2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
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Meine Meinung: „In den unteren Klassen sollten nur Trainer Kohle sehen

Thomas Nast wird auch "G.O.A.T of FuPa Ostwürttemberg" genannt. Sein Kommentar zeigt, wie gut er in der B2 und weit darüber hinaus vernetzt ist und dass er kein Freund der Quotientenregel mehr wird.

Die Hinrunde des SV Frickenhofen: „Da hilft manchmal der beste Torriecher nichts“

Ich fange mit meinem Team an: Wir, der SV Frickenhofen, gehören wohl zu den Überraschungsmannschaften in dieser Saison. Vor der Spielzeit hätte ich niemals gedacht, dass wir jetzt da stehen, wo wir sind. Wenn ich so mit einzelnen aus meinem Team rede, sagt mir jeder, dass sie einfach Lust aufs Kicken haben. Dann haben wir halt auch so einen Bomber wie Alex Frech oder in dieser Saison auch Tim Bauer, der das Derby fast im Alleingang entschied.

Der SV Frickenhofen in der Saison 2020/21.
Der SV Frickenhofen in der Saison 2020/21. – Foto: Thomas Nast


Die Jungs sind verdammt heiß, da macht das Zuschauen richtig Spaß – zumindest wenn es läuft. Doch dann gibt’s auch wieder solche Dinger wie gegen Eschach oder auch Göggingen, wo man an die Wand gespielt wurde, da hilft manchmal der beste Torriecher nichts. Gegen Angstgegner Schechingen oder Leinzell wurde es auch nochmal richtig eng. Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meinen Jungs. Oben mitzuspielen macht doch mehr Spaß, als sich mit anderen um die goldene Ananas zu streiten.

Nichtsdestotrotz sind wir nur eine gute B-Klasse Mannschaft in dieser Saison, für den Aufstieg wird es nicht reichen. Ich sage mal so: wenn der Dreijahresplan aufgeht und ein starker Schub an A-Jugendspieler in die aktiven Mannschaften nachrückt, sehe ich uns in der A-Klasse. Natürlich muss aber auch dann erst mal alles rundlaufen. Wo wir in dieser Saison am Ende stehen, bleibt abzuwarten. Im Sommer steht, wie bereits bekanntgegeben, ein Trainerwechsel an, um einfach einen neuen Wind reinzubekommen. Verlassen wird uns Stand jetzt zum Sommer niemand. Zugänge sind mir momentan auch nicht bekannt - oder vielleicht doch…

Die Kreisliga B2: Überraschungsteams und übliche Verdächtige

Selbstverständlich gibt es in unserer Liga auch noch andere Teams, die nicht so in den Fokus rücken, aber eine enorm positive Entwicklung durchlaufen haben. Für mich ist hier ganz klar der TSV Ruppertshofen zu nennen. Trainer Pascal Horntasch hat aus einem müden und lustlosen Kellerteam, was zu seiner Anfangszeit acht bis zwölf Spieler im Training hatte, ein giftiges und verschworenes Team geformt, das immer für die ein oder andere Überraschung gut ist. Jetzt kann er im Training auf durchschnittlich 20 Spieler zurückgreifen, plus ein paar von der AH, die die Reserve unterstützen. „Es passt einfach alles“, schwärmt dieser. Deswegen hat Pascal auch schon sehr früh seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert – mit der Aussage: „Ich bin hier noch lange nicht fertig!“ Sofern sein Team von Verletzungen verschont bleibt, kann man gespannt sein, wo die Reise noch hingehen kann.

Bartholomä startete auch sehr gut und scheint aus dem Loch wieder rausgefunden zu haben. Mit den Rückkehrern und Jugendspielern kann Rudi Lorch sichtlich sehr gut arbeiten. Allerdings gab es gegen die Plätze 1 bis 3 bisher nichts zu holen. Es bleibt spannend, wie sie sich weiterhin schlagen.

Frustriert, ja fast enttäuscht bin ich von Essingen II, welche nicht wirklich in die Pötte kam. Gut, die Jungs hatten auch sehr viele Abgänge zu verkraften. Aber trotzdem verkauft man sich als zweite Garnitur der Verbandsligamannschaft dennoch nicht so unter Wert. Man hat immer um den Aufstieg oder zumindest vorne mitgespielt, aber seit dem Abstieg aus der A-Klasse in der Saison 2018/19 scheint die Luft etwas raus zu sein.

Neu in der Liga ist Lautern II. Ich sage es mal so: Zwar sprechen die Ergebnisse nicht für das Team vom Rosenstein, aber die Jungs haben eine sehr gute Moral, was ich im Spiel gegen uns gesehen habe und schon von anderen Teams mitbekommen habe. Ich hoffe auch, dass uns dieses Team noch länger erhalten bleibt. Wenn sie sich ähnlich gut wie Schechingen II entwickeln, können auch gerade solche Mannschaften sehr gefährlich werden.

Ein besonderes Verhältnis hat Thomas Nast zur SG Hohenstadt/Untergröningen.
Ein besonderes Verhältnis hat Thomas Nast zur SG Hohenstadt/Untergröningen. – Foto: Thomas Nast

Wer aufsteigt bzw. aufsteigen muss, sind meine Freunde der SG Hohenstadt/Untergröningen. Was die Jungs abliefern, ist einfach ganz großes Kino. Sie zerlegen fast jeden Gegner auf höchstem Niveau. Da erinnert man sich an die Zeit, als sich mein SV Frickenhofen mit Hohenstadt/Untergröningen gebattelt hat. Ohne die (umstrittene) Quotientenregel, die dem Team vergangene Saison einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, würden sie sich bereits in der aktuellen Spielzeit mit ebenbürtigen Gegnern duellieren. Aber dem Trainer Akin geht die Luft nicht aus. Er bringt seine Jungs jedes Jahr aufs Neue an die Spitze der B2 (aktuelle Tordifferenz nach 10 Spielen: 44:3). Für die Elf der Vorrunde hat es schon mal gereicht und wenn es bei uns in Ostwürttemberg eine Elf des Jahres geben würde wären sicherlich auch ein paar der Jungs vertreten. Es macht einfach großen Spaß, den Jungs zuzuschauen, und das nicht nur beim El Classico.

Corona, oder: wenn das Bier in den Vereinsheimen verdirbt

Puh, und Corona muss ich (leider) auch noch ansprechen. Also wegen mir soll der WFV die Vorrunde zu Ende spielen lassen und dann die Liga in zwei Gruppen aufteilen, auch bei uns, obwohl es keine Absteiger gibt. Ich finde die Quotientenregel einfach Banane, habe mich auch schon genug darüber ausgelassen (siehe SG Hohenstadt/Untergröningen) oder FuPa-Sommercheck). Die Pandemie hat nicht nur dem aktiven Fußball eine Zwangspause auferlegt, auch die Jugend und die kleinen ehrenamtlichen Vereine tragen schwere Lasten. Die Jugendlichen, aber auch die Erwachsenen, bleiben die meiste Zeit in den eigenen vier Wänden und zocken irgendwelche Spiele auf der Konsole oder dem PC. Sich dann wieder aufzuraffen, um sich selber fit zu halten, ist nicht leicht, vor allem jetzt zur Winterzeit, wo außer Lauftraining nicht viel möglich ist.

Das Vereinsleben ist auf null heruntergefahren, zumindest bei uns in Frickenhofen. Wir können keine traditionellen Feste feiern und die damit verbundenen Einnahmen bleiben aus. Das Bier im Vereinsheim sowie Softgetränke wurden schon verschenkt, weil alles verdirbt. Zum Glück haben wir so treue Sponsoren, Fans und Mitglieder. Viele Vereine sind auch schon an ihre Grenzen gestoßen. Wir tüfteln aktuell schon an diversen Veranstaltungen/Angeboten to-go, mehr dazu wird aber noch nicht verraten. So sehr uns Corona in unserem Vereins- aber auch Privatleben einschränkt müssen wir in diesen schweren Zeiten vor allem eines: füreinander einstehen. Gesundheit ist und bleibt das wichtigste Gut.

Der Almabtrieb zählt zu den großen Events beim SV Frickenhofen. Im vergangenen Jahr konnte er nicht stattfinden.
Der Almabtrieb zählt zu den großen Events beim SV Frickenhofen. Im vergangenen Jahr konnte er nicht stattfinden. – Foto: Thomas Nast

Nicht nur Corona ist das Problem, weil da bin ich zuversichtlich, dass wir es irgendwann in den Griff bekommen werden. Viele Vereine haben mittlerweile einen lockeren Geldhahn bzw. Sponsoren, die im Hintergrund die Spieler bezahlen. Ich kann ja verstehen, evtl. ab der Bezirksliga einen kleinen finanziellen Anreiz zu schaffen, aber nicht in den unteren Klassen. Eine gewisse Zeit gehtces gut, doch irgendwann fließt kein Geld mehr, die Spieler gehen und zack kannst du nicht mal mehr eine Mannschaft stellen. Es sollte nur der Trainer seine Kohle bekommen. Mehr will ich zu dem leidigen Thema auch nicht mehr sagen.

Über den G.O.A.T of FuPa Ostwürttemberg und dem Spaß am Amateurfußball

Man nennt mich auch G.O.A.T. of FuPa Ostwürttemberg. Warum G.O.A.T of FuPa? Dies hat Fabi Berroth von der SGHU mal gesagt, da ich an jedem verdammten Wochenende in Ostwürttemberg und ab und zu im Rems-Murr Kreis unterwegs bin (bis zum Lockdown 41 Ticker und Bildergalerien).

Thomas Nast (l.) erklärt Fabian Berroth von der SG Hohenstadt/Untergröningen seine Fußballphilosophie.
Thomas Nast (l.) erklärt Fabian Berroth von der SG Hohenstadt/Untergröningen seine Fußballphilosophie. – Foto: Thomas Nast

Als Ligaleiter (bis zur Oberliga) liefere ich Woche für Woche Bilder, pflege die Ergebnisse und Torschützen, sowie Transfers weit über unsere B2 hinaus. Diese Tätigkeiten können an einem Sonntagabend schon mal bis zu zwei Stunden in Anspruch nehmen. Zudem kommen diverse Interviews mit anderen Teams hinzu. Dank Henrik Leuze von der SG Hohenstadt/Untergröningen, der meine Schule durchlaufen hat, gibt es jeden Sonntag mindestens zwei Kracherticker und Berichte zu lesen. Ich würde mich freuen, wenn sich noch weitere engagierte Fußballverrückte finden würden, die ihren Verein ins Rampenlicht rücken. Es kommt dadurch auch noch mehr Farbe in die Liga und in den Amateurfußball.

Mein Fußballabteilungsleiter Florian Grau und ich diskutieren jeden Montag, wo es samstags auf den Sportplatz (Oberliga, Landesliga oder Verbandsliga) hingeht, bevor man sonntags evtl. wieder Kreisligaromantik vom Feinsten geboten bekommt. Auch im Sommer geht es auf viele Freundschafts-und Pokalspiele.

Des Öfteren wurde ich schon gefragt, ob mir langweilig ist oder ich Geld dafür bekomme - doch jeden musste ich enttäuschen. Außer Ruhm, Ehre, neue Freundschaften und kostenlosen Eintritt gibt es nichts. Tatsächlich würde ich aber auch kein Geld dafür annehmen, weil Ehrenamt immer wichtiger wird und wertvoller als die Kohle ist. Mir macht es einfach großen Spaß und obendrein ist es ein Wettkampf in der Rankingliste, was für mich ein großer Anreiz ist. Es ist ein gutes Gefühl, wenn die ganzen Mannschaften wie Waldstetten, Dorfmerkingen, Spraitbach und wie sie alle heißen, natürlich auch FuPa selbst, etwas mit meinen Livetickern und Bildern anfangen können. Hier mal ein fettes Dankeschön für euren Support. Hab mir für die geilsten Bilder von den Sportplätzen vergangenen Juni eine neue Kamera angeschafft, wie man schon sehen konnte.

"Aus Fremden wurden Freunde", sagt Thomas Nast (r.) über sein Verhältnis zu Patrick Wahl aus Großdeinbach.
"Aus Fremden wurden Freunde", sagt Thomas Nast (r.) über sein Verhältnis zu Patrick Wahl aus Großdeinbach. – Foto: Thomas Nast

Zu Großdeinbach habe ich durch Patrick Wahl eine ganz besondere Beziehung aufgebaut. Paddy ist ein großer Fan meiner Berichte. Vor Veröffentlichung darf er diese meistens exklusiv Probe lesen. Er schätzt meine ehrliche Schreibweise. Innerhalb der letzten drei Jahre wurden aus Fremden gute Freunde. Wenn immer ich es zeitlich unterbringen kann, bin ich gerne in Großdeinbach, um zu tickern. Zusätzlich biete ich in der Sommerpause neue Team/Profilbilder an. Damit möchte ich diesem menschlich so genialen Team etwas zurück zu geben, auch wenn es sportlich nicht ganz rund läuft in der Bezirksliga. Unterm Strich will ich weiterhin so viel wie möglich auf den Sportplätzen sein, um einem meiner großen Hobbys nachzugehen.

An das FuPa Team Owü: macht weiter so! Die Zusammenarbeit mit euch macht sehr viel Spaß und auch in der Zukunft leiste ich gerne meinen Beitrag, um FuPa weiterhin in diesem Glanz erstrahlen zu lassen. Ich freue mich, wenn es dann wieder los geht und ich bei Wind und Wetter am Spielfeldrand stehen kann. Ich wünsche allen eine erfolgreiche und gesunde Vorbereitung da draußen.

Aufrufe: 024.1.2021, 08:55 Uhr
JHermannAutor