2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Als letzter Mann räumte Hannes Müller (links) immer noch vor dem Landsberger Tor auf. Diese Bild enstand 2003.    F.: Thorsten Jordan
Als letzter Mann räumte Hannes Müller (links) immer noch vor dem Landsberger Tor auf. Diese Bild enstand 2003. F.: Thorsten Jordan

Die Fußballschuhe stehen noch im Keller

Johannes Müller spielte beim TSV Landsberg jahrelang als Libero +++ Auch im Beruf bleibt der Sport wichtig

Aktuell kämpft der Bayernligist TSV Landsberg um den Klassenerhalt in der Bayernliga. Johannes „Hannes“ Müller, heute 42 Jahre, war 1997/98 dabei, als die erfolgsverwöhnten Fußballer vom Lech erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in Bayerns Eliteklasse spielten. Und das nicht schlecht. Aber trotzdem rutschten sie in der Rückrunde immer weiter in den Tabellenkeller – und fanden sich schließlich in der Landesliga wieder. Der Grund für den Abstieg: Aus finanziellen Gründen mussten in der Winterpause mehrere Spieler abgegeben werden.

„Neuling“ Müller war gerade vom Bezirksligisten TSV Marktoberdorf nach Landsberg gekommen. Gerne erinnert er sich an sein erstes Tor im Trikot der Lechstädter: „Es war ein fulminanter Schuss nach einem doppelten Übersteiger aus etwa 25 Metern.“ Der Ball landete im Torwinkel und „mit diesem Treffer bin ich als Neueinsteiger aus einer niedrigeren Spielklasse in Landsberg angekommen“, berichtet Müller.
Die Partie gegen Bayern Hof wurde übrigens mit 4:1 gewonnen. Müller spielte im rechten Mittelfeld – das war nichts Neues für ihn. Denn in Marktoberdorf war er in den Nachwuchsteams vielfach im Angriff und als Sturmspitze eingesetzt worden – mit Erfolg.

Für den TSV, dessen Farben er 13 Jahre trug, sollte Müller in erster Linie Tore verhindern: Als Libero beziehungsweise „letzter Mann“, wie diese Position in der Abwehr damals bezeichnet wurde. Er lebte von seiner Schnelligkeit, einem exakt getimten Tackling, einer guten Übersicht – und bewegte auch einiges mit platzierten Kopfbällen: Alles Eigenschaften, um die ihn viele beneidet haben. Nur zwei Rote Karten kassierte er in seinem Fußballer-Leben, das fast 20 Jahre dauerte. Verletzungen hielten sich nach seinen Worten im Rahmen. Eine Ausnahme habe es gegeben: Das war ein komplizierter Schlüsselbeinbruch, der operiert werden musste.

Seine Fußballkarriere habe er deswegen nach dem Heilungsprozess nicht sofort beendet. Erst später. Und der Grund war ein anderer: Während der Saison 2009/10 wurde dem verheirateten Familienvater seine zweite Tochter geboren. Müller lebt mit Frau Sylvia, die seine Begeisterung für die „schönste Nebensache der Welt“ engagiert mitgetragen hat, und den Töchtern Hannah, 9, und Tessa, 6, seit März 2008 in Landsberg. Dort unterrichtet „Hannes“ seit sieben Jahren am Dominikus-Zimmermann-Gymnasium (DZG). Mathematik und Sport sind die Fächer des Oberstudienrats.

Im Sport, wie könnte es anders sein, ist er an der Schule als Fachbetreuer tätig. Und außerhalb? „Wenn es irgendwie geht, laufe ich zwei Mal in der Woche durch den Wildpark“, erzählt er. Zehn Kilometer lässt er hinter sich, denn beim Stadtlauf, den er jedes Jahr mitmacht, will er sich vor seinen Schülern nicht blamieren. Das muss er auch nicht. Die Zeiten, die bei ihm zu Papier stehen, können sich für einen 42-Jährigen durchaus sehen lassen. Kontakt zu Bayernliga-Mitspielern der Saison 1997/98 hat er kaum noch: lediglich zu Sepp Scheiblegger und dem damaligen Trainer Franz Holl. Den treffe er manchmal bei einem Spiel des FC Augsburg.

Und was machen die Fußballschuhe, die er 2010 letztmals geschnürt hat? „Die stehen im Keller, nicht mit Speck und Dreck, sondern sauber gewaschen“, sagt Hannes Müller. Und schmunzelt. Einmal hat er sie noch getragen: Bei einem Lehrer-Spiel am Joseph-Bernhart Gymnasium in Türkheim. Dort war er sechs Jahre tätig, ehe er ans DZG nach Landsberg gekommen ist.

Aufrufe: 02.6.2016, 20:48 Uhr
Landsberger Tagblatt / Ernst HofmannAutor