2024-05-10T08:19:16.237Z

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Spieler wie Simon Bumb (in Blau) profitieren von Christoph Hartmüllers einfallsreichen Trainingsmethoden. 	Archivfoto: photoagenten/Axel Schmitz
Spieler wie Simon Bumb (in Blau) profitieren von Christoph Hartmüllers einfallsreichen Trainingsmethoden. Archivfoto: photoagenten/Axel Schmitz

Fußballer lernen vom Handball

TRAININGSLEHRE: In Gau-Odernheim und Flonheim schauen die Trainer übern Tellerrand raus

Alzey. Fußballer schauen verstärkt über den eigenen Tellerrand. Allmählich fließen Inhalte anderer Sportarten ins Training ein. Offensichtlich wird das zum Beispiel in der Wintervorbereitung. Wir sprachen mit Coaches, die diese variable Trainingsgestaltung bereits praktizieren.

Steffen Schimbold vom B-Ligisten FV Flonheim: Bei den Adelbergern stand in dieser Wintervorbereitung auch der Besuch eines Handball-Trainings auf dem Programm. Schimbold (32), seit Winter zusammen mit Christian Sude Trainer beim FV Flonheim, flechtete diese Übungsstunde ein, um seinen Fußballern einen Spaß zu machen. Er sagt, einerseits diene die Abwechslung der Motivation. Andererseits stelle der Handball andere koordinative Anforderungen an seine Spieler. Eine Herausforderung, die mehr oder minder gut gemeistert würde und von viel Heiterkeit begleitet werde.

Bei allem Spaß sieht Schimbold aber auch einen tieferen Sinn in der Beschäftigung mit dem ungewöhnlichen (und ungewohnten) Handballspiel: Das Tempogegenstoß-Spiel sei dort ein häufig genutztes strategisches Mittel. Es schule zum Beispiel die kognitiven Fähigkeiten, was das Umschaltverhalten anbelangt. In keinem Fußballspiel wird das intensiver gefordert als beim Handball.

Christoph Hartmüller vom Landesligisten TSV Gau-Odernheim: Auch Christoph Hartmüller schaut sich beim Handball einiges ab. Der 31 Jahre alte Fußball-A-Lizenz-Inhaber und Sportlehrer schwärmt gleichfalls vom Umschaltverhalten dieser athletischen Sportler. Muster, die er dort beobachtet, analysiert er, bereitet sie für die speziellen Anforderungen im Fußball auf und vermittelt sie wiederum seinen Spielern. Hartmüller hat aber auch andere Sportarten auf dem Schirm. Unter anderem das Basketball, wofür er eine Vorliebe entwickelt hat. In welchem Takt er Impulse aus anderen Sportarten in sein Training und die strategische Schulung seiner Spieler integriert, sei unterschiedlich: „Mal entdecke ich alle zwei, drei Monate etwas. Mal ein Jahr lang gar nichts.“

Daniel Diel, Torhüter und B-Junioren-Cotrainer beim TSV Gau-Odernheim: Der Keeper hat viele Erfahrungen mit fußball-unspezifischeren Trainingsinhalten. So arbeitete er im Torwarttraining bisweilen mit Tennis-Bällen. Aber auch Badminton stand schon auf dem Trainingsprogramm. „Das war gut für die Ausdauer und ein gutes Training für den Entscheidungsdruck“, schildert er. Ganz abgesehen von der Schulung der koordinativen Fähigkeiten. Ab und werde eine solche Einheit aber auch eingestreut, um den Teamgeist zu stärken. So besuchte der Landesliga-Kader des TSV Gau-Odernheim erst kürzlich eine Tischtennis-Übungsstunde.

Bilanz

Geistige und motorische Variabilität sowie Handlungsschnelligkeit sind Fertigkeiten, die im Fußball zunehmend an Bedeutung gewinnen. Einbindung von Inhalten anderer Sportarten, die eben diese Komponenten intensiver als der Fußball fordern, kann mit Blick auf die Zielsportart förderlich sein. Einig sind sich Christoph Hartmüller, Daniel Diel und Steffen Schimbold in der Einschätzung, die sportartübergreifenden Anteile im Fußballtraining sollten nicht überbewertet werden. Diel sagt: „Man kann sich aus jeder Sportart etwas ziehen. Unverzichtbar ist es aber nicht.“ Im Amateurbereich sehen die drei nur einen begrenzten Nutzen in einer steigenden Universalisierung der Trainingsinhalte. Christoph Hartmüller sieht auch keinen Sinn darin, die Sportartenergänzung zu institutionalisieren. Der Fußball an sich biete ausreichend Inhalte und Methoden. Steffen Schimbold verweist auf innersportartliche Mehrwerte: „Ich gucke zum Beispiel gerne Frauenfußball, weil die die gleichen Fehler wie wir machen und das Tempo langsam ist. Zum Lernen finde ich das ganz gut“.



Aufrufe: 019.2.2018, 12:00 Uhr
Nico BrunettiAutor