2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Nach einer Derbyniederlage gegen 1860 München im Jahr 2017 bedankt sich Lukas Mühl (2.v.l.) bei den Club-Fans für ihre Unterstützung.
Nach einer Derbyniederlage gegen 1860 München im Jahr 2017 bedankt sich Lukas Mühl (2.v.l.) bei den Club-Fans für ihre Unterstützung. – Foto: Sven Leifer

Club-Profi Mühl: "Ich bin Waidler - das sind meine Wurzeln"

Niederbayerischer Exportschlager: Lukas Mühls Karriere begann beim TSV Regen, inzwischen ist der Stammspieler beim Traditionsverein 1. FC Nürnberg

Es war für den damals 14-Jährigen ein großer Schritt ins Ungewisse - der sich aber in der Nachbetrachtung mehr als gelohnt hat. 2011 hatte Waidler Lukas Mühl den Mut, seinen Heimatverein, den TSV Regen, zu verlassen, und zum großen 1. FC Nürnberg zu wechseln. Dort ist der 23-Jährige inzwischen Stammspieler in der Zweitliga-Truppe. Im ersten Teil des FuPa-Interviews spricht der niederbayerische Exportschlager über die Kontakte in seine Heimat, über typische Charaktereigenschaften von Waidlern und über das Scheitern.

(Hier geht's zum zweiten Teil des Interviews)

Lukas, gerade liegt das Trainigslager im spanischen Marbella hinter Dir. Blutet Dir bei sommerlichen Temperaturen im Januar als Waidler nicht das Herz?
Natürlich blutet mir immer ein wenig das Herz, wenn ich im Winter nicht in den Bergen sein kann. Als kleiner Junge bin ich viel Ski und Schlitten gefahren. Aber auch in Marbella ließ es sich gut aushalten. Wir hatten perfekte Bedingungen für ein hartes und intensives Trainingslager.

Als gebürtiger Kasberger (Gmd. Rinchnach) wirst Du sicher auf Skiern aufgewachsen sein. Welche Rolle spielt Wintersport heute noch in Deinem Leben? Sind ein paar Abfahrten trotz hoher Verletzungsgefahr und wenig Zeit jede Wintersaison drin?
Natürlich bin ich quasi auf Skiern aufgewachsen. Das geht gar nicht anders, wenn man aus dem Bayerischen Wald kommt. Jetzt als Fußballer ist es schon aus zeitlichen Gründen viel weniger geworden. Auch das Verletzungsrisiko spielt da ein wichtige Rolle.

Welche Verbindungen hast Du generell noch in Deine Heimat? Kommst Du nur zu den obligatorischen Familienbesuchen nach Hause in den Woid - oder gibt es noch regen Kontakt zu früheren Freunden und Mitspielern?
Zu meiner gesamten Familie haben ich einen sehr guten und regelmäßigen Kontakt. Meine Eltern kommen mich oft zu den Heimspielen besuchen. So oft es geht fahre ich darüber hinaus in den Bayerischen Wald. Da fühle ich mich einfach zu Hause. Das sind meine Wurzeln, das ist meine Mentalität. Darauf bin ich sehr stolz.


Trotz Sprüche in der Kabine: "Ich spreche immer noch Bairisch"

Waidler und Franken – passt das zusammen?
Wir Waidler lassen alles auf uns zukommen. Wir sind positiv und offen - und wir geben nie auf. Das ist die Mentalität der Region. Den Franken sagt man ja nach, sie seinen Grandler (lacht). Ich fühle mich aber trotzdem wohl in Nürnberg.

Du bist inzwischen seit 2011 in Nürnberg, hast also mehr als ein Drittel Deines Lebens außerhalb des Bayerischen Waldes verbracht. Fühlst Du Dich dennoch als Waidler?
Ich bin Waidler. Das sind meine Wurzeln. Und ich spreche auch noch immer Bairisch (lacht). Auch wenn ich mir in der Kabine da den einen oder anderen Spruch einfange.

Welche typischen Charaktereigenschaften der Waidler finden Sich in Deinem Charakter Deiner Meinung nach wieder?
Der Waidler ist ruhig und beobachtet. Er lässt sich aber auch nichts gefallen und sagt seine Meinung. So bin ich auch. Unser Motto ist: Aufgeben gibt’s nicht. Und auch in schwierigen Phasen immer positiv bleiben.

Vor neun Jahren bist Du direkt aus der Jugendabteilung des TSV Regen zum Club gewechselt. Blicke doch bitte nochmal auf diese Zeit zurück: Mit welchen Gefühlen bist Du damals an den Valznerweiher gekommen?
Ich habe damals eine riesige Vorfreude gespürt, als ich von einem kleinen Verein zu einem Profiverein gewechselt bin. Ich kann mich auch noch genau an die erste Fahrt nach Nürnberg erinnern und dass meine Mutter mir viele Dinge gezeigt hat, die man zur Selbststänidigkeit benötigt - wie zum Beispiel wie man sein Bett zu beziehen hat. Die ersten Wochen, als ich von der Familie weg war, war es erst nicht so einfach. Da musste ich mich schon durchbeißen. Aber es war immer mein Traum und mein Ziel. Und das war es auch wert.


"Es ist wichtig, sich nicht 24 Stunden mit dem Fußball zu beschäftigen"

War das mögliche Scheitern während Deiner fußballerischen Ausbildung beim FCN allgegenwärtig? Ist der Druck für Nachwuchskicker tatsächlich so groß wie oft in den Medien beschrieben?
Für mich ist das ein sehr wichtiges Thema. Ich arbeite im mentalen Bereich viel an mir. Als Beispiel fällt mir Philipp Lahm ein. Der hat konstant über mehr als zehn Jahre jeden dritten Tag im Wettkampf top Leistung gebracht. Das hat er nur geschafft, weil er im Kopf immer da war. Außerdem muss man auch lernen, Krisen zu überwinden und daran nicht zu zerbrechen. Es geht nicht immer nur aufwärts. Je älter man wird, umso größer wird die Leistungsdichte. Jeder geht anders mit dem Druck um. Für mich spielt die Familie eine sehr wichtige Rolle. Zu Hause ist Fußball kein großes Thema. Da tanke ich meine Energie wieder auf. Es ist wichtig, sich nicht 24 Stunden mit dem Fußball zu beschäftigen, sondern einen Ausgleich zu haben.

Was wäre der Plan B zur Profikarriere gewesen? Zurück in den Bayerischen Wald? Zurück zum TSV Regen?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich habe ein Fernstudium begonnen. Das kann ich zeitlich neben meinem Beruf als Profifußballer gut integrieren.

Im zweiten Teil des Exportschlager-Interviews geht Lukas Mühl auf die aktuelle Entwicklung seines Heimatvereins, dem TSV Regen, und seines aktuellen Verein, dem 1. FC Nürnberg, ein. Außerdem verrät er seinen schwarz-rot-goldenen Traum...

(Hier geht's zum zweiten Teil des Interviews)

Aufrufe: 027.1.2020, 08:50 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor