2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview

"Aufgeben gibt es nicht!"

Aufsteiger TSV Otterndorf kämpft um den Klassenerhalt in der Bezirksliga 4 - Trainer Holger Dreyer im Interview über die Klasse der Liga, den großen Trumpf der Otterndorfer im Abstiegskampf und Winter-Neuzugänge

Seit der Saison 2011/12 ist Holger Dreyer Trainer beim TSV Otterndorf. Und seit dieser Saison geht es für den Verein aufwärts. Nicht steil, aber stetig. Binnen sechs Jahren stieg der TSV vom Mittelklasse-Team der 1. Kreisklasse erst zum Kreisliga-Spitzenteam und dann in die Bezirksliga auf. Jetzt wartet auf Dreyer und seine Mannschaft der vielleicht sportlich schwerste Kampf, der Abstiegskampf in der Bezirksliga 4. Über die große Stärke der Otterndorfer, die schwierige Umstellung auf die hohe Qualität der Liga und einen fixen Winterneuzugang sprach Dreyer mit Dennis Paasch.

Holger, nach 13 Spielen stehen bisher erst sieben Punkte auf eurem Konto. Seid ihr noch nicht in der Bezirksliga angekommen?
Doch, sind wir. Bereits im zweiten Spiel konnten wir Wiepenkathen schon den ersten Punkt abknöpfen und auch gegen Spitzenteams wie Hedendorf/Neukloster und Langen einen Punkt erkämpfen.

Hast du dir die Umstellung auf das höhere Niveau so schwer vorgestellt?
Ja klar, man darf nicht vergessen, dass die Bezirksklasse vor ein paar Jahren wegfallen ist und somit der Aufstieg in die Bezirksliga für alle Aufsteiger doch eine riesen Hürde ist.

Wärst du für eine Wiedereinführung der Bezirksklasse als "Zwischenliga" ?
Ja, auf alle Fälle! Es wäre ein Gewinn für Spieler und Zuschauer.

Was sind die gravierenden Unterschiede zwischen Bezirksliga und Kreisliga Cuxhaven?
Es wird körperlicher gespielt und man muss gedankenschneller sein. Technische Fehler werden sofort ausgenutzt und bestraft. Auch das Tempo ist wesentlicher höher.

Bist du mit der bisherigen Leistung trotz der wenigen Punkte zufrieden?
Mit der Leistung unserer Mannschaft sind wir im Trainerteam sehr zufrieden. Mit den Ergebnissen natürlich nicht. Aber die Spieler, die auf dem Platz stehen, hängen sich voll rein und es mangelt ihnen nie an Kampfgeist und Disziplin.

Man muss dabei beachten, dass wir bisher 27 Spieler eingesetzt haben. Es fehlen jeden Spieltag acht oder neun Spieler. Unser Top-Stürmer Basti Kemme, der letztes Jahr über 20 Tore in der Kreisliga geschossen hat, hat diese Serie noch kein Spiel gemacht (Bandscheibenvorfall), auch Steffen Kröncke (Kreuzbandriss) und Malte Müller (Bänderverletzungen) stehen noch bei null Spielen.

Was müsst ihr noch verbessern?
In vielen Spielen waren wir nicht schlechter als der Gegner, haben aber zahlreiche Torchancen nicht nutzen können. Verbessern müssen wir daher die Torausbeute und hoffen, dass wir demnächst Spiele in Bestbesetzung austragen können. Wenn wir weiter so hart arbeiten und dann noch das Quäntchen Glück dazu kommt, dann ist für uns auch der Klassenerhalt möglich.

Aber mit bereits acht Punkten Rückstand auf das "rettende Ufer" ist der Zug zum Klassenerhalt für euch doch eigentlich schon abgefahren, oder?
Nichts ist abgefahren, unser Team kämpft bis zum Umfallen, auch noch, wenn wir, wie gegen Stinstedt, fünf Minuten vor Spielende schon 0:5 hintenliegen. Unsere Truppe legt in jedem Spiel eine unglaubliche Moral an den Tag, Aufgabe gibt es nicht.

Seit du Trainer beim TSV bist, ging es für den Verein immer aufwärts. Vom Mittelfeld der 1. Kreisklasse bis in die Bezirksliga. Hast du damals schon geahnt, dass so viel Potenzial im Verein steckt?
Nein, bestimmt nicht. Als ich anfing, brach die 2. Herren auseinander, viele Spieler der 1. Herren verließen den Verein, auch A-Jugendliche, die in den Herrenbereich wechseln konnten, suchten ihr Glück in anderen Vereinen. Es blieben 18 Spieler, gemischt aus A-Jugend, 2. Herren und 1. Herren übrig. Peter Gottschalk (Abteilungsleiter) und ich sorgten für neue Rahmenbedingungen und so formten wir ein Team, was in einer schwierigen Saison durch dick und dünn ging.

In den folgenden Jahren konnten wir uns immer wieder durch die eigene Jugend verstärken. Schon von Anfang an haben wir als ein Kader für zwei Teams trainiert. Wir konnten mit Tobias Gottschalk und Sebastian Reuter zwei ehemalige Spieler mit ins Trainerteam nehmen, die als Spieler die Anfänge miterlebten und mir dort schon vertrauensvoll zur Seite standen. Die Zusammenarbeit mit beiden macht mir viel Spaß und ist ein Gewinn fürs Team.

Könnten du und deine Mannschaft nach dieser beeindruckenden Bilanz der letzten Jahre überhaupt mit einem Abstieg umgehen? Viele andere Vereine haben sich damit schwergetan.
Wir wissen genau, dass wir mit beiden Teams am absoluten Limit spielen, uns wird nichts aus der Bahn werfen. Aber gerade in meiner Anfangszeit haben wir gelernt, mit Niederlagen und Rückschlägen umzugehen, und sind dadurch als Team enger zusammengerückt und stärker geworden. Wir werden auch weiter unseren Weg gehen. Unser Teamgeist ist nicht abhängig von einer Spielklasse.

Da wir, der Vorstand und die Mannschaft, im Vorwege schon wussten, wie schwer es wird, stehen wir hier nicht unter Erfolgsdruck. Wir freuen uns auf jedes Spiel und gehen es hochmotiviert an. Wir sind davon überzeugt, dass auch bald die Ergebnisse positiver werden. Und so wird es am Ende zum Klassenerhalt reichen - für unsere beiden Teams (Otterndorf II ist aktuell 12. in der 1 KK Cuxhaven I, Anm. d. Red.).

Und andersrum gefragt: Ist die Bezirksliga das "Höchste der Gefühle" für den TSV Otterndorf oder soll euer bisher stetiger Aufstieg noch anhalten? Landesligist klingt doch auch gut.
An die Landesliga denkt hier wohl im Moment niemand. Wir haben eine Durststrecke von drei Jahren zu überstehen, bevor wir wieder einen ganzen Jahrgang aus dem Nachwuchs bekommen. Von der guten Jugendarbeit haben wir die letzten Jahre gelebt, da wir uns jedes Jahr mit eigenem Nachwuchs verstärken konnten. Aber auch in unserem jetzigen Kader steckt noch viel Potential, welches wir immer weiter fördern wollen.

Wie schätzt du denn das Niveau der aktuellen Bezirksligisten ein?
Das Niveau der Bezirksliga ist schon unterschiedlich. Die ersten fünf Mannschaften sind technisch, taktisch und läuferisch schon extrem stark. Da ist doch ein deutlicher Unterschied zu den Plätzen 6-16, wo jeder jeden schlagen kann. Aber auch diese Teams spielen einen ordentlichen Ball.

Was würdest du als großen Trumpf eurer Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt ansehen?
Als großen Trumpf kann man den Zusammenhalt der Truppe bezeichnen. Wir haben - für zwei Teams - einen Kader von 45 Spielern, eine Trainingsbeteiligung von ca. 25-30 Mann pro Trainingseinheit. Wir trainieren mit drei Trainern in drei Gruppen. Unsere Spieler entwickeln sich ständig weiter, sie sind fleißig, ehrlich, charakterstark und talentiert. Der Teamgeist passt definitiv.

Anderswo wechseln einige Spieler beinahe halbjährig ihre Teams und richten sich nach dem "besten Gesamtpaket". Bei euch herrscht hingegen Kontinuität pur. Wie kommt's?
Wir sind in der glücklichen Situation, dass für unsere Spieler noch ein Wort zählt. Bei uns wird für ein Jahr zugesagt. Ich bin jetzt im siebten Jahr hier in Otterndorf und bisher hat nur ein Spieler in der Winterpause gewechselt. Natürlich wecken unsere Spieler auch bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten, doch hier wird Vereinstreue noch groß geschrieben.

Du hast eure schwierige Personallage angesprochen. Plant ihr, euch im Winter personell noch einmal zu verstärken?
In der Tat haben wir schon einen Neuzugang zu verkünden, Chris Oschwald möchte vom TSV Geversdorf wieder zurückwechseln. Wir freuen uns sehr auf Chris und werden ihn mit offenen Armen empfangen.

Zum Schluß mal Butter bei die Fische: Wer wird Bezirksliga-Meister, wer steigt ab, wo landet ihr?
Die ersten Sechs waren vor der Saison meine Favoriten. Langen wird mit dem Aufstieg nichts mehr zu tun haben, und von den ersten fünf Mannschaften wird die Mannschaft Meister, die von Verletzungen verschont bleibt. Wer absteigt, kann ich nicht sagen, ich weiß aber, der TSV Otterndorf ist es nicht, da lege ich mich fest (lacht).

Liveticker, Bildergalerien, Teams-Statistiken und mehr - Als Vereinsverwalter eures Vereins habt ihr alles in eurer Hand: Jetzt FuPaner werden

Auf dem Platz und auch daneben eine Einheit: Der TSV Otterndorf. F: Schmietow
Auf dem Platz und auch daneben eine Einheit: Der TSV Otterndorf. F: Schmietow

Die Tabelle und kommenden Spiele für den TSV Otterndorf:

Bezirksliga 4:

11. Altenwalde 13 -2 15 12. Oste/Oldendorf 13 -9 15 13. Drochtersersen/Assel III 12 -16 11 14. Otterndorf (Auf) 13 -20 7 15. Apensen (Auf) 13 -27 6 16. Hammah (Auf) 13 -41 4 14. So., 12.11. A RW Cuxhaven 15. So., 19.11. H E. Immenbeck 16. So., 26.11. H Cranz/Estebrügge 17. So., 03.12. A Wiepenkathen

1. Kreisklasse Cuxhaven I:

9. Sahlenburg 12 -22 11 10. Bülkau/Steinau/Odisheim II (Auf) 11 -14 10 11. Hechthausen 12 -18 9 12. Otterndorf II 12 -17 8 13. Altenwalde II 12 -23 7 14. Cadenberge 12 -31 6 14. So., 12.11. H Hechthausen 15. Sa., 18.11. A Mittelstenahe 9. So., 26.11. H SC Hemmoor



Aufrufe: 09.11.2017, 09:45 Uhr
FuPa Lüneburg / Dennis PaaschAutor