2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Mit der 15 auf dem Rücken läuft Linksverteidiger Nicklas Schlosser für den TSV Schott in der Oberliga auf. (Bild: Boor)
Mit der 15 auf dem Rücken läuft Linksverteidiger Nicklas Schlosser für den TSV Schott in der Oberliga auf. (Bild: Boor)

"Ganz ehrlich: Oberliga, das hätte ich nicht gedacht"

Nicklas Schlosser blickt auf seine bisherige Zeit beim Oberligisten +++ Ist die Regionalliga möglich und welche Rolle spielt Trainer Ali Cakici +++ "Zurzeit fühle ich mich sehr gut"

Mit dem Einzug ins Halbfinale des Verbandspokals und aktuell Rang fünf in der Oberliga steht der TSV Schott Mainz so gut da, wie noch nie – erst recht, wenn man Platz eins in der A-Jugend-Regionalliga und der Bezirksliga hinzuzieht. Ein fester Bestandteil schon seit Verbandsliga-Zeiten ist Linksverteidiger Nicklas Schlosser. Im Interview blickt der 22-Jährige auf seine Anfänge als Fußballer zurück, analysiert das Erfolgskonzept des Klubs und spricht auch über den Traum von der Regionalliga.

Nicklas, Ihr seid im Halbfinale des Verbandspokals und auf einem starken fünften Platz in der Oberliga, die Zweite und die U19 sind Spitzenreiter. Worauf führst Du diesen Aufschwung beim TSV Schott zurück?

Da spielen ganz viele Faktoren zusammen. Wir hatten eine grundlegende Umstrukturierung bei den Verantwortlichen, Ali Cakici und Abteilungsleiter Manuel von Vultejus haben das Ruder übernommen. Ihre Konzepte greifen, das hat auf jeden Fall eine Schlüsselfunktion für den Erfolg. Trainer Christian Bolm macht bei der A-Jugend eine Super-Arbeit, das hätte wohl niemand gedacht, dass sie bis auf Rang eins klettern. Und die zweite Mannschaft wird sehr gut von unserer Ersten unterstützt, was natürlich auch teilweise, wie ich gehört habe, zu Ärger bei den Spielern der Zweiten führt. Aber das Gesamtpaket ist gut, und das wird auch nach außen getragen. Wir sind alle ein Verein, es ist das Interesse von jedem, dass wir gut dastehen. Ich finde es toll, dass es jetzt endlich für die Zweite so gut läuft. Und die Spieler, die bei uns draußen saßen, können dort Spielpraxis und Erfolgserlebnisse sammeln.

Du hast in Deinen bisher neun Saisonspielen bereits zwei Tore gemacht. Das dürfte schon Allzeit-Rekord sein, oder?

In der Oberliga auf jeden Fall, aber in unserer Aufstiegssaison habe ich auch zwei Tore gemacht. Vergangene Saison leider nur eins im Pokal. Aber so früh in der Saison schon zwei Kopfballtore, das gab es in meiner ganzen Jugendlaufbahn nicht.

Gutes Stichwort: Wo bist Du eigentlich fußballerisch groß geworden?

Ich habe mit vier oder fünf bei Wiesbaden-Sonnenberg angefangen, weil mein Opa da der Präsident war. Im ersten Jahr C-Jugend bin ich nach Frauenstein in die Hessenliga gewechselt, im ersten Jahr A-Jugend dann zur Schott. Lustig: Die wollten mich erst gar nicht nehmen, weil der Kader voll war und auf meiner Position schon zwei Spieler da waren. Aber der eine ist dann abgesprungen, und so kam ich doch noch ins Team. Sonst wäre ich hier vielleicht nie Oberligaspieler geworden.

Was hattest Du Dir in der Jugend für Deine Karriere vorgenommen?

Natürlich hat man als kleiner Bub Träume, weit oben zu landen. Aber man merkt ja schon, wo man steht. In der C-Jugend war ich einen Kopf kleiner als alle anderen, da hat schon einiges gefehlt. Ganz ehrlich: Oberliga, das hätte ich nicht gedacht. Ich habe als A-Jugendlicher schon bei der zweiten Mannschaft mittrainiert und einige Einsätze gehabt, so ging es immer aufwärts. Natürlich muss man auch Glück haben und möglichst verletzungsfrei bleiben.

Das ist Dir ja die meiste Zeit über vergönnt gewesen. Schlosser spielt immer, so kommt es einem zumindest vor.

Die letzten Jahre schon. In dieser Saison habe ich am zweiten Spieltag einen Bänderriss erlitten und sechs Spiele verpasst, aber Ali hat mir sofort wieder das Vertrauen geschenkt. Das hat gut getan. Zurzeit fühle ich mich sehr gut.

Wenn man mit Eurem Trainer spricht, erlebt man einen sehr gemütsruhigen, gelassenen und eigentlich immer positiv gestimmten Menschen. Aber am Spieltag an der Seitenlinie scheint es, dass seine Zündschnur recht kurz ist. Welchen dieser beiden Alis erlebt man denn auf dem Trainingsplatz?

Da hat man immer den optimistischen Ali. Ich habe glaube ich kaum jemals etwas Negatives von ihm gehört. Klar, jeder hat mal eine angespannte Phase, aber so einen Trainer wie ihn hatte ich noch nie, der das Ganze so optimistisch und locker sieht.

Seine Methode wirkt wie ein völliger Anachronismus zu allem, was man sonst im Fußball erlebt.

Aber wir haben uns alle, genau durch dieses Konzept, weiterentwickelt. Ich habe richtig Spaß am Fußball und das Gefühl, dass mich genau das voranbringt. Mit Druck verkrampft und blockiert man nur.

Nun ist auch noch Preston Zimmerman wieder da, sodass auf jeden Fall noch lauter und lustiger bei Euch wird. Mit ihm an Bord, was ist sportlich noch möglich diese Saison?

Vor dem Tor ist er eiskalt, wenn er fit ist, hilft er uns auf jeden Fall weiter. Ich hoffe, dass unsere Erfolgswelle anhält. Wir bekommen ja vermittelt, dass wir immer von Woche zu Woche denken sollen...

… aber man setzt sich doch persönliche Ziele?!

Klar. Die Oberliga ist sehr ausgeglichen, das sieht man ja an den Punkteständen, nur Hauenstein und Koblenz marschieren vorne weg. Die werden wir nicht mehr bekommen. Aber für die nächsten Jahre sehe ich uns schon auch mal um den Aufstieg mitspielen.

Hast Du ganz persönlich die Regionalliga im Visier?

Es wäre schon toll, da mal zu spielen, am liebsten natürlich mit der Schott. Wobei die Frage ist, ob ich das dann leisten kann. Ich bin mit meiner Ausbildung zum Bankkaufmann fast fertig und möchte danach noch studieren.

Das Wohlfühlklima bei der Schott könnte da doch das ideale Umfeld sein.

Schon. Aber Ali guckt auch genau darauf, dass man ins Training kommt. Wenn ich ein Seminar habe, sagt er: Dann kommst Du halt später, aber ich will Dich auf dem Trainingsplatz sehen. Und ich freue mich immer, wenn ich nach der Arbeit noch mit den Jungs Fußball spielen kann.

Was macht Euch derzeit als Mannschaft so stark?

Ich glaube, dass wir uns in vielen Bereichen weiterentwickelt haben. Gerade, was die Defensivarbeit angeht. Seit Ali bei uns ist, versucht er uns das Umschaltspiel einzutrichtern. Man sieht schon, dass wir diese Saison viel weniger Gegentore kassieren als vergangene Runde. Und vorne haben wir mit Can Özer, Patrick Huth und Srdjan Baljak überragende Spieler. Wenn die Verteidigung gut steht, gewinnen wir die Spiele. Wir sind gut drauf, fit und haben Spaß am Fußball. So soll es bleiben.

Aufrufe: 05.11.2015, 15:40 Uhr
Torben SchröderAutor