2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Nückel/Steinmann
F: Nückel/Steinmann

Abbruch: "Kein Fußball mehr, sondern pure Gewalt"

Kreisliga B, Gruppe 1, in Duisburg: TSV Heimaterde mit langem Statement nach dem Spiel gegen TuSpo Huckingen.

TSV Heimaterde und TuSpo Huckingen verbindet ein trauriges Schicksal. Nach einem unglücklichen Zusammenprall verstarb ein Huckingen-Spieler 2016 an den Folgen eine Kopfverletzung*. Sensibilisiert sollte es zwischen den Klubs eigentlich hergehen, doch der vergangene Vergleich "war kein Fußball mehr, sondern pure Gewalt" mit "rassistischen Beleidigungen". Ein Spieler soll gar von mehreren Gästen über die Anlage gejagt worden sein.

Diese Vorwürfe erhebt der TSV Heimaterde auf seiner Facebookseite. Vor Wochenfrist, am 11. November, kam es im direkten Duell in der Kreisliga B, Gruppe 1, wohl zu zahlreichen hässlichen Szene, Beleidigungen und Gewaltakten. Der Schiedsrichter habe laut den Gastgebern "die Kontrolle über das Spiel völlig verloren".

Nach mehreren Zwischenfällen soll die Situation nach dem 2:1-Führungstreffer von Huckingen komplett eskaliert sein: Ein Akteur, der zuvor des Feldes verwiesen worden war, stürmte laut TSV zum Jubeln den Platz - zu viel für Heimaterde, das in der Folge den Unparteiischen um den Abbruch der Partie bat. Die Begegnung wurde mittlerweile mit 2:1 für TuSpo Huckingen gewertet.

Heimaterde hat in einem ausführlichen Statement den unschönen Verlauf skizziert, schwere Vorwürfe erhoben und an Fußball-Deutschland appelliert. Im Wortlaut heißt es:

"Ein schwarzer Tag für Fußball-Deutschland!

Es ist ein normaler Sonntag, wenn auch mit einem flauen Magengefühl. Die Spieler der 1. Mannschaft des TSV Heimaterde empfangen im Heimstadion am Finkenkamp den TuSpo Huckingen. Die beiden Vereine verbindet das wohl schlimmste Ereignis in einem Fußballspiel der jüngeren Vereinsgeschichten. Beim Aufeinandertreffen im Sommer 2016 zog sich ein Huckinger Spieler unglücklich eine tödliche Kopfverletzung zu. Beide Vereine standen damals Seite an Seite voller Trauer und Respekt.

An diesem Sonntag wollte man den anwesenden Fans, ob jung oder alt, ein schönes Fußballspiel zeigen. Dazu sollte es aber nicht kommen.

Fangen wir zunächst von vorne an: Die erste Halbzeit des Spiels gegen TuSpo Huckingen ist geprägt von der sportlichen Dominanz unserer Ersten aus Heimaterde. Man geht schnell mit 1:0 in Führung und erarbeitet sich im Anschluss eine Reihe von Großchancen, die jedoch ungenutzt liegen gelassen werden. Es ist eine 1. Halbzeit, in der noch Fußball gespielt wird. In der 2. Halbzeit sollte es anders kommen.

Bereits in den ersten Minuten der 2. Hälfte häufen sich die Fouls, aber auch Drohungen und Beleidigungen gegen unsere Heimaterder Spieler. Darunter waren von Huckingen auch erhaltene rassistische Beleidigungen keine Seltenheit, was bei einem Gegner, von dem beinahe alle Spieler einen Migrationshintergrund haben, verwunderlich scheint. Zurecht kann man die Überlegung anstellen, wie der Schiedsrichter all das überhören konnte...

Nach dem 1:1 von Huckingen im ersten Drittel der 2. Halbzeit, wird das Spiel hitziger und noch aggressiver. Es fällt das 2:1 für den TSV. Der Schiedsrichter gibt zunächst das Tor, nimmt es dann jedoch nach mehrfachen Protesten des Gegners wieder zurück. Nach einem normalen Zweikampf erhält ein TSV-Spieler inmitten einer angespannten Phase des Spiels seine 2. gelbe Karte und muss den Platz verlassen - was dann passiert, ist enttäuschend und traurig zugleich:

Einem verbalen Austausch folgend, stürmten sowohl eine Vielzahl von Feldspielern des TuSpo Huckingen als auch beinahe die gesamte Ersatzbank auf einen unserer Spieler los. Es bildet sich ein Rudel. Der Griff unseres Arztkoffers wird von einem gegnerischen Spieler abgerissen und auf einen Heimaterder geworfen. Auch andere Gegenstände werden ihm nachgeworfen. Als derselbe Spieler, von den Gegenspielern bespuckt, die Platzanlage verlässt und nach oben in Richtung Kabine flüchtet, laufen ihm vier gegnerische Spieler nach, bedrohen ihn und greifen einen umliegenden Besen auf, mit dem sie ihn schlagen wollen. Sie suchen den Kabinentrakt auf. Der TSV-Spieler, der mittlerweile ins Clubheim geflüchtet ist, wird dort von mehreren Fans geschützt.

Frauen verlassen mit ihren Kindern schockiert von den Ausschreitungen die Platzanlage.

Nach ca. 15 Minuten finden sich die Spieler des Gegners wieder auf dem Platz ein.

Reaktion des Unparteiischen gleich Null: Die Bilanz nach dem traurigen Vorfall: eine gelbe Karte für einen gegnerischen Spieler wegen Meckerns. Der Spieler muss auf Grund seiner 2. Gelben Karte den Platz in Richtung Kabine verlassen. Nur eine gelbe Karte? Eine äußerst fragwürdige Entscheidung eines Schiedsrichters, dessen Aufgabe es auch ist, den Anstand und die Fairness zu bewahren.

Nachfolgend sprechen beide Spielführer mit dem Schiedsrichter. Dieser verspricht im folgenden Spielverlauf, das Spiel abzubrechen, wenn einer der beiden Spielführer dies gerne hätte.

Trotz der Ausschreitungen entschließt sich das Team des TSV zunächst, weiterzuspielen, um dem Gegner durch einen Abbruch nicht die drei Punkte schenken zu müssen. Dann fällt das 2:1 für den Gegner und der bereits des Platzes verwiesener Huckinger läuft auf die Platzanlage und sorgt für Unruhe, sodass es erneut zur Rudelbildung kommt. Der Schiedsrichter, der die Kontrolle über das Spiel völlig verloren hat, tut nichts. Daraufhin entschließt sich, das Team des TSV dem Schiedsrichter mitzuteilen das Spiel abzubrechen.

Zitat Mannschaft: „Ein solches Fußballspiel, was keins mehr ist und durch Gewalt und Bedrohungen geprägt ist, darf in einem Rechtsstaat wie Deutschland auf eine solche Art und Weise nicht weitergespielt werden. Wenn der Schiedsrichter es nicht abbricht, müssen wir dies tun.“

Nach dem Spiel findet sich dann die Polizei, gerufen von mehreren unbeteiligten Zuschauern, in der Huckinger Kabine ein.

Die sportliche Bilanz an diesem schwarzen Sonntag: das Spiel wird vom Schiedsrichter als Sieg für Huckingen gewertet. Die gegnerischen Spieler jubeln.

Allgemeines Statement: Ein Stück Fußball-Liebe ist heute in unseren Herzen gestorben. Wie können wir ein solches Verhalten in Deutschland sowie im Verband Niederrhein dulden? Was sollen wir unserem Nachwuchs erzählen? Wie sollen wir den Jugendspielern erklären, dass sie für so eine Art von Fußball ihre Freizeit opfern sollen? Ein trauriger Tag für Fußball-Deutschland! Aber leider fast schon normal auf den Fußballplätzen der Bundesrepublik an einem ganz normalen Sonntagnachmittag. Unser Appell an alle Verantwortlichen: Rettet unseren Fußball und handelt! Das was wir erleben müssen, ist kein Fußball mehr, sondern pure Gewalt.

Die 1. Mannschaft des TSV Heimaterde

Im Namen unseres Sports und Vereins"

*Update, für den Kontext wichtig: Die Mannschaft von TuSpo Huckingen, die am Sonntag auflief, hat nicht mehr viel mit der gemein, die 2016 antrat. Es spielen mittlerweile andere Personen in diesem Team.


Weitere Stellungnahmen können der FuPa-Redaktion an fupa@rp-digital.de geschickt werden.

Aufrufe: 018.11.2018, 11:28 Uhr
FuPaAutor