2024-05-02T16:12:49.858Z

Pokal
– Foto: Björn Franz

Zurück im Wettkampfmodus

HESSENPOKAL: +++ Der TSV Steinbach Haiger will gegen den FC Gießen ins Finale des Hessenpokals einziehen +++

Haiger. Es ist der 13. August 2019. 3346 Zuschauer verfolgen das erste Fußball-Regionalliga-Duell zwischen dem FC Gießen gegen dem TSV Steinbach Haiger im Gießener Waldstadion. Steinbach gewinnt die Partie etwas glücklich mit 1:0, die „Humba“ der knapp 400 mitgereisten TSV-Anhänger im Gästeblock hallt durch das Stadion, die Euphorie der Steinbacher ist spürbar. Linksverteidiger Sasa Strujic fasst es damals treffend zusammen: „So eine Stimmung hatten wir auswärts das letzte Mal, als wir den Hessenpokal gewonnen haben.“ Es ist der Ausgangspunkt für eine bärenstarke Saison des Teams von Trainer Adrian Alipour, das sich fortan immer unter den Top drei der Südwest-Staffel dieser Spielklasse hält – und letztlich unsanft von Corona ausgebremst als Vizemeister einläuft.

Fast auf den Tag genau ein Jahr später stehen sich beide Teams an gleicher Stelle am Samstag (14 Uhr) erneut gegenüber. Dieses Mal im Halbfinale des Hessenpokals – dem ersten Wettkampfspiel beider Teams seit März. Nur noch zwei Schritte bis zur Wiederholung des von Strujic angesprochenen Triumphs 2018 und womöglich der Startschuss für eine weitere Spielzeit unter den Topteams der Liga.

Doch anders als die Steinbacher, die ihr eingespieltes Team punktuell verstärkt haben, hat der Gegner mit dem FCG des Vorjahres fast nur noch den Vereinsnamen und Trainer Daniyel Cimen gemein – weg vom Profitum mit einem auf nahezu allen Positionen umgekrempelten Kader. Eine Entwicklung, die dem Club nach Meinung von TSV-Trainer Alipour, der die Testspiele der Gießener akribisch analysiert hat, gutgetan hat. „Gießen spielt nicht mehr so destruktiv, hat vor allem viele junge hungrige Spieler geholt, die klare Ziele haben. Sie sind laufstärker geworden, agieren mit mehr Tempo und arbeiten sehr gut gegen den Ball. Das Team hat ein ganz anderes Gesicht. Aber sie sind knackbar.“

Eingespieltes Topteam gegen neu zusammengewürfeltes Kellerteam der Vorsaison – viel klarer könnten die Verhältnisse eigentlich nicht sein. Dem schiebt Alipour klar einen Riegel vor. „Im Pokal gibt es keinen Favoriten.“ Entsprechend überlässt er nichts dem Zufall, ließ auch das Elfmeterschießen trainieren. „Es geht um Akribie, darum, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Ich will mir hinterher selber nichts vorwerfen müssen“, so der Coach, der aber deutlich macht: „Ich plane kein Elfmeterschießen, ich plane einen Sieg.“

Bei seinem Matchplan lässt sich der Steinbacher Übungsleiter erneut nicht in die Karten schauen, verrät nur so viel: „Wir haben zuletzt noch einmal viele Dinge im taktischen Bereich angesprochen, gerade im Spiel gegen den Ball. Wir werden im Vergleich zu den Testspielen umstellen.“ Dort lief der TSV meist im aus der Vorsaison vertrauten 4-2-3-1 auf. Gerade das Zentrum bereit Alipour „Bauchschmerzen“, weil er hier die Qual der Wahl hat. Allen voran Neuzugang Christian März spielte sich als Sechser sofort in die Mannschaft. „Er ist ein absoluter Leader und nicht umsonst bereits unser zweiter Kapitän“, lobt Alipour den 26-Jährigen, der nach überstandener Gehirnerschütterung und Brustkorbverletzung wieder zur Verfügung steht.

„Die Stimmung im Team ist super, auch wenn wir viel Verletzungspech haben.“ Insbesondere die Formüberprüfung gegen Aachen ist dem Trainer in schmerzhafter Erinnerung. Mit David Al-Azzawe, Florian Bichler und Christian März verletzten sich gleich drei Akteure, was aber eher an der harten Gangart des Gegners lag. „Das war ein absoluter Rückschlag. Aachen hat uns kaputt getreten.“ Mittlerweile lichtet sich das in der Vorbereitung zwischenzeitlich auf über zehn Spieler angewachsene Lazarett des TSV aber ein wenig. Dennoch fehlen mit Al-Azzawe und Sascha Wenninger zwei Stammkräfte der Viererkette. Offensiv muss der Coach neben Bichler auf Manuel Hoffmann, Serhat Illhan und Moritz Göttel verzichten.

Der Kulisse des Vorjahres trauert Alipour als Vollblutsportler hinterher. „Es ist tragisch, dass im Pokal-Halbfinale nicht mehr als 1000 Zuschauer ins Stadion dürfen. Die Atmosphäre ist immens wichtig. Egal ob das ein Raunen, Pfiffe oder Anfeuerungen sind – all das gehört zum Fußball dazu.“

Die unter den strengen Hygieneauflagen zugelassenen 1000 Anhänger – darunter rund 200 TSV-Fans – werden ihr Bestes geben, um zumindest ansatzweise die Stimmung des Augusts 2019 zu wiederholen. Adrian Alipour und sein Team sind jedenfalls heiß. „Das Spiel in Gießen ist für uns schon ein Finale. Und auch deshalb ein Highlight, weil wir in den letzten fünf Monaten keinen richtigen Wettkampf mehr hatten.“

Aufrufe: 013.8.2020, 18:08 Uhr
Tim Georg (Wetzlarer Neue Zeitung)Autor