 14 1 11 11. TSVgg Stuttgart-Münster 1875/99 9 3 2 4 17 : 24 -7 11 12. FC Stuttgart-Cannstatt 9 3 1 5 10 : 19 -9 10 13. SpVgg 1887 Möhringen e.V. 9 1 3 5 10 : 19 -9 6 14. SV Sillenbuch 9 1 2 6 16 : 24 -8 5 15. Croatia Stuttgart 9 1 1 7 9 : 22 -13 4 16. SSV Zuffenhausen 9 0 2 7 13 : 31 -18 2

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