2024-05-10T08:19:16.237Z

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Nicht nur wegen seiner Tattoos, sondern auch als Spieler des TSV Steinbach Haiger ein Hingucker: Sascha Wenninger.	Foto: Björn Franz
Nicht nur wegen seiner Tattoos, sondern auch als Spieler des TSV Steinbach Haiger ein Hingucker: Sascha Wenninger. Foto: Björn Franz

Nach dem Seitenwechsel läuft's

RL Südwest: +++ Sascha Wenninger avanciert beim TSV Steinbach Haiger zur festen Größe und fiebert dem Duell mit seinem Ex-Club entgegen +++

Haiger. Vor knapp vier Monaten saß er noch auf der Tribüne des Hermann-Neuberger-Stadions in Völklingen und fungierte als „Kamerakind“ für seinen neuen Club. Jetzt, Ende November 2019, hat Sascha Wenninger den Seitenwechsel vollzogen und ist aus der Startelf des TSV Steinbach Haiger nicht mehr wegzudenken. „Das Hinspiel gegen Saarbrücken habe ich noch gefilmt“, blickt der 24-Jährige leicht schmunzelnd zurück auf die 0:2-Niederlage des aktuellen Tabellendritten der Fußball-Regionalliga Südwest beim Spitzenreiter aus dem Saarland. Jenen Verein, dem er im Sommer salü sagte, um beim Team von Trainer Adrian Alipour anzuheuern.

Am kommenden Samstag (14 Uhr) kommt es nun am Haigerer Haarwasen zum zweiten Saisonduell zwischen Wenningers momentanem und seinem ehemaligen Club. Für das Wenninger auf der rechten Außenverteidigerposition gesetzt ist. „Wir müssen so spielen wie in der ersten Halbzeit in Mainz, den Gegner unter Druck setzen. Dann können wir was reißen“, sagt der Defensivmann.

Auf den sein Trainer ganz große Stücke hält. „Sascha ist ein unfassbar guter Typ, immer höflich. Und auf dem Platz haut er alles raus. Wenn du als Gegenspieler auf ihn zudribbelst, ist das schon fast der Untergang. Weil Wenninger gefühlt 98 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnt. Er ist passsicher, kann gut flanken. Immer wenn er sich nach vorne einschaltet, dann brennt‘s. Ein absoluter top, top, top Spieler. Der Junge ist für uns ein Sechser im Lotto“, weiß Adrian Alipour um die Stärken seiner Nummer 24.

Ein besonderes Markenzeichen des bei allem Lob stets bescheiden wirkenden Blondschopfs sind seine Tattoos. „Ich glaube, ich habe erst mit 18 damit angefangen, war seitdem aber ziemlich fleißig“, sagt Wenninger. Die Arme sind voll, die Brust ist voll, im Winter sollen auf dem bereits „bearbeiteten“ Rücken weitere Tattoos – wie gewohnt im Stammstudio „Under the Skin“ in Saarbrücken gemacht – folgen. „Ich gucke in den Spiegel und sehe: Da fehlt noch was und da fehlt noch was. Hobby will ich dazu nicht sagen, aber es macht süchtig“, erklärt der 1,74 große, gebürtige Schwabe.

Von den Motiven her sei er da offen. „Nur die vier Geburtsdaten meiner Eltern und meiner zwei Schwestern, die haben Bedeutung“, hat Wenninger trotz der räumlichen Distanz nach wie vor ein inniniges Verhältnis zur Familie.

In der alle fußball-affin sind. „Mein Vater Alfred hat erst vor ein paar Jahren aufgehört, meine Mutter Gerdi spielt noch mit meinen Schwestern Jessica und Melanie beim FC Donauwörth in einer Mannschaft“, verrät er voller Stolz. Das Talent hat Wenninger, der als Sechsjähriger beim SC Untere Zusam erstmals in einer organisierten Mannschaft gegen den Ball trat und über die späteren Stationen FC Augsburg („Da hat mich mein Trainer sogar mal gezwungen, zwei Monate lang nur mit links zu spielen, damit ich links verteidige.“) und 1. FC Nürnberg 2016 nach Saarbrücken kam, möglicherweise auch von Ferdinand Schneider geerbt. „Mein Opa war ein richtig guter Kicker, der unter anderem damals gegen Nationalspieler Helmut Haller spielen durfte“, sagt der junge Mann aus Lauterbach, einem Ortsteil der Gemeinde Buttenwiesen, 40 Kilometer nördlich von Augsburg.

Dort verbrachte der Verteidiger auch den Sommer 2019, um sich nach einer Runde mit nur neun Regionalliga-Einsätzen für den Traditionsclub aus dem Saarland einen neuen Verein zu suchen. Probetraining beim Drittligisten MSV Duisburg und dessen Trainer Torsten Lieberknecht, Vorspielen bei West-Regionalligist Fortuna Köln – „es war von der Fahrerei schon eine harte Zeit, weil ich teilweise 25 Stunden pro Woche im Auto saß“, gibt Wenninger zu Protokoll. Dann kam am 20. Juli das Gespräch mit Steinbachs Geschäftsführer Matthias Georg am Rande des Testspiels des TSV gegen RW Erfurt. „Was der Geschäftsführer und dann auch der Trainer gesagt hat und was sie hier in Haiger aufbauen wollen, das hat mich sofort begeistert. Und es passt super.“ Spätestens seitdem Coach Alipour am vierten Spieltag im Derby beim FC Gießen erstmals auf Wenninger als rechter Verteidiger vertraute. Und dies bis zum heutigen Tag weiter tut.

Der Neuzugang aus dem bayrischen Schwaben, der zur Abwechslung gerne Tennis spielt, fühlt sich sichtlich wohl, wohnt im Breitscheider Ortsteil Rabenscheid und gibt Gas für den TSV Steinbach Haiger. Mit dem er am Samstag den Titel-Topfavoriten bezwingen will. Und nicht nur kräftig ärgern, wie beim Hinspiel am 3. August in Völklingen. Als Wenninger noch von der Tribüne aus das Geschehen auf dem Rasen mit der Kamera beobachtete. Der Seitenwechsel hat sich gelohnt, für den Verteidiger und seinen jetzigen Verein.



Aufrufe: 026.11.2019, 19:00 Uhr
Volkmar SchäferAutor