2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Nach hinten arbeiten und Bälle erobern – das war auch von Pforzheims Offensivspielern wie Stanley Ratifo (links) gefordert. Hier unterstützt er Julian Grupp, der Göppingens Patrick Schwarz stoppen möchte. Foto: Becker
Nach hinten arbeiten und Bälle erobern – das war auch von Pforzheims Offensivspielern wie Stanley Ratifo (links) gefordert. Hier unterstützt er Julian Grupp, der Göppingens Patrick Schwarz stoppen möchte. Foto: Becker

1. CfR Pforzheim stoppt Spitzenreiter 1. Göppinger SV

Beleidigende SV-Fans

Pforzheim. Seit dem Siegeszug von Instagram, Twitter und Co. kommt kaum noch ein Fußballverein noch ohne einen der dort verbreiteten „Hashtags“ aus. Das sind jene von einem „#“-Symbol eingeleiteten, aneinandergereihten Schlagwörter. An #echteliebe glauben etwa die Dortmunder Borussen, #meineheimat propagiert der Karlsruher SC. Und #zusammenstark prangt auf dem Mannschaftsbus des Oberliga-Spitzenreiters 1. Göppinger SV, der am Samstag am Holzhofstadion parkte. Bislang hatte dies auch gestimmt: dreimal gespielt, dreimal stark gewesen, dreimal gewonnen. Doch am Samstag war damit Schluss: Gegen einen ebenbürtigen 1. CfR Pforzheim stand es nach 90 schweißtreibenden Minuten 0:0.

Die Zahlen: Fünf ordentliche Gelegenheiten hatte der CfR aufzuweisen, drei der GSV. Nach Gelben Karten stand es am Ende 2:2 – drei davon, weil Gegenstöße des Gegners unfair unterbunden wurden. Und die Zeit, die die Akteure in den Strafräumen verbrachten: betrug nur wenige Minuten. Zwei weitere Zahlen des Spiels: elf und sieben. Zum dritten Mal in Folge – und somit bei jeder Begegnung mit Trainer Fatih Ceylan an der Seitenlinie – starteten beim CfR die gleichen elf Protagonisten.

Es war das erste und letzte Mal, dass der CfR-Schlussmann einen Ball parieren musste. Dies freilich auch, weil nach 25 Minuten der Schuss von Matej Maglica nach einem wilden Durcheinander im Pforzheimer Strafraum an den linken Pfosten gegangen war. So nah kam Pforzheim dem gegnerischen Gehäuse nicht, doch die Gelegenheit zum Siegtor war in der 84. Minute genauso groß: Der eingewechselte Ilias Soultani steckte den Ball perfekt auf Stanley Ratifo durch. Der hängte seine Verfolger ab, zog ab, das Netz wackelte. Aber nur, weil das Spielgerät knapp links am Tor vorbei und von dort von hinten ans Netz gesaust war.

Der Tiefpunkt: Mehr Fahnen, Zaunfahnen, Banner und Doppelhalter als Fans waren im Göppinger Stimmungsblock versammelt, viele weitere Gästeanhänger hatten sich im Stadion verteilt. Das Dutzend im Gästeblock war dennoch lauter als alle andere Stadionbesucher zusammen. Mit Anfeuerungsrufen und Sprechchören, aber auch: mit üblen, in einem Fall auch rassistischen Beleidigungen. Dauerhaft galten viele Schmähungen Pforzheims Rechtsverteidiger Benjamin Sailer, vereinzelt auch Johnathan Zinram, der eine etwas dunklere Hautfarbe hat: „Affen in den Zoo“ ertönte es nach gut 20 Minuten aus dem kleinen GSV-Fanblock, als der 27-Jährige gefoult worden war.

Die Zitate: „Die Leute sollen reden was sie wollen – ich spiele Fußball und konzentriere mich im Spiel nur darauf“, sagte Zinram, nachdem er über die Rufe informiert worden war. Der gebürtige Bad Kreuznacher hatte diese selbst gar nicht wahrgenommen. Gleiches galt für Ceylan. „Es wird immer kranke Menschen geben, die zu viel trinken und gar nicht wissen, was sie da reinschreien“, sagte der Trainer, der mit der Leistung seines Teams zufrieden war. „Wir sind defensiv gut gestanden“, so Ceylan. Und nach vorne? „Da müssen wir immer weiter machen, immer weiter machen – irgendwann fällt das Tor.“

Offensivspieler Zinram hätte sich zwar „zuhause einen Sieg gewünscht“, war mit dem Remis und vor allem der Stärke in der Defensive letztlich aber auch zufrieden: „Wir stehen eng und machen den Raum gut fest. Und da ist jeder eingebunden, egal ob es die Stürmer oder ich auf Rechtsaußen bin.

Aufrufe: 025.8.2019, 23:29 Uhr
Pforzheimer Zeitung / Simon WalterAutor