2024-05-16T14:13:28.083Z

Interview
Der TSV Unterdeufstetten ist im Aufwind. Auch dank Abteilungsleiter Joscha Gentner (links), Co-Trainer Andreas Etzel (rechts) und Trainer Martin Rokowski (beim Termin verhindert).  Joachim Mayershofer
Der TSV Unterdeufstetten ist im Aufwind. Auch dank Abteilungsleiter Joscha Gentner (links), Co-Trainer Andreas Etzel (rechts) und Trainer Martin Rokowski (beim Termin verhindert). Joachim Mayershofer
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TSV Unterdeufstetten: Joscha Gentner im Interview

„Das fühlt sich sehr gut an“

Vor knapp eineinhalb Jahren standen die Fußballer des TSV Unterdeufstetten kurz vor dem Rückzug aus dem Spielbetrieb. Jetzt sind sie die Überraschung in der Kreisliga B3.

Nach der Vorrunde rangieren sie auf Platz 9. Am Wochenende beginnt die Rückrunde. Joscha Gentner, seit März 2018 Abteilungsleiter und von 2014 bis 2016 Vorsitzender des Vereins, dazu 2017 kommissarisch im Amt, freut sich über den Aufschwung und hofft auf Nachhaltigkeit.

Herr Gentner, hätten Sie vor zwei Jahren geglaubt, dass wir heute an einem Tisch sitzen und über die gute Vorrunde des TSV Unterdeufstetten reden werden?

Joscha Gentner: In keinster Weise. Vor zwei Jahren haben wir immer überlegt, wer spielt am Sonntag und wie kriegen wir die Runde fertig. Oder wie kommen wir wenigstens bis zur Winterpause. Gedanken über die Zukunft hat es da mehr oder weniger gar nicht gegeben.

Im Vorschauheft auf die Saison 2017/18 sagten Sie: „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir dieses Jahr keine Mannschaft mehr gemeldet.“ Was hat sich geändert?

Ganz klar: Es ist vieles strukturierter. Das liegt auch an der Führung des Vereins. Das zieht sich auch nach unten im Verein durch. Angefangen haben wir das Ganze mit den beiden Trainern. Wenn man einen guten Trainer und Co-Trainer hat, und jemanden, der nach der Abteilung schaut, dann kann man ganz anders in Gespräche mit Spielern gehen. Es war viel Positives dabei. Und natürlich haben wir Glück gehabt, dass gerade dieses Jahr fünf, sechs Spieler aus der Jugend gekommen sind, die alle gut kicken können.

Welchen Anteil hat Trainer Martin Rokowski an diesem Aufschwung?

Martin hat bei uns im Kreis schon einen Namen. Die Gespräche mit Spielern liefen dann einfacher, weil wir sagen konnten, dass er unser Trainer ist. Viele sagten, sie kennen ihn als guten Kicker.

Und dazu kommt noch Andreas Etzel als Co-Trainer ...

Andi gibt in der Mitte, egal ob als Sechser, Zehner oder Innenverteidiger, unheimlich viel Stabilität. Für die Jungen ist es besser, wenn sie so einen erfahrenen Spieler um sich haben. Sie können sich da einiges abschauen. Andi ist jetzt 30, kickt seit er sechs ist, seit er 18 ist immer in einer ersten Mannschaft. Er hat schon einen Batzen Erfahrung und kann den Jungen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

14 Spiele, 31:24 Tore, 20 Punkte – so viele gab es früher über mehrere Saisons summiert nicht. Wie fühlt es sich an, nicht mehr das Kanonenfutter der Liga zu sein?

Das fühlt sich sehr gut an. Man geht jeden Sonntag mit einem sehr guten Gefühl auf den Sportplatz, weil man in unserer Klasse eigentlich jeden schlagen kann. Große Probleme haben wir auswärts, da haben wir nur ein Spiel gewonnen. Zu Hause haben wir kein Spiel verloren und bei den beiden Unentschieden zweimal erst kurz vor Schluss den Ausgleich kassiert.

Was macht euch so heimstark?

Wahrscheinlich der kleine Platz. Damit kommen die Gegner meist nicht klar, kommen nicht richtig zur Entfaltung. Aber unsere Taktik für die Heimspiele will ich hier jetzt nicht preisgeben (lacht).

Was trauen Sie der Mannschaft in der Rückrunde noch zu?

Die Saisonziele sind immer noch die gleichen: wieder ansehnlichen Fußball spielen und ein einstelliger Tabellenplatz. Ich will jetzt nichts nach oben korrigieren, aber wir haben das Zeug dazu, unter die ersten sechs zu kommen und den einen oder anderen von ganz oben noch stolpern zu lassen.

Wohin soll es perspektivisch mit dem TSV Unterdeufstetten gehen?

Was wir hier machen, muss natürlich nachhaltig sein. Wichtig ist, dass alle Spieler dableiben und dass wir uns vielleicht noch auf der einen oder anderen Position verstärken können. Wir brauchen auf jeden Fall einen Torwart. Nicht unbedingt für die erste Mannschaft, aber gerade für die Reserve und perspektivisch. Wir spielen in der Reserve eine ganz gute Runde, sind da Dritter – und das eigentlich ohne gelernten Torwart. Zwei, drei Feldspieler haben sich jede Woche im Tor immer abgewechselt. Ansonsten müssen wir uns gar nicht großartig verstärken, weil wir gut besetzt sind. Weil wir aber so eine junge Mannschaft sind, kommt es manchmal noch nicht so rüber im Spiel, wie es trainiert wird. Da fehlt es noch etwas an der Reife. Wir wollen Stück für Stück weiter hoch und uns in der Tabelle weiter vorne etablieren.

Wird sich auch an der Infrastruktur etwas ändern?

Im Vereinsheim wird nicht so viel renoviert. Die Toiletten werden saniert, und ein Raum wird neu gefliest, ein Billardtisch und eine Dartscheibe kommen da hinein. Außen wird die Fassade gerichtet, Stück für Stück, so wie es der Geldbeutel hergibt.

Es spielen viele Spieler in Ihrer Mannschaft, die aus dem Ausland kommen. Wie klappt es mit der Integration?

Da muss man gar nicht viel machen. Die gehören einfach gleich dazu. Es ist egal, ob jemand aus Rumänien, der Türkei oder sonst woher kommt. Bei uns werden alle immer gleich behandelt. Natürlich ist es schwierig, wenn jemand gar kein Deutsch spricht. Aber auch sie nehmen wir mit. Sie merken es dann schnell, dass der Zusammenhalt da ist, auch wenn sie vielleicht nicht so viel verstehen.

Vermissen Sie die echten Derbys in Fichtenau?

Die Derbys waren geil, egal ob man in Unterdeufstetten, Matzenbach oder Wildenstein gespielt hat. Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn man bald wieder mal ein Derby spielen könnte. Aber die Zuschauer brauchen das vielleicht etwas mehr.

Wie lange kann man die Eigenständigkeit in Unterdeufstetten noch aufrechterhalten?

Wenn man den kompletten Fußball betrachtet, sind mittlerweile oft drei, vier, fünf Vereine in der Jugend in einer Spielgemeinschaft zusammen. Es ist gar nicht möglich, dass jeder Dorfverein da einzeln überlebt. Vor ein paar Jahren hat es den Nachbarverein Wildenstein erwischt, letztes Jahr fast uns. Jetzt haben wir wieder ein Hoch, aber in zwei, drei Jahren kann das schon wieder ganz anders aussehen. Normalerweise sollte man schauen, dass man sich in naher Zukunft mit einem Verein über eine Spielgemeinschaft unterhält, egal wie gut es dem Verein Stand jetzt geht. Das kann alles so schnell vorbei sein.

Der FC Matzenbach, derzeit Zweiter der Kreisliga A2, klopft ans Tor zur Bezirksliga an. Trauen Sie dem Nachbarn den Sprung nach oben zu?

Mit ihren Neuverpflichtungen ist ihnen das auf jeden Fall zuzutrauen.

Und in Ihrer Klasse, der Kreisliga B3 – wer wird da das Rennen machen?

Ich denke, dass es die Mannschaften vorne unter sich ausmachen.

Aufrufe: 09.3.2019, 06:14 Uhr
HOT / Joachim MayershoferAutor