2024-05-08T14:46:11.570Z

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Mit der Kapitänsbinde lief Nicola della Schiava zuletzt für den FC Augsburg II in der Regionalliga auf, jetzt versucht er, den TSV Schwaben Augsburg zum Bayernliga-Klassenerhalt zu führen.
Mit der Kapitänsbinde lief Nicola della Schiava zuletzt für den FC Augsburg II in der Regionalliga auf, jetzt versucht er, den TSV Schwaben Augsburg zum Bayernliga-Klassenerhalt zu führen. – Foto: Klaus Rainer Krieger

„Wir sollten uns schon bewusst sein, wo wir stehen“

Schwaben Augsburg hat sich in der langen Pause enorm verstärkt +++ Die Zugänge Nicola della Schiava und Marco Greisel erzählen wie sie sich beim Bayernligisten eingelebt haben und welche Erfahrungen sie mit Corona gemacht haben

Die Lage ist schwierig. Dafür sorgt allein schon Corona. Beim Bayernligisten TSV Schwaben Augsburg kommen zur Pandemie noch die Abstiegssorgen dazu. Doch in der Corona-Hochphase hat man bei den „Violetten“ auch gehandelt und sich auf den Tag X vorbereitet. Auf jenen Tag also, an dem wieder Fußball gespielt werden darf. Logisch, nachdem Trainer Halil Altintop in den Nachwuchsbereich des FC Bayern München wechselte, musste man diese Personalie ersetzen. Das dürfte mit der Verpflichtung des ehemaligen Profis Janos Radoki und dem in der Region bekannten neuen Co-Trainers Roland Bahl, der zuletzt den TSV Aindling trainierte, auch gelungen sein. Aber neben den beiden Coaches wurden auch teilweise hochkarätige Spieler verpflichtet.

Unter anderem auch Regionalligaspieler wie Marco Greisel vom FC Memmingen oder Nicola della Schiava vom FC Augsburg II. Beide mit 23 Jahren im besten Fußballalter. Bei ihren Klubs in Memmingen oder beim FCA waren sie gesetzt, deshalb mag es für manchen unverständlich sein, dass sowohl Greisel wie auch della Schiava freiwillig eine Klasse tiefer gehen. Doch das hat Gründe. Zumal beide den Traum vom Profi deshalb nicht beendet haben.

„Ich denke nicht, was in zwei Jahren ist, sondern eher von Woche zu Woche", meint della Schiava, dessen Wurzeln in Italien liegen. „Ein Spieler will immer höherklassig spielen, und wenn es nicht reicht, dann reicht es halt nicht, aber wenn du Vollgas auf dem Platz gibst, dann kommt das von allein“, so der Defensivspieler weiter. Er ist von dem Weg, den er gewählt hat überzeugt: „Ich hatte ja schon seit mehreren Monaten Kontakt mit den Schwaben. Das Gesamtpaket hat hier gestimmt und dann kommt hinzu, dass ich einen Großteil der Mannschaft kenne und was ich sehr wichtig finde, dass es hier sehr familiär ist.“

Über die genauen Gründe warum er den FCA verlassen hat, spricht der Abwehrspieler nicht. Für ihn zählt die Zukunft: „Wir haben jetzt alle ein Ziel und das treibt mich an.“ An seinen neuen Trainer Janos Radoki hat er sich auch schon gewöhnt: „Man merkt bei ihm schon, dass wir als Mannschaft was angehen sollen, er pusht uns seit seinem ersten Tag und das zieht er durch.“

Della Schiava ist einer der Optimismus ausstrahlt. Selbst Corona lächelt er weg: „Du musst das als Spieler annehmen und deine Möglichkeiten rausziehen. Als es losging, war ich ja noch beim FCA, und da hab ich dann im Einzeltraining versucht meine Technik zu verbessern. Ich will mich dann weiterentwickeln. Dann gehst du halt in den Kraftraum oder zum Laufen und Profit daraus ziehen."

Doch jetzt hofft natürlich auch della Schiava das es bald mit dem Spielbetrieb weitergeht. Dann ist er auch vom Klassenerhalt überzeugt: „Mein Eindruck ist, dass wir nach der ersten Trainingswoche schon ein gutes Selbstvertrauen haben. Wenn wir klaren Kopf behalten und das Ziel richtig anpacken, dann bin ich guter Dinge."

Der Aufwand mit den vielen Fahrten von Augsburg nach Memmingen war Marco Greisel zu groß, deshalb hat sich der Mittelfeldspieler dem TSV Schwaben angeschlossen.
Der Aufwand mit den vielen Fahrten von Augsburg nach Memmingen war Marco Greisel zu groß, deshalb hat sich der Mittelfeldspieler dem TSV Schwaben angeschlossen. – Foto: Olaf Schulze

Bei Marco Greisel waren berufliche Gründe ausschlaggebend, dass er von der Regionalliga eine Treppe runter in die Bayernliga ging: „Ich arbeite jetzt dann 40 Stunden in der Woche und da ist Arbeit, Fortbildung und Regionalliga-Fußball einfach nicht mehr kombinierbar. Der Aufwand ist zu extrem, dass würde ich nicht unter einen Hut bringen." Aber auch er sieht sein Engagement bei den Schwaben nicht als Verschlechterung: „Ich denke hier kann schon etwas entstehen. Man spürt schon innerhalb der Mannschaft etwas die Euphorie und dann muss ich sagen ist für mich der Standort Augsburg nicht unattraktiv. Deswegen habe ich mich für den Schritt entschieden." Der gebürtige Marktoberdorfer ist zuletzt viermal in der Woche von Augsburg nach Memmingen ins Training gefahren: „Das war mir einfach zu viel.“ Hält er sich noch eine Hintertür für den Profi-Fußball offen: „Ich bin ganz ehrlich. Derzeit haben für mich andere Dinge Priorität. Ich will meine Weiterbildung machen und hier erst mal vernünftig ankommen. Jetzt will jeder von uns erst mal hier Erfolg haben.“

Das in der Profifußball dennoch reizen würde versteht sich von selbst: „Sag niemals nie.“ Mit der Corona-Krise hatte Greisel mehr zu schaffen, als andere seiner Kollegen: „Bei uns in Memmingen wurde ja ein Spieler positiv getestet. Deshalb durfte ich die Erfahrung mit der Quarantäne machen. Das war zunächst schon skurril und beängstigend. Man ist kerngesund, darf aber nicht rausgehen. Dass es noch mal so kommt, darauf würde ich gerne verzichten."

Allerdings der Mittelfeldspieler sieht in Sachen Corona nicht nur schlechte Seiten: „Vielleicht war es nicht das Schlechteste, mal etwas Abstand vom Fußball zu nehmen und sich wieder mehr mit der Familie und den Freunden zu beschäftigen. Aber ich wäre jetzt schon froh, wenn es wieder los geht.“ Und dann heißt die Mission auch für ihn Klassenerhalt. Greisel ist zwar optimistisch, aber er warnt auch: „Wir sollten uns schon bewusst sein, wo wir stehen. Bis zum Klassenerhalt haben wir noch viel Arbeit vor uns.“

Aufrufe: 028.7.2020, 07:43 Uhr
Wolfgang LangnerAutor