2024-05-02T16:12:49.858Z

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Training unter freiem Himmel: DFB und Landesverbände appellieren an die Politik, organisiertes Sporttreiben vor allem für Kinder und Jugendliche wieder zuzulassen.
Training unter freiem Himmel: DFB und Landesverbände appellieren an die Politik, organisiertes Sporttreiben vor allem für Kinder und Jugendliche wieder zuzulassen. – Foto: Robert Michael/dpa

Münchner Vereine schlagen Alarm: Die Jugend muss an die frische Luft

Klubs hoffen auf Training mit Abstand

Wer dieser Tage fußballspielende Kinder sucht, der wird auf den Pausenhöfen fündig, in privaten Gärten, aber auch auf Bolzplätzen und Wiesen, wo oftmals Fahrradhelme als Torpfosten dienen.

Landkreis – Die eigentlichen Fußballplätze in Lohhof, Ismaning, Feldkirchen und anderswo sind dagegen verwaist. Denn infolge des sogenannten Teil-Lockdowns ist der Amateursport in weiten Teilen des Landes verboten.

Das sorgt für reichlich Frust bei den Vereinen, die zuvor viel Arbeit in Training- und Hygienekonzepte gesteckt haben. Anfang November appellierten die Präsidenten der Regional- und Landesverbände im Deutschen Fußball-Bund sowie DFB-Chef Fritz Keller an die Politik, den Trainingsbetrieb im Amateursport bundesweit wieder zuzulassen. Damit beziehe man sich vor allem auf „die Möglichkeit des organisierten Sporttreibens für Kinder und Jugendliche unter freiem Himmel“, heißt es in dem Aufruf.

Uschi Niedermeier vom FC Aschheim hofft auf „Training mit Abstand“

Hört man sich bei den Jugendleiterinnen und Jugendleitern der Fußballklubs im Landkreis um, dann gibt es dort viel Unterstützung für diese Forderung. „Ich war froh, dass sie den Spielbetrieb eingestellt haben“, sagt etwa Uschi Niedermeier, vom FC Aschheim. „Aber ich war traurig, dass sie den Trainingsbetrieb eingestellt haben.“ Denn anders als bei Ligapartien sei der Kreis der Kinder im Training überschaubar, so die Jugendleiterin.

Zudem sei die Organisation gut zu händeln – „mit den Maßnahmen, die sich inzwischen eingespielt haben“. Schließlich gehe es für die Vereine in diesen schwierigen Zeiten darum, „Kinder und Jugendliche bei der Stange zu halten“, sagt Uschi Niedermeier – auch, um etwaigen Vereinsaustritten vorzubeugen. Eine Möglichkeit, „um den Kindern zumindest irgendeine Art von Sport anzubieten“, sei dabei auch das Training mit Abstand, wie es die Klubs nach den ersten Lockerungen im Mai praktizierten, findet die Jugendleiterin.

TSV Haar: Mooser hält Training auf Kunstrasenplatz im Freien für möglich

Anderer Ansicht ist da Dominik Mooser. „Dieses Training auf Abstand macht nur wenig Sinn“, sagt der Jugendleiter des TSV Haar. „Da verlieren die Kinder doch nach ein paar Wochen die Lust.“ Davon abgesehen spricht sich aber auch Mooser dafür aus, den Trainingsbetrieb wieder zuzulassen. „Wir in Haar haben einen Kunstrasen und uns Gedanken gemacht, wie wir die Vorgaben umsetzen“, sagt er. „Ich denke, unter diesen Voraussetzungen ist ein Training im Freien gut möglich.“

Aktuell freilich ist genau das untersagt, was gerade bei Jugendlichen die Gefahr berge, dass diese sich dauerhaft vom Fußball abwenden, fürchtet Dominik Mooser. Dem TSV sei genau das in der Altersklasse U13 widerfahren, in der mehrere Spieler aufgehört hätten. Bei einem Elternabend habe der Verein erfahren, dass der Lockdown dabei durchaus eine Rolle gespielt habe, sagt Mooser. „Die Jungs haben aufgehört, weil sie in der langen Pause die Lust verloren hatten.“

FC Phönix Schleißheim: Alle Trainer sind frustriert

Beim FC Phönix Schleißheim dagegen sind die Mitgliederzahlen in Nachwuchsbereich heuer nicht zurückgegangen, berichtet Jugendleiter Bernhard Antoniol. Im Gegenteil: „Wir haben bei den ganz Kleinen sogar zugelegt.“ Jedoch sei sein Klub damit eher die Ausnahme, glaubt Antoniol, der ebenfalls vor den Folgen eines erneuten Lockdowns warnt. Unabhängig davon ist der Jugendleiter überzeugt, „dass ein Trainingsbetrieb mit zehn, fünfzehn Kindern überhaupt kein Problem wäre“.

Schließlich habe man „hervorragende Hygienekonzepte“ entwickelt, und im Fall des FC Phönix stehe auch ein Kunstrasenplatz zur Verfügung, „auf dem bei diesen milden Temperaturen der Großteil der Jugendmannschaften trainieren könnte“, so Antoniol. Ihm zufolge sind im Verein „alle Trainer frustriert“ ob des Teil-Lockdowns. Zumal der Jugendleiter nicht davon ausgeht, dass für den Amateursport heuer noch Lockerungen kommen werden. „Es würde ja auch keinen Sinn machen, wenn man im Dezember wieder anfängt, und nach drei Wochen eh schon wieder Ferien sind“, sagt Bernhard Antoniol. „Da kann man auch gleich bis zum neuen Jahr warten und es dann wieder probieren.“

TSV Grasbrunn: Franziska Raabs-Gast fürchtet, dass die Kinder im Frühjahr nicht mehr zum Training kommen

Anderer Meinung ist da Franziska Raabs-Gast. Zwar sagt auch die Jugendleiterin des TSV Grasbrunn, dass der Dezember „der uninteressanteste Monat für Jugendfußball“ ist. Jedoch betont sie zugleich: „Jedes Training ist besser als kein Training.“ Von daher hofft Franziska Raabs-Gast, dass ihre Nachwuchskicker möglichst bald wieder auf dem Platz stehen dürfen – und sei es in Kleingruppen und auf Abstand. „Für den Dezember wäre das vielleicht die perfekte Lösung“, sagt sie.

Zumal ja vieles darauf hindeute, dass sich angespannte Corona-Lage noch bis Februar oder März hinziehen könnte. Und dann, warnt die Jugendleiterin, sei die Gefahr groß, dass die Kinder nicht mehr auf die Sportplätze zurückkehren. „Ich befürchte, dass sich einige gerade im Winter in ihrer Bequemlichkeit einnisten“, sagt Franziska Raabs-Gast. „Und die denken sich dann: Zuhause ist‘s ja auch ganz schön“.

(PATRIK STÄBLER)

Aufrufe: 014.11.2020, 10:53 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Patrik StäblerAutor