2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Bedient: Herbert Heidenreich und sein TSV Kornburg sind immer noch sauer ob der "Verbannung" in die Bayernliga Süd. F: Mularczyk
Bedient: Herbert Heidenreich und sein TSV Kornburg sind immer noch sauer ob der "Verbannung" in die Bayernliga Süd. F: Mularczyk

»Ochsentour«: 13 Stunden unterwegs für ein Spiel

Der TSV Kornburg aus dem Nürnberger Raum muss alle zwei Wochen lange Anreisen in den Süden des Freistaats auf sich nehmen +++ Vor dem Trip nach Traunstein steht Trainer Herbert Heidenreich Rede und Antwort

Für großen Wirbel hat in diesem Sommer die Einteilung der beiden Bayernligen gesorgt. Der ASV Neumarkt, der bisher in der Nordgruppe gespielt hat, und der Neuling TSV Kornburg wurden vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) in die Südgruppe geschickt. Die beiden Klubs wehrten sich mit Händen und Füßen dagegen, waren am Ende aber machtlos und müssen nun mit der Einteilung leben. Unterm Strich sind die Mittelfranken aus der Stadt Nürnberg höchst unzufrieden. Kornburgs Trainer Herbert Heidenreich berichtet im Interview.

FuPa: Herbert, welche Erfahrungen habt ihr nach den ersten Spieltagen in der Bayernliga Süd gemacht?
Herbert Heidenreich (62): Vor einigen Wochen sind wir in Sonthofen gewesen. Wir waren 13 Stunden unterwegs. Alleine bis zum Anpfiff waren meine Spieler sechseinhalb Stunden auf den Beinen. Wo ist da die Chancengleichheit? Jetzt im Sommer oder Frühherbst geht das. Aber wie soll das im Winter bei Eis und Schnee aussehen?

Erkläre doch mal, wie eure Reise ins Allgäu abgelaufen ist.
Wir haben uns um 11:30 Uhr am Sportheim in Kornburg getroffen, haben gemeinsam zu Mittag gegessen und sind um 12:30 Uhr abgefahren. Kurz nach 16:30 Uhr sind wir in Sonthofen angekommen. Die Spieler von Sonthofen kamen ganz locker an, da hatten wir schon die lange Busfahrt in den Knochen. Auf der Rückfahrt hatten wir dann nochmal eine Stunde Stau wegen eines Unfalls. Ich habe dann um 1 Uhr nachts meine Wohnungstür aufgeschlossen. Wir waren also 13 Stunden unterwegs für ein Spiel in der Bayernliga Süd.

Gab’s denn an diesem Tag sonst noch ein Erlebnis?
Ja, und zwar eines, über das ich überhaupt nicht lachen konnte. Angekommen in Sonthofen hat mich ein Ordner gefragt, wo denn "Kronburg" läge. Ich habe ihm dann erklärt, dass wir aus Kornburg in der Stadt Nürnberg kommen. Ja, hat er gesagt, Nürnberg kenne er. Der Herr wusste also nicht einmal, wo wir herkommen.

Heidenreich: »Keine Chancengleichheit gegeben.«

Du warst also richtig sauer. Haben sich damit eure Befürchtungen zur Einteilung in die Südgruppe bewahrheitet?
Ja, absolut. 13 Stunden für ein Auswärtsspiel, das ist untragbar. Wir laden die Funktionäre vom BFV gerne ein, um uns bei so einer Ochsentour zu begleiten. Sie bekommen von uns auch Kaffee und Kuchen. Aber dann können die Herren mal erleben, was das für uns bedeutet. Wir haben es uns durchaus schwer vorgestellt, in dieser Liga zu spielen. Aber, dass es so schwer wird, haben wir dann doch nicht erwartet. Ich muss sagen, dass ich unsere Einteilung in den Süden nach wie vor nicht nachvollziehen kann.

Wie würde es euch denn ergehen, wenn ihr in der Bayernliga Nord spielen würdet?
In der Bayernliga Nord hätten wir eine zentrale Lage. Nach Hof 150 Kilometer und rund 200 Kilometer nach Aschaffenburg und Erlenbach wären unsere weitesten Fahrten. Ansonsten hätten wir nur wenige Strecken von mehr als 100 Kilometern. Zweimal nach Würzburg mit 120 Kilometern wäre noch etwas weiter. Aber die anderen Gegner in der Oberpfalz wie Amberg, Weiden, Ammerthal und Gebenbach sind nicht weit weg. Auch nach Bayreuth, Bamberg und Forchheim ist es ein kurzer Trip. Ebenso nach Großbardorf und Sand oder Schweinfurt. Dazu hätten wir noch die Derbys gegen Erlangen-Bruck, Eltersdorf und Ansbach. Das wäre für uns die optimale Liga gewesen.

Jetzt seid ihr aber im Süden und da sind schon weitere Strecken zu fahren...
Ja, nach Sonthofen sind es 288 Kilometer, nach Kottern 259 Kilometer, nach Kirchanschöring 300 Kilometer und nach Traunstein 270 Kilometer. Das sind unsere weitesten Strecken. Auch zu den Vereinen in den Münchner Raum und nach Schwaben haben wir zwischen 150 und 200 Kilometern zu fahren. Die kürzeste Entfernung haben wir nach Neumarkt mit 35 Kilometern und das ist auch unser einziges Derby. Wir haben also wesentlich weitere Fahrten zu bewältigen als in der Bayernliga Nord und fahren zu 17 von 18 Auswertsspielen 150 Kilometer und mehr. Da ist einfach keine Chancengleichheit gegeben.

Aufrufe: 014.9.2017, 11:58 Uhr
Dirk Meier Autor