2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
orteilhaft: Auf dem Weg zur Fußball-Nation soll die U20 der Chinesen in Deutschland Spielpraxis sammeln. 	Foto: imago
orteilhaft: Auf dem Weg zur Fußball-Nation soll die U20 der Chinesen in Deutschland Spielpraxis sammeln. Foto: imago

Chinas U20 als Sparringspartner willkommen

Chinas U20 in Regionalliga +++ Vereine der Region sehen Kooperation als Einnahmeoption positiv +++ Als Testgegner willkommen +++ FuPa-Voting: Was denkt ihr?

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Frankfurt. Die chinesische Olympia-Auswahl in der deutschen Regionalliga Südwest? Was sich zunächst wie ein Treppenwitz anhört, könnte ab der kommenden Spielzeit Realität werden. Geht es nach den Regionalliga-Verantwortlichen, wird die vierthöchste Fußballliga im Südwesten mit 20 Teams gespielt. Zu den 19 qualifizierten Vereinen – darunter auch FSV Mainz 05 II, Wormatia Worms, FSV Frankfurt, Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach und TSV Schott Mainz – soll Chinas U20 stoßen, als Sparringspartner für das jeweils spielfreie Team, ohne Wertung und Tabellenplatz.

Positiv für kleine Vereine wie uns ist natürlich auch der finanzielle Anreiz. - Till Pleuger, Manager TSV Schott Mainz

Während bei dieser ungewöhnlichen Kooperation für die Asiaten auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio die Spielpraxis im Vordergrund steht, wittert der Deutsche Fußball-Bund zusätzliche Einnahmen und Vermarktungschancen. So tragen die Chinesen keine Heimspiele aus, sondern treten jeweils zweimal beim Regionalliga-Gegner an.

Bei Aufsteiger TSV Schott Mainz blickt man den jüngsten Entwicklungen eher positiv entgegen. „Natürlich haben Freundschaftspiele gegen eine chinesische Junioren-Nationalmannschaft ihren Charme“, sagt Manager Till Pleuger. Man müsse aber das Niveau der Spiele abwarten, um beurteilen zu können, welchen Stellenwert diese haben und ob sie auch einige Zuschauer anlocken können. „Positiv für kleine Vereine wie uns ist natürlich auch der finanzielle Anreiz“, ergänzt Pleuger. Die Mehrbelastung könne man dagegen nicht so leicht abfedern, da einige Spieler neben dem Fußball noch arbeiten oder studieren.

Nullfünfer hoffen auf leistungsstarken Sparringspartner

Auch Drittliga-Absteiger FSV Mainz 05 II freut der „Zuwachs“ für die Regionalliga. „Wir hätten an den spielfreien Terminen ohnehin nach einem Testspielgegner Ausschau gehalten. Und jetzt müssen wir uns darum nicht mehr kümmern“, sagt Team-Koordinator Manfred Lorenz, der davon ausgeht, dass die chinesischen Talente „auch leistungsstark genug“ sind. Dazu gefällt ihm natürlich die Mehreinnahme.
Aber gibt es diese wirklich? Schließlich entstehen den Vereinen auch Kosten etwa für Strom, vielleicht sogar Flutlicht, wird es doch auch Spiele unter der Woche geben. Bezahlt werden müssen ein Ordnungs- und ein Sanitätsdienst, gefragt wäre auch Personal für die Kassen und an den Getränkeständen. Das alles könnte zumindest einen Teil der Antrittsprämie für die Ausrichtung zweier Spiele schon wieder auffressen. Denn letztlich vermag niemand zu sagen, ob zwei Testspiele gegen eine chinesische Junioren-Auswahl tatsächlich Fans in großer Zahl hinterm Ofen herlocken können. An einem frostigen Freitag im November...

Keine Jubelstürme in Worms

Beispielsweise bei Wormatia Worms bricht Steven Jones mit Blick auf die Idee auch gar nicht in Jubelstürme aus. „Man muss extrem aufpassen, dass dieser Sport nicht zu kommerziell wird“, sagt der VfR-Trainer. Gefallen würde es ihm nicht, wenn um die Kiste von Woche zu Woche auch noch großes Tamtam mit Tabellen und Torjägern gemacht würde: „Für mich wären das Freundschaftsspiele. Fertig.“ Einmischen möchte er sich gleichwohl nicht: „Das haben die Vereinsvertreter zu entscheiden“, sagt er und gibt sich zugleich pragmatisch. Vielleicht sei so ja ein weiterer Spieler zu finanzieren? Den würde er nehmen, und klar, die Belastung sei ohnehin schon hoch. Der Wormatia-Trainer schließt sich da aber Manfred Lorenz an und bestätigt: „Wir würden für ein spielfreies Wochenende ohnehin einen Gegner suchen, um im Rhythmus zu bleiben.“ Aufbieten werde er da in erster Linie natürlich die Reservisten.
Bei Kickers Offenbach erkennt man ebenfalls die Kostenfrage. „Natürlich entstehen einem Verein wie dem OFC bei der Durchführung einer solchen Partie immer auch Kosten“, sagt OFC-Geschäftsführer Christopher Fiori.

Für mich wären das Freundschaftsspiele. Fertig. - Steven Jones, Trainer Wormatia Worms

Denkbar sei es deshalb, ein Spiel im Sparda-Bank-Hessen-Stadion auszutragen und über lokale chinesische Sponsoren zu vermarkten. „Das zweite Spiel könnte man an einen Verein in der Region vergeben, der dann die Einnahmen aus Ticketverkäufen und Catering behalten kann“, meint Fiori.
In Mannheim ist man noch skeptisch. Chefcoach Gerd Dais sagt: „Wir würden so einen Beschluss mittragen. Allerdings sind wir nicht verpflichtet, in diesen Spielen mit der Ersten Mannschaft anzutreten.“ Sportlich habe das ohnehin keinen Stellenwert, da die Chinesen außer Konkurrenz antreten. „Interessieren würde mich, was mit Gelben oder Roten Karten aus diesen Spielen passiert“, sagt Dais.


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Aufrufe: 023.6.2017, 10:30 Uhr
Leber/Rhein/Richter/Rudolf/SchröderAutor