DJK Eibach - TSV Südwest Nürnberg 1:2
Fußballtennis also. Steffen Kircheis ist immer noch einigermaßen empört. Vor zwei Wochen hat er mal am Valznerweiher vorbeigeschaut, um ein bisschen zu beobachten, wie Trainer so üben lassen, wenn sie deutlich erfolgreichere Fußballer trainieren. Das allein ist schon sehr bemerkenswert, denn besonders erfolgreich sind sie am Valznerweiher ja zurzeit nicht, viel abschauen, müsste man meinen, kann man sich dort gerade nicht.
Es hatte wohl eher damit zu tun, dass sich der TSV Südwest in einer ähnlichen Situation befand wie der 1. FC Nürnberg. Nach fünf Spieltagen hatte Kircheis mit seiner Mannschaft, die gerade erst in die Kreisliga zurückgekehrt ist, noch keine Partie gewonnen; ein Punkt, 23 Gegentore, letzter Tabellenplatz — das verbindet, auch über sechs Ligen hinweg. Kircheis wollte also wissen, wie die Profis sich aus so einer Krise befreien, und sah dann: Profis, die ausgiebig Fußballtennis spielten. „In so einer Situation“, sagt Kircheis und klatscht mit der rechten zur Faust geballten Hand in die Innenseite der linken, „muss ich Zweikämpfe üben“.
Nun ist Fußballtennis auch eher eine Ausnahme im Trainingsplan eines Profivereins und trotzdem darf sich der Mann mit den kurzen Haaren und dem energischen Blick bestätigt fühlen. Als Kircheis wieder beim TSV auf dem Platz stand, hat er vor allem Zweikämpfe üben lassen, das hat sich ausgezahlt. Am Sonntag haben sie das Derby gegen die DJK Eibach mit 2:1 für sich entschieden, in der Vorwoche bereits Raitersaich mit 3:2 besiegt. Der Club hat seitdem... nun ja.
„In solchen Zeiten kann man nicht schön spielen“, findet Kircheis, „da geht es nur über den Kampf.“ Was das bedeutet, führen Eibach und Südwest am Sonntag 53 Minuten lang sehr eindrucksvoll vor. An einem geordneten Spielaufbau sind beide Mannschaften nicht sonderlich interessiert, die gut gemeinten Bälle in die Spitze werden auf dem nassen Rasen noch ein wenig ungenauer und landen meistens im Aus, Torchancen sind eher Zufallsprodukte. Dann trifft Robin Hermel für den TSV Südwest und die Partie ist plötzlich zwar nicht unbedingt schöner anzusehen, dafür aber immerhin spannender und die Aktionen in der gegnerischen Hälfte zwingender.
„Wir haben in der ersten Halbzeit eigentlich ganz gut angefangen, uns dann aber zu viele Fehler erlaubt“, sagt Christian Hüttl, der Trainer der DJK, nachdem seine Mannschaft die Führung der Gäste erst ausgeglichen hat, dann diesen trüben Tag aber doch ohne Punktgewinn beendet. Nach einem recht absurden Foul an Eibachs Christoph Kohler darf Matthias Schröter per Elfmeter das 1:1 erzielen (62.), nur drei Minuten später stellt Jan Rupprecht mit einem Flachschuss aus gut 20 Metern den Endstand her.
Als brisantes Nachbarschaftsduell haben beide Trainer das Spiel nicht begriffen, dafür sind sie noch nicht lange genug im Verein. Die paar Hundert Meter haben die Spieler des TSV zu Fuß zurückgelegt, ansonsten haben sie das bisschen Folklore den Anhängern überlassen, die nach dem Schlusspfiff tatsächlich noch einen Augenblick lang lautstark den „Derbysieger“ feiern beziehungsweise noch etwas schneller als sonst die Anlage verlassen haben, falls sie es mit der DJK halten.
Auf dem Rasen ist es über weite Strecken fair geblieben, Kircheis und Hüttl hätten nichts dagegen, sich mit ihren Teams jetzt regelmäßig im Ligabetrieb zu begegnen, oder wie es der Trainer von Südwest ausdrückt: „Lieber zu Fuß nach Eibach, als eine Fahrt zu Burggrafenhof.“
Damit sich dieser Wunsch erfüllt und das Rückspiel nicht wieder das letzte Treffen für lange Zeit bleibt, müssten sie beide die Klasse halten. Und dass es zunächst einmal um nichts anderes geht in dieser Saison, betonten beide auch nach dem Derby noch einmal. „Megawichtig“ nennt Steffen Kircheis den Erfolg, mit dem der Aufsteiger vorerst die Abstiegsplätze verlässt, während Eibach im Mittelfeld stagniert.
„Wir spielen nicht konstant genug“, sagt Christian Hüttl, „sobald bei uns jemand verletzt oder im Urlaub ist, macht sich das sofort bemerkbar.“ Immerhin haben sie in dieser Spielzeit schon neun Punkte gesammelt, vor einem Jahr hatte sich die Bilanz zum gleichen Zeitpunkt noch deutlich besser dem einsetzenden Herbstwetter angepasst. Beim Nachbarn wünschen sie sich nach dem schönen Erfolg der letzten Saison einfach eine ruhige Saison, den Klassenerhalt wollen sie so früh wie möglich sicherstellen. „Fünf Spieltage vor Schluss wäre ich gerne gerettet. Und dann“, sagt Kircheis und lacht, „lasse ich im Training Fußballtennis spielen.“
Schiedsrichter: Erkan Gögebakan - Zuschauer: 200