2024-06-14T14:12:32.331Z

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Unerschütterlicher Optimist: Heinz Knötzinger hat noch die Hoffnung, dass der TSV Herrsching nicht aus der Kreisklasse absteigt.  Andrea Jaksch
Unerschütterlicher Optimist: Heinz Knötzinger hat noch die Hoffnung, dass der TSV Herrsching nicht aus der Kreisklasse absteigt.  Andrea Jaksch

Knötzinger als Schleifer und Retter

Neuer Co-Trainer für die Fußballer des TSV Herrsching

Vor einigen Jahren wurde er als Trainer des TSV Herrsching gefeuert. Jetzt kehrt Heinz Knötzinger zum abstiegsbedrohten Fußball-Kreiklassisten zurück.

Herrsching – Seine Entscheidung sorgte selbst im engsten Freundeskreis für Kopfschütteln. „Du hast einen Vollschlag, dass du in Herrsching noch mal was machst“, musste sich Heinz Knötzinger anhören. Der 54-Jährige war trotz der Kritik von seinem Entschluss nicht mehr abzubringen, in der Winterpause bei den vom Abstieg bedrohten Fußballern des TSV als Co-Trainer anzuheuern. Dass ihn die Kicker vom Ammersee vor ein paar Jahren nicht mehr als Übungsleiter wollten und er entlassen wurde, spielt heute keine Rolle mehr. „Die Mannschaft von damals existiert nicht mehr“, stellt er klar. Inzwischen haben sich die Verhältnisse in Herrsching grundlegend geändert.

Die aktuellen Zustände sind auch der Grund für sein neues Engagement beim Tabellenletzten der Kreisklasse 4, der in dieser Saison erst einen einzigen Punkt erstritten hat. Vor Jahren hat Knötzinger die meisten Spieler des Kaders als Nachwuchscoach betreut. Der Jahrgang 2000 trägt nun fast die volle Verantwortung und ist in dieser Rolle überfordert. „Wie soll das mit 19-Jährigen als Führungsspieler gehen?“, fragt der Trainer.

Bisher funktioniert der Plan jedenfalls überhaupt nicht. Es gibt einige Dinge, die rund um die Mannschaft im Argen liegen und bei denen Knötzinger Abhilfe schaffen soll. „Wir haben ihn als Schleifer in die Mannschaft geholt“, sagt Florian Maier. Der Abteilungsleiter und Cheftrainer erwartet von ihm, dass er den Fußballern wieder Beine macht, die bei ihren Einsätzen häufig nach 70 Minuten zu hecheln begannen. Maier, der eigentlich mit einem fitten Team in die Saison gehen wollte, räumt mit Knötzigers Verpflichtung gewisse Defizite offen ein. „Es wurden viele Fehler von mir und der Mannschaft gemacht.“ Vor allem hat er den Spielern lange Leine gegeben. Wer nicht zum Training oder zum Spiel erscheinen konnte, brauchte sich nur über WhatsApp zu entschuldigen. Das hat nun ein Ende. „Wenn einer nicht kommt, muss er persönlich beim Trainer absagen“, stellt Maier klar. Knötzinger hält das schon mal für einen guten Ansatz, um an den größten Defiziten zu arbeiten. „Was sicher fehlt, ist Ausdauer, Kraft und Disziplin.“

In den vergangen Tagen hat er sich daran gemacht, den Vorbereitungsplan zu schreiben. Bei einigen Gegnern erntete er ungläubiges Kopfschütteln. „Sie waren erstaunt, dass wir noch antreten werden“, erzählt der Übungsleiter. Und es beweist, dass man in der Region den TSV für mausetot hält. Die Verwunderung war noch größer, als er klarstellte, „dass weder die erste noch die zweite Mannschaft“ abgemeldet werden.

Mitten in der allgemeinen Depression am Ammersee ist Knötzinger der einzige, der Optimismus verbreitet. Da er die Kreisklasse 4 als nicht so stark einschätzt, hält er es nicht für völlig ausgeschlossen, vielleicht doch noch das Wunder vom Ammersee zu bewirken. „Wenn du es noch schaffen willst, musst du in der Rückrunde zehn Spiele gewinnen“, lautet seine Rechnung. Bei nur noch zwölf ausstehenden Begegnungen dürfen sich seine Kicker richtig ranhalten und demnächst viel laufen.

Aufrufe: 027.11.2019, 08:00 Uhr
Starnberger Merkur / Christian HeinrichAutor