2024-05-02T16:12:49.858Z

Spiel der Woche
Jubelt Rinklingen auch eine Liga höher? F: Prihoda
Jubelt Rinklingen auch eine Liga höher? F: Prihoda

Altmeister empfängt Neuling

Duell der Gegensätze am Waldsee +++ Nimmt Rinklingen Revanche für die Niederlage 2014?

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Wenn am Wochenende der Ball im Waldseestadion wieder rollt, bietet sich den Zuschauern zum Auftakt der Kreisliga gleich ein interessantes Kräftemessen. Kaum eine Partie zeigt den historischen Wandel so gut wie das Spiel zwischen Forst und Rinklingen.

FC Germania Forst - TSV Rinklingen (So 17:00)

Sommer 1969: Der TSV Rinklingen ist wieder dort angelangt, wo er 1949 den Spielbetrieb aufgenommen hat - im Kreis Karlsruhe. Nach 18 Jahren in der Bruchsaler B-Klasse Kraichgau haben die Rinklinger nun nach der Spielzeit 1949/50 eine zweite Runde bei den Karlsruhern absolviert. Hinter dem TSV liegen Duelle mit dem FV Leopoldshafen, Germania Neureut und einigen Karlsruher Stadtvereinen. In der B-Klasse (Staffel 1) belegt der TSV am Ende Platz acht.
Derweil träumt Forst in jenem Sommer auch von einem Ligavergleich mit einer Karlsruher Mannschaft. Dass es sich dabei um den Karlsruher SC handelt, zeigt, welche Welten zwischen Forst und Rinklingen liegen. In der gerade abgelaufenen Runde 1968/69 haben sich die Germanen zum zweiten Mal nach 1966 die Meisterschaft der ersten Amateurliga gesichert. Es ist die erfolgreichste Zeit des FCF, denn wie drei Jahre zuvor startet Forst nun wieder in der Aufstiegsrunde zur damals zweitklassigen Regionalliga Süd. Während man 1966 dem FC 08 Villingen knapp den Vortritt lassen musste, fehlt nun wieder nicht viel, doch der VfR Heilbronn zieht in die Liga ein, in der Vereine wie die beiden Kickers aus Offenbach und Stuttgart, der 1. FC Nürnberg und eben auch der Karlsruher SC spielen.

Sommer 1990: Nach 41 Jahren in der B-Klasse bzw. Kreisliga B feiert Rinklingen den ersten Aufstieg seines TSV. Es kommt aber noch besser für die Saalbachkicker. Zwei Jahre später steigen sie erstmals in die Bezirksliga auf. Bisher unbekannte Sportplätze steuert der TSV-Tross in dieser Zeit an. FC Huttenheim, TSV Wiesental, FC Karlsdorf, VfR Kronau, FVgg Neudorf, SpVgg Oberhausen oder FC Kirrlach heißen jetzt die klangvollen Gegner. 1992 kommt es auch zur Premiere des Stadtderbys gegen den "großen" VfB Bretten.
Der FC Forst ist dagegen wieder in der Verbandsliga. Nach dem Abstieg 1975 verbrachten die Germanen insgesamt vier Jahre in der zweiten Amateurliga bzw. Landesliga und sogar acht in der Bezirksliga Karlsruhe/Bruchsal. 1985 geht es wieder in die Landesliga, zwei Jahre später in Nordbadens höchste Spielklasse. In dieser wird der FCF 1989/90 Sechster. Zwischen Forst und Rinklingen liegen weiter Welten.

Sommer 1998: Rinklingen behält den Zwei-Jahres-Rhythmus beim Ligawechsel bei. Nach den Aufstiegen in die Kreisliga A 1990 und Bezirksliga 1992 muss der TSV 1994 und 1996 aber den umgekehrten Weg antreten und findet sich nach ereignisreichen Jahren wieder in der Kreisliga B wieder. Diese können die Rinklinger 1998 aber erneut verlassen. In der Kreisklasse A treffen sie nun vier Jahre lang auf die Reserve aus Forst. Das sind nicht die ersten Duelle mit dem FCF II. Schon 1988 bis 1990 und 1996/97 spielte man gegen die "kleine" Germania.
Forst ist 1992 aus der Verbandsliga abgestiegen, darf 1998 aber auch feiern. Im sechsten Anlauf gelingt die Rückkehr in die Beletage des nordbadischen Fußballs. Wieder heißen die Gegner Weinheim, Schwetzingen oder Waldhof Mannheim II. Der Hochglanz der 1960er Jahre ist aber verblasst. Es geht meist, da täuscht auch der fünfte Platz in der Saison 2001/02 nicht, gegen den Abstieg.

Sommer 2003: Die Wege des TSV Rinklingen und der Forster Reserve trennen sich abermals, denn die Rinklinger müssen zum bisher letzten Mal in die Kreisklasse B zurück. Sechs Jahre bleibt der TSV in dieser Klasse und fährt nicht immer gute Ergebnisse ein, ehe es gemeinsam mit Flehingen II 2009 endlich hochgeht.
Trauer herrscht 2003 auch in Forst. Gerade ist die Elf vom Waldsee aus der Verbandsliga abgestiegen. Doch es kommt noch schlimmer. Ein Jahr später wird der FCF in die Kreisliga durchgereicht, so dass die Germania 2004/05 zur Einführung der Kreisliga erstmals seit 20 Jahren wieder auf Kreisebene spielt. Zwar können die FCF-Kicker nach insgesamt fünf Jahren wieder in die Verbandsliga zurückkehren, doch 2010 und 2011 wiederholt sich Geschichte auf schmerzhafte Weise: Zuerst muss Forst die Verbandsliga verlassen, nur ein Jahr später geht es in die Kreisliga.

14.09.2014: Nach einem zweijährigen Intermezzo in der Landesliga empfängt der FC Forst am fünften Spieltag den TSV. Für die Germania ist es der 156. Ligagegner, für Rinklingen der 45. 3:0 gewinnt Forst die Premiere, es ist die fünfte Niederlage für den TSV im fünften Spiel. Auch im Rückspiel siegt der FCF, dieses Mal aber knapp mit 1:0. Am Saisonende haben beide Mannschaften kaum Grund zur Freude. Rinklingen steigt trotz einer tollen Rückrunde in die Kreisklasse A ab, Forst verpasst in der Relegation den Sprung in die Landesliga.

Sommer 2017: Hinter dem TSV Rinklingen liegt die erfolgreichste Spielzeit der Vereinsgeschichte. Nach 1992 und 2014 ist der TSV zum dritten Mal in die höchste Spielklasse Bruchsals aufgestiegen. Zudem stehen die Saalbachkicker erstmals im Finale des Kreispokals und die zweite Mannschaft bejubelt den Aufstieg in die Kreisklasse B. In der Saison 2017/18 wird sogar noch ein drittes Team angemeldet.
Hinter dem FC Forst liegt dagegen die schlechteste Saison seit 35 Jahren. Mit dem elften Platz in der Kreisliga ist der Negativrekord aus der Saison 1981/82 eingestellt. Die Forster Reserve, die 2015 erstmals in die Kreisklasse C abstieg, hat auch im dritten Anlauf den Wiederaufstieg knapp verpasst.

Am ersten Spieltag der neuen Saison 2017/18 treffen sich Forst und Rinklingen zum zweiten Mal im Waldseestadion. Im Kreispokal gewann die Germania-Reserve gegen den TSV II. Ob das ein Fingerzeig für das Kräftemessen in der Kreisliga ist, bleibt abzuwarten. Was vor 50 Jahren undenkbar schien, ist mittlerweile Realität. Altmeister Forst, mit 45 Jahren überkreislicher Ligazugehörigkeit ein jahrzehntelanges Aushängeschild des Kreises, und Neuling Rinklingen, das insgesamt 49 Jahre in der B-Klasse bzw. der Kreisklasse/-liga B verbrachte, messen sich auf Augenhöhe.


Schiedsrichter: Marcel Knoch (FT Forchheim)
Aufrufe: 015.8.2017, 11:00 Uhr
Florian WittmannAutor