2024-05-08T14:46:11.570Z

FuPa Portrait
Es geht wieder los! Am Sonntag schnürt Reinhold Haar seine Fußballschuhe für den TSV Kammlach. Dabei will der 30-Jährige an seine Leistungen in der vergangenen Saison anknüpfen: Mit 23 Toren wurde er Torschützenkönig.  Foto: Marius Scheitle
Es geht wieder los! Am Sonntag schnürt Reinhold Haar seine Fußballschuhe für den TSV Kammlach. Dabei will der 30-Jährige an seine Leistungen in der vergangenen Saison anknüpfen: Mit 23 Toren wurde er Torschützenkönig. Foto: Marius Scheitle

Die Kammlacher Lebensversicherung

Bald beginnt die neue Saison im Unterallgäu +++ Auch der Kammlacher Torjäger Reinhold Haar ist nach sechs Wochen Vorbereitung bereit für die neue Spielzeit

Es ist der letzte Spieltag der Kreisligasaison 2016/17. Mit Simon Müller (FC Viktoria Buxheim), Benjamin Tobler (TV Woringen) und Reinhold Haar (TSV Kammlach) kämpfen drei Stürmer mit jeweils 20 Treffern um den Titel des Torschützenkönigs der Liga. Während Müller im letzten Spiel ein Tor gelingt, erzielt Tobler zwei Treffer – doch auch die genügen nicht. Denn die Kammlacher „Lebensversicherung“ Reinhold Haar trifft gleich drei Mal beim 5:5 gegen Mauerstetten. Damit gelingt ihm, wovon viele Stürmer in der Region nur träumen können: Torschützenkönig – sowohl in der A-Klasse, der Kreisklasse als auch in der Kreisliga.

Das Besondere an seiner Spielvorbereitung? Vielleicht, dass es nichts Besonderes gibt: „Ich mach’ mir über irgendwelche Rituale keine Gedanken, ich will einfach auf den Platz und dort unbedingt gewinnen – vielleicht kann man mich in dieser Hinsicht mit Thomas Müller vergleichen.“ Geboren ist der mittlerweile 30-Jährige in Halle an der Saale. Im Alter von sieben Jahren zog er mit seiner Familie in die Region – und spielte zunächst rund vier Jahre beim FC Bad Wörishofen in der Jugend. Als seine Familie 1998 nach Kammlach zog, wechselte auch er den Verein – ein Glücksfall für den TSV, wie sich später herausstellen sollte. Von der C-Jugend weg durchlief Haar anschließend alle Mannschaften. Seine besonderen Stärken lagen schon damals in der Schnelligkeit, dem „Riecher“ vor dem Tor und dem unbedingten Willen, zu gewinnen. Ein richtiges Vorbild à la Roy Makaay oder Giovane Elber hatte der bekennende Bayern-Fan nicht: „Wenn überhaupt, dann war Mehmet Scholl so etwas wie ein Vorbild, aber der war ja kein richtiger Stürmer.“

Auf die Frage, warum er überhaupt als Stürmer aufgestellt wurde, entgegnet Haar: „Ich war halt schnell, einen anderen Grund gab es eigentlich nicht.“ Auch bei den Herren war Haar sofort Stammspieler im Sturmzentrum. Zunächst pendelte er aber mit dem TSV Kammlach einige Jahre zwischen A-Klasse und Kreisklasse hin und her. Die Entwicklung zu einer der besten Mannschaften der Region setzte dann in der Saison 2014/15 ein, als Kammlach als Aufsteiger durch die Kreisklasse durchmarschierte und am Ende Meister wurde – Torschützenkönig mit 30 Treffern wurde natürlich Reinhold Haar.

In den folgenden beiden Spielzeiten hielt Kammlach zur Überraschung vieler die Klasse – wie groß der Sprung zwischen Kreisklasse und Kreisliga ist, bekam zuletzt der SV Schöneberg zu spüren. Neben der jungen läuferisch und spielerisch guten Kammlacher Mannschaft ist dies vor allem Torjäger Haar zu verdanken – und der hat noch lange nicht genug. Zwar spüre er seine 30 Jahre, sagt er: „Ich werde schon älter, ein Training einen Tag nach einem Spiel geht nicht mehr und jeder Schlag auf die Knochen tut mehr weh.“ Auch in Sachen Fitness hätten ihm zwei bis drei junge Spieler mittlerweile den Rang abgelaufen. Dennoch hat Haar weiterhin „Bock auf Fußball“ und daher noch nie daran gedacht, seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.

Für die neue Saison fühlt er sich nach sechs Wochen Vorbereitung mit drei bis vier Terminen pro Woche gerüstet. Los geht es kommenden Sonntag in Ungerhausen. Dabei sei die Vorbereitung trotz neuen Trainers (Manuel Ness folgte im vergangenen Winter auf Markus Grützner) nicht wirklich anders als in den vergangenen Jahren. Als wichtigstes Ziel steht für Kammlach in der dritten Kreisligasaison in Folge wieder der Nicht-Abstieg auf dem Zettel.

Allerdings will Haar, wenn möglich, besser als vergangene Saison sein, als er sich mit seiner Mannschaft am Ende auf dem achten Tabellenplatz wiederfand: „Ein ähnlicher Mittelfeldplatz wäre schön.“ Die Favoriten um den Aufstieg sind für den 30-Jährigen der SVO Germaringen und der TSV Legau. Schwer hätten es traditionell die Aufsteiger; einen Tipp für Dirlewang, Amberg und Co. hat er allerdings auch parat: „Man braucht einfach eine junge Truppe, die geil auf Fußball und Gewinnen ist.“

Einen Torjäger wie Reinhold Haar in seinen Reihen zu wissen, ist aber sicher nicht hinderlich. Seine Leistungen sind höherklassigen Vereinen natürlich nicht verborgen geblieben. Über die vergangenen Jahre kamen immer wieder Anfragen aus Erkheim, Mindelheim, Ottobeuren oder Bad Wörishofen, die damals allesamt deutlich höher als der TSV Kammlach spielten. Doch über einen Wechsel dachte der Torjäger nicht nach: „Ich will in Kammlach spielen, weil das ein geiler Verein mit geilen Spielern ist. Ich werde auf jeden Fall meine Karriere hier beenden!“ Dagegen wird in Kammlach wohl niemand etwas einzuwenden haben.

Aufrufe: 02.8.2017, 18:13 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Marius ScheitleAutor