2024-05-22T11:15:19.621Z

Analyse
Meitingens Trainer Pavlos Mavros will gar nicht hinsehen, als sich andeutet, dass sein Kollege Christoph Kehrle gleich die Rote Karte bekommt.
Meitingens Trainer Pavlos Mavros will gar nicht hinsehen, als sich andeutet, dass sein Kollege Christoph Kehrle gleich die Rote Karte bekommt. – Foto: Karin Tautz

Emotionen pur

Platzverweis für Wertingens Trainer Christoph Kehrle +++ Gersthofen beklagt unnötigen Punktverlust gegen Altenmünster

380 Zuschauer hatten beim 4:3 zwischen dem TSV Meitingen und dem TSV Wertingen ein packendes und dramatisches Fußballspiel gesehen, das keine Wünsche offenließ. Nicht dabei sein konnte bei diesem Altlandkreis-Klassiker Wertingens Sportleiter Fritz Bühringer aus privaten Gründen. „Im Nachhinein war es wohl gut, dass ich gefehlt habe“, konnte sich der 62-Jährige über das, was ihm am Abend alles berichtet worden war, selbst am Montag noch immer nicht so richtig beruhigen.

„Wenn ich vor Ort gewesen wäre, hätten wir wohl eine weitere Rote Karte bekommen“, spielt er auf die Strafe gegenüber seinem Trainer Christoph Kehrle an. Dieser hatte vor dem Elfmeter der Meitinger zum 3:3 durch Arthur Fichtner lautstark moniert, dass zuvor der Wertinger Florian Eising im Mittelfeld gefoult wurde, ohne dass ein Pfiff erfolgte. „Christoph Kehrle hat niemanden beleidigt, sondern als Trainer einfach nur Emotionen gezeigt“, kann Bühringer die Rote Karte gegen seinen Coach nicht nachvollziehen. Dem ehemaligen Trainer des TSV Zusmarshausen droht nun durch das Sportgericht eine Sperre. Für Fritz Bühringer ein Unding hoch drei: „Das wird alles nur deswegen gemacht, weil der Verband seine eigenen Kassen weiter füllen möchte“, wettert der Wertinger Funktionär gegen die RVO. „Wenn man beim Fußball seinen Emotionen nicht mehr freien Lauf lassen kann, dann ist es am besten, wenn wir am Stadioneingang demnächst ein Schild mit der Aufschrift ,Silencio‘ aufstellen.“ Bei Entscheidungen wie der gegen Kehrle, der seinem Sportlichen Leiter gegenüber versicherte, beim Protest kein einziges beleidigendes Wort gewählt zu haben, brauche man sich nach Ansicht Bühringers nicht zu wundern, wenn immer weniger Ehrenamtliche in den Vereinen mit anpacken.

Das Einzige, was die Zuschauer in der Rathaus-Apotheken-Arena vielleicht vermissten, war die Stadionzeitung des TSV Meitingen. Das „Lechauenblatt“ war kurz nach Erscheinen wieder aus dem Verkehr gezogen worden. Als es am Freitagabend online gestellt wurde, gab es in den sozialen Medien bereits heftige Reaktionen auf harsche Kritik, die Trainer Pavlos Mavros an Spielern der zweiten Mannschaft geübt hatte. Als „asozial“ und „Dummköpfe“ hatte er einige der 15 Spieler bezeichnet, die in der Sommerpause wie die Lemminge den TSV verlassen hatten. Am Ende hörte auch Trainer Christoph Brückner auf.

„Die zweite Mannschaft hätte sich fast aufgelöst“, konstatiert Abteilungsleiter Torsten Vrazic, der sich nicht erklären kann, warum so viele Spieler dem TSV den Rücken gekehrt haben, nachdem alle zusammengeholfen hätten, den Klassenerhalt in der Kreisklasse Nordwest zu sichern. Zwei Monate hätten er und Mavros anschließend verzweifelt gekämpft, die Mannschaft am Leben zu erhalten. „Ich habe Verständnis, dass sich Pavlos Mavros darüber geärgert hat. Seine Aussagen waren sehr emotional. Das hätte man vielleicht auch anders ausdrücken können. Aber er trägt halt sein Herz auf der Zunge“, nimmt Vrazic seinen Trainer in Schutz. „Wenn sich jemand betroffen fühlt, tut es uns leid“, es liege ihm fern, mit gleicher Münze zurückzuzahlen: „Da gäbe es Etliches zu erzählen.“ In einer Vorstandssitzung am Dienstag will man über das weitere Vorgehen beraten.

„Wenn wir das Spiel 3:0 gewonnen hätten, hätten alle gesagt, dass wir jetzt auf dem richtigen Weg sind“, sagte Florian Fischer, der Spielertrainer des TSV Gersthofen. Nach der 3:4-Niederlage beim FC Affing hat er bei seiner Mannschaft eine positive Reaktion gesehen. „Engagement und Aggressivität war absolut in Ordnung, wir haben eine ganz andere Körpersprache gezeigt. Ich bin nicht sauer auf die Truppe.“ Hätte, hätte, Fahrradkette – das Ergebnis hat nicht gestimmt. Der TSV Gersthofen kam im Landkreisderby gegen den SC Altenmünster über ein 1:1 nicht hinaus. „Ein völlig unnötiger Punktverlust“, so Fischer, „vor dem Ausgleich musst du 3:0 führen. Obwohl der Gegner ziemlich tief gestanden ist, haben wir zahlreiche Chancen gehabt, die wir nicht verwertet haben. Dadurch haben wir uns um den verdienten Lohn gebracht.“

Auch Peter Ferme hat seine Mannschaft viel besser gesehen, als im letzten Spiel bei der 0:3-Niederlage gegen den SC Bubesheim. „Vor allem defensiv sind wir gut gestanden“, sagt der kickende Coach des SC Altenmünster, der den TSV Gersthofen wesentlich stärker erwartet hatte. Aber es sei nicht alles gut gewesen: „Es gibt noch viele Sachen, die wir besser machen können. Wir brauchen noch Zeit, bis wir uns vertrauen.“ Obwohl vier Stammspieler gefehlt haben, habe man aber immer daran geglaubt, noch ein Treffer landen zu können. Was schließlich mit einer der wenigen Chancen auch gelang. „Auch wenn wir wieder ein schnelles Tor kassiert haben, haben wir gezeigt, dass wir etwas holen können. Wir müssen nur weiter geduldig sein.“

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Aufrufe: 07.8.2019, 09:23 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor