2024-05-10T08:19:16.237Z

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In der Gernsdorfer Henneberg-Arena wird in der Saison 2020/21 um Landesliga-Punkte gekickt. Aufsteiger TSV Weißtal hofft, von seiner hervorragenden Jugendarbeit zu profitieren und peilt mit einer jungen Mannschaft, zu der auch die beim gestrigen Training abgelichteten Youngster gehören, den Klassenerhalt an.
In der Gernsdorfer Henneberg-Arena wird in der Saison 2020/21 um Landesliga-Punkte gekickt. Aufsteiger TSV Weißtal hofft, von seiner hervorragenden Jugendarbeit zu profitieren und peilt mit einer jungen Mannschaft, zu der auch die beim gestrigen Training abgelichteten Youngster gehören, den Klassenerhalt an. – Foto: rege

"Sehen uns nicht in der Opferrolle"

TSV Weißtal startet in das Abenteuer Landesliga

Seit dem 14. Juni 2015 ist das Siegerland ein weißer Fleck auf der Landkarte der Fußball-Landesliga. An jenem Juni-Sonntag verabschiedete sich die 2. Mannschaft der Sportfr. Siegen mit einer 1:4-Niederlage beim Meister SpVg Olpe aus der siebthöchsten deutschen Spielklasse. Dank des TSV Weißtal – und ehrlicherweise auch dank Corona – wird es diesen weißen Fleck in der Saison 2020/21 nicht mehr geben. Zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs lag der Hinrunden-Meister der Spielzeit 2019/20 mit sieben Punkten Rückstand auf Spitzenreiter SV 04 Attendorn nur noch auf dem 5. Platz, doch die „Herbstmeisterschaft“ bescherte dem in Gernsdorf und Rudersdorf beheimateten Club den Aufstieg und dem Siegerland endlich mal wieder einen Landesligisten.

Der startete in der vergangenen Woche die Mission „Klassenerhalt“, so zu lesen auf der Homepage des TSV. Das ist mit Sicherheit keine „Mission Impossible“, aber durchaus eine Mission, die es für Spielertrainer Konstantin Volz und sein Team in sich hat. Trotz des Aufstiegs haben sich mit Daniel Johannes Adamek (Umzug nach Leverkusen), Luca-Samuel Falanga (Fußballpause), Simon Grisse (Sportfr. Obersdorf/Rödgen), Steffen Heimel (vermutlich Karriereende), Alexander Husser (Karriereende), Noah Plassmann (SG Niederroßbach), Lars Schardt (TuS Erndtebrück) und Daniel Wadolowski (TSV Steinbach Haiger 2.) gleich acht Spieler aus dem Kader der Aufstiegsmannschaft vom Henneberg verabschiedet.

Adäquaten Ersatz zu finden, ist für einen Verein, bei dem die Kohle nicht mehr so fließt wie zu Verbandsliga-Zeiten, kein leichtes Unterfangen. Michael Kaiser (VfB Burbach) und Florent Ahmeti (VfR Rüblinghausen) sind bisher die einzigen externen Neuzugänge. Ein Thema könnte noch der ehemalige TSV-Akteur Raphael Honoré Mpessa Ndoumbe werden, der in der Henneberg-Arena gesichtet wurde. Dass ansonsten noch weitere folgen werden, ist nach Auskunft des Sportlichen Leiters Stefan Dax eher unwahrscheinlich: „Wir hätten für ein, zwei Positionen gerne extern noch etwas gemacht, aber die Gespräche sind erfolglos verlaufen. Die Verhandlungen sind entweder an den erhöhten Forderungen der Spieler oder an den mangelhaften Möglichkeiten des TSV Weißtal gescheitert. Wir können mit anderen finanziell nicht mithalten, und das müssen wir akzeptieren.“

Folgerichtig macht der TSV aus der Not, finanziell kleinere Brötchen backen zu müssen, eine Tugend und setzt auf die Jugend. Den bereits im Vorjahr eingeläuteten Verjüngungsprozess will und wird der nur mehrere Steilpässe von der hessischen Grenze entfernte Club auch in der höheren Liga fortsetzen. Macht ja durchaus auch Sinn, denn immerhin sind die Weißtaler – als JSG mit der TSG Adler Dielfen – im Jugendbereich hinter „Platzhirsch“ Sportfr. Siegen die Nummer 2 im Kreis Siegen-Wittgenstein und von den A- bis D-Junioren in überkreislichen Spielklassen vertreten. Nachdem im Vorjahr Luca Giuseppe Curella, Phil Müller-Lechtenfeld, Yannik Plachner und Patrick Schneider in den Kader der „Ersten“ befördert wurden und Bezirksliga-Luft schnuppern durften, folgen mit Simone Giarruffo, Osseni-Yannick Logo und Kürsat Tosun drei weitere Youngster. Auch die Noch-A-Junioren Maximilian Kraft, Keane Alexander Möckel sowie Ramon Zilz sollen schon langsam an die 1. Senioren-Mannschaft herangeführt werden und beim Training „schnuppern“. Das „Anti-Aging“ der Weißtaler geht also munter weiter, das Durchschnittsalter des Teams dürfte weiter sinken.

„Wir haben einen jungen Kader, und das wird auch in Zukunft unsere Philosophie sein. Wir möchten jungen Spielern eine Plattform bieten. Wenn Gernsdorfer und Rudersdorfer bei unseren Spielen zuschauen und die Mannschaft durchforsten, werden sie feststellen, dass unglaublich viele Jugendspieler hier Fuß gefasst haben. Unser Weg wird definitiv genau so weiter gehen“, sieht Stefan Dax das „Jugend forscht“-Projekt im östlichen Siegerland noch lange nicht am Ende.

Als Paradebeispiel für den neuen „Weißtaler Weg“ bezeichnet er Maximilian Kraft. „Er ist ein Rudersdorfer Urgestein, ein richtiger Dorfjunge. Der Offensivspieler gehört noch dem älteren A-Jugend-Jahrgang an, hat als zentraler Stürmer aber großes Potential und ist auch immer wieder von höherklassig spielenden Jugendmannschaften angesprochen worden. "Wir trauen ihm den direkten Sprung in den Seniorenbereich zu.“ Das bestätigt auch der Coach: „Ich traue ihm zu, dass er den Sprung schafft. Wir werden ihn behutsam an die Landesliga heranführen. Dass andere Vereine die Finger nach ihm ausgestreckt haben, ist ein Zeichen für die gute Jugendarbeit hier im Verein“, geht der Dank von Konstantin Volz auch an die Verantwortlichen im Nachwuchsbereich.

Die „Schneeweißen“ werden die sportliche Reise ins „Abenteuerland Landesliga“ somit mit vielen ehrgeizigen Jungspunden antreten. Dax hofft, dass die „jungen Wilden“ bei den im Team verbliebenen Routiniers schnell und viel lernen werden. „Die Mischung stimmt. Wir können die jungen Spieler alle gut mit auf die Reise nehmen. Es macht Spaß den Jungs beim Training zuzuschauen. Wir sehen uns nicht schlecht aufgestellt. Ich hoffe, dass die Mannschaft schnell zusammenfindet und dass die erfahrenen Spieler wie Konstantin Volz, Daniel Singhateh, Manuel Jung, Paul Wadolowski sowie die beiden Torhüter Jannik von der Heiden und Marcel Schneider die Jungs nicht nur körperlich mitnehmen, sondern auch mental.“ Das hofft auch Volz, der weiß: „Die Reife für die Landesliga müssen die jungen Spieler sich erst noch holen bzw. nach und nach erarbeiten.“

Die Sorgen, dass der Schuss nach hinten los gehen könnte, halten sich bei dem Sportlichen Leiter dennoch in Grenzen. „Wir sehen uns nicht in der Opferrolle und haben keine Angst vor der Liga. Ich glaube, dass wir eine Mannschaft haben, die konkurrenzfähig ist. Bei vier Absteigern kann die Reise auch schnell mal wieder nach unten gehen, aber auch das wäre kein Beinbruch. Für die jungen Spieler wird das eine große sportliche Herausforderung, aber auch ein großer Erfahrungsschatz. Es ist nicht alltäglich, aus der A-Jugend bei den Senioren direkt in der Landesliga zu spielen. Wir freuen uns auf die Gegner und die Liga, in der wir uns gerne längerfristig etablieren möchten“, ist den Worten von Stefan Dax eine gewisse Vorfreude auf die neue sportliche Heimat zu vernehmen. Eine Heimat, die einen weißen Fleck auf der Landesliga-Landkarte tilgt …
Aufrufe: 03.8.2020, 18:00 Uhr
René GerhardusAutor