2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Windfeldt-Schmidt
F: Windfeldt-Schmidt

Gräfelfing bekommt die Grenzen aufgezeigt

TSV-Coach Franco Simon zieht das ernüchternde Fazit

TSV Gräfelfing – Gräfelfings Trainer Franco Simon will trotz Aus in der Bezirksliga-Relegation weiter auf Eigengewächse setzen

Die Nacht war diesmal etwas kürzer als sonst. Franco Simon brauchte lange, bis er sich endlich in den Schlaf wälzte. Zu sehr beschäftigen die 90 Minuten des Relegationsspiels gegen den SV Waldperlach den Trainer des TSV Gräfelfing. „Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen“, sagt er zur 1:4-Niederlage, die den Traum von der Rückkehr in die Bezirksliga nach vierjähriger Absenz zerstörte.

In der Kreisliga 2 hatten die Wölfe mit 53 Punkten insgesamt zehn mehr gescheffelt als Waldperlach in der Kreisliga 3. Trotzdem lagen zwischen beiden Mannschaften Welten. Schon nach der ersten Halbzeit war die Partie entschieden. Dass das Ergebnis am Ende nicht noch deutlicher ausfiel, lag daran, dass der Gegner nach der Pause seine Kräfte für die nächste Aufgabe am morgigen Samstag gegen den SV Untermenzing schonte.

Es waren zwei unterschiedliche Systeme, die am Mittwochabend auf der Sportanlage an der Lauensteinstraße aufeinandertrafen. Auf der einen Seite stand der TSV mit einem Team, das sich vor allem aus Kickern mit eigenem Stallgeruch zusammensetzt. „Wir haben einen Weg, den wir mit Spielern aus Gräfelfing gehen wollen“, sagt Simon. Auf der anderen Seite stand das Team, das Simon in den zurückliegenden viereinhalb Jahren selbst mit aufgebaut hatte, bevor sich der Sportverein in der Winterpause von ihm trennte.

Auch Waldperlach setzt auf eigene Akteure wie den quirligen Simon Bartholomae, der den Wölfen Knoten in die Beine dribbelte und mit zwei Toren glänzte. Allerdings kam ihm bei seinem Treffer zum 4:1 zupass, dass Maximilian Demme zuvor einen Ball mit voller Wucht gegen den Unterkiefer geschossen bekam, bewusstlos und dann mehrere Minuten behandelt wurde. Der SV verfügt aber auch über hoch veranlagte Spieler von auswärts, die die Elf noch einmal auf ein ganz anderes Niveau heben. Elhami Berisha war einst Junioren-Nationalspieler Albaniens, bevor er in seinem Heimatland zum Profi wurde. Bis in die Regionalliga zum FC Ismaning brachte es Thorsten Walfort. Als er in der Pause verletzungsbedingt passen musste, kam für ihn mit Kevin Orlando ein Kicker mit Landesliga-Erfahrung. Die weisen auch Julius Koniarczyk und Pierre König auf. Waldperlachs Torjäger hatte während der Saison 19 Treffer erzielt und damit elf weniger als sein Gräfelfinger Kollege Philipp Sterr, aber er hat dazu nur 21 Partien gebraucht. Denn der Angreifer läuft nur mit einem Zweitspielrecht für die Münchner auf. Ansonsten stürmt er für die Reserve des SV Babelsberg 09 in der Landesliga. Gegen den TSV knipste König gleich zwei Mal. „Da stehen einfach Typen auf dem Platz“, so Simon. „Das ist ein Qualitätsunterschied.“

Seine Elf hatte dem nur wenig entgegenzusetzen. Bis zum Eigentor von Waldperlachs Keeper Kilian Sternberger zum 1:2 machte der Gegner mit den Wölfen, was er wollte. Danach besaß Philip Sterr sogar die große Chance zum Ausgleich, doch Sternberger wehrte den Ball mit der Hand noch ab, allerdings außerhalb des Strafraums. „Tor oder der Keeper geht mit Rot vom Platz“, nannte Simon die für ihn zwingenden Alternativen. Referee Richard Conrad entschied sich jedoch dafür, den Torwächter weiter auf dem Platz zu lassen. Es war die einzige Szene, in der Sterr so richtig in Aktion trat.

Dass nicht viel von ihm zu sehen war, lag auch an seiner Verletzung an der Achillessehne, die er sich am vergangenen Sonntag im bedeutungslosen Spiel gegen den TSV Großhadern zugezogen hatte. Nach einer guten Stunde humpelte der Goalgetter vom Platz und mit ihm die letzte Hoffnung des TSV, vielleicht noch einmal das Spiel spannend zu machen. „Es tut mir leid für die Jungs“, sagt Simon und spricht von einem „Lernprozess“, der vor allem den jungen Spielern in der kommenden Saison bevorsteht. Simon bekommt dabei Unterstützung von Bernd Gegenfurtner, der schon in Waldperlach sein Co-Trainer war und sich zuletzt bei der SpVgg Haidhausen engagierte. Dann versuchen sich die beiden daran, junge Fußballer aus der Kreisliga-A-Jugend auf das Niveau ehemaliger Landesliga-Spieler zu hieven. Aber immerhin sind es Gräfelfinger.

Text: hch

Aufrufe: 09.6.2017, 09:36 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) - Christian HeinrichAutor