2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Der symbolische Schulterschluss: (v.l.) die Trainer Sascha Handke und Sebastian Schmölzl, TSV-Abteilungsleiter Manfred Schröder, FCO-Abteilungsleiter Andreas Vießmann, TSV-Chef Michael Fessenmayer und FCO-Vorsitzender Florian Brück  Fellner
Der symbolische Schulterschluss: (v.l.) die Trainer Sascha Handke und Sebastian Schmölzl, TSV-Abteilungsleiter Manfred Schröder, FCO-Abteilungsleiter Andreas Vießmann, TSV-Chef Michael Fessenmayer und FCO-Vorsitzender Florian Brück  Fellner

Oberau und Farchant schließen sich zusammen

Zwei Dörfer, ein Team

Der FC Oberau und der TSV Farchant bilden künftig eine Spielgemeinschaft.

VON CHRISTIAN FELLNER

Oberau/Farchant – Die Szenerie wirkte bedrohlich. Dunkle Gewitterwolken brauten sich über dem Oberauer Sportplatz zusammen, ein leichter Wind wehte, in der Ferne prasselte schon der Regen vom Himmel – „da könnte man jetzt einiges reindichten“, sagt Sebastian Schmölzl und lacht. In der Tat. Schließlich haben die sieben Männer, die an einem Biertisch vor dem abgerissenen Sportheim des FC Oberau sitzen, einiges vor. Doch: Die Grundstimmung ist positiv an diesem Abend. Da unkt keiner. Die sieben Funktionäre heben ein ehrgeiziges Projekt aus der Taufe: Die Fußball-Abteilungen der Nachbardörfer Farchant und Oberau werden künftig als Spielgemeinschaft gemeinsame Sache machen. Zwei Herren-Teams starten unter einer Flagge bereits ab August im Ligenbetrieb, der Bayerische Fußballverband hat seinen Segen gegeben.

Die Gründe

Als es nach ein wenig allgemeinem Fußball-Gespräch ernst wird, erhebt Michael Fessenmayer als Erster seine Stimme. Der jetzige Vorsitzende des TSV ist so etwas wie der Inbegriff des Farchanter Fußballs – und sieht den Zusammenschluss positiv. „Ich glaube, das ist eine gute Sache. Natürlich kann man das im Vorfeld nicht 100-prozentig sagen, aber wenn sich die Leute weiter so reinhängen wie jetzt, dann wird das funktionieren.“ Die Eigenständigkeit aufzugeben, dürfte keinem der Vereine leicht fallen. Und doch gibt es kaum Alternativen. Das macht Fessenmayer klar. „Wir müssen uns der Realität stellen.“ Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. „Oberau hat wenig Spieler, wir sind in die B-Klasse abgestiegen und haben wahrscheinlich noch weniger Spieler, weil einige aufhören wollten“ – so fasst er die Lage zusammen. Florian Brück, sein Kollege vom FCO, der als Jungspund vor einigen Wochen das Ruder im Verein übernommen hat, nickt andächtig. „Bei uns sieht es die nächsten vier oder fünf Jahre richtig düster aus.“ Er hat die Kaderlisten der Jugendteams durchgeforstet – und eine erschreckende Erkenntnis gewonnen: „In den nächsten vier Jahren bekommen wir für die Erste Mannschaft vier Spieler, falls die alle weitermachen.“ Schlechte Aussichten. „Es hören mehr auf als überhaupt anfangen.“

Düstere Prognose

Fessenmayer zeichnet generell ein finsteres Bild für die Zukunft des Amateurfußballs in der Region: „Wahrscheinlich wird es bald nur noch ein paar Standorte für Spieler geben, die richtigen Fußball spielen wollen“, befürchtet der TSV-Chef. In den Fällen Oberau und Farchant hätte es wohl nicht mehr lange gedauert, bis es zumindest einen der Vereine erwischt, bis es in einem Dorf wohl keine Erste Mannschaft mehr gegeben hätte. „Stand jetzt habe ich 13 Spieler für die kommende Saison, hinter die ich sicher einen Haken setzen kann“, sagt Sebastian Schmölzl, Coach der Oberauer. Wenig. Zu wenig für einen vernünftigen Spielbetrieb. Schon in dieser Saison krankte es beim Absteiger aus der Kreisklasse. Der FCO musste neu aufbauen, integrierte verstärkt den Nachwuchs. Das dauerte. „Wir waren ewig hinten dran, haben erst zum Schluss hin einen anständigen Endspurt hingelegt“, sagt Schmölzl.

Dass der Spaß bei diesem Kampf ums Überleben auf die Dauer verloren geht, versteht sich von selbst. Das Problem kennt Sascha Handke aus Farchanter Sicht bestens. „Du musst über die gesamte Saison Leute mitziehen, von denen du sagst, dass es eigentlich keinen Sinn macht“, betont der TSV-Trainer und meint das beileibe nicht bösartig. „Aber du brauchst alle Leute, um überhaupt durchzukommen.“ Damit soll nun Schluss sein.

Gemeinsame Zukunft

Gemeinsam wollen die Oberauer und Farchanter Kicker an einer besseren Zukunft basteln. Zwei Herrenteams wurden als SG Oberau/Farchant gemeldet. Schmölzl und Handke tun sich zusammen und coachen die erste Auswahl, die weiterhin in der A-Klasse antritt. Reini Sauer und Chris Schicker kümmern sich um die zweite Garde, die in der C-Klasse neu starten muss und nicht etwa das Spielrecht des TSV Farchant in der B-Klasse übernehmen kann. In beiden Mannscvhaften sollte es künftig genügend Spieler geben. „Für uns Trainer bietet sich nun endlich die Chance, auch einmal etwas zu entwickeln“, betont Schmölzl voller Vorfreude. Ein gemeinsames Training hat bereits stattgefunden. In Farchant trafen sich die Fußballer zu einer Einheit. Schmölzl war begeistert: „Wir haben ein Spiel gemacht, und ich hab’ seit Jahren nicht mehr so viel Zug in einem Training gesehen.“ Gehe es so weiter, sei der Zusammenschluss der richtige Weg.

Dass es Skeptiker dieser Fusion im Sportbereich gab, ist klar. „Logisch waren da einige, die gesagt haben, sie wissen nicht, ob das klappt“ räumt Brück ein. Doch speziell diese Trainingseinheit habe geholfen, um bei den Spielern Vorurteile auszuräumen. „Die Stimmung ist positiv“, betont Brück aus Oberauer Sicht.

Teambuilding

Um den Zusammenhalt zu fördern, soll es in der Vorbereitung auf die kommende Saison auch einige Teambuilding-Veranstaltungen geben. „Wir haben zum Beispiel die Brunnenkopfhütte für einen Ausflug samt Übernachtung gebucht“, sagt Andreas Vießmann, der neue Spartenchef beim FCO.

Verhaltene Ziele

Konkrete sportliche Ziele wollen sich die Verantwortlichen noch nicht setzen. „Das erste Jahr dient der Orientierung“, sagt Vießmann. Logisch, dass die Coaches ein wenig ehrgeiziger sind. „Auf einen längeren Zeitraum gesehen, ist schon angedacht, aus der A-Klasse rauszukommen“, verdeutlicht Schmölzl.

Der Trainer nennt den SV Uffing als ein gutes Vorbild. „Der Verein ist auch nichts anderes als eine Spielgemeinschaft von Uffing mit den Orten um Murnau herum.“

Nachwuchs

Noch nicht ganz klar ist, wie die Kooperation im Nachwuchsbereich genau aussehen wird. Im Kleinfeldbereich wollen beide Vereine wohl erst einmal noch eigenständig bleiben, bei den älteren Jahrgängen hingegen werden die Teams als Spielgemeinschaft auflaufen. Die A-Jugend ist in dieser Hinsicht Vorreiter, spielt bereits als eine Mannschaft. Da sowohl Farchant mit Grainau sowie Oberau mit Ohlstadt und Eschenlohe bereits über Partner verfügen, müssen die Details noch geklärt werden. Das obliegt den Jugendleitern Tobias Hamberger und Oliver Stöckl, der dieses Amt beim FCO neu bekleidet.

Trikots grau und weiß

Fix ist hingegen, wie die Senioren-Mannschaften auflaufen werden: In Weiß und Grau sind die Trikots gehalten. „Bewusst neutral und weg von den Vereinsfarben“, betont Vießmann.

Klar ist auch, dass die Hinrunde in Farchant über die Bühne geht, die zweite Saisonhälfte dann in Oberau. Der offizielle Startschuss fällt mit dem Trainingsauftakt am 29. Juni.

Mal schauen, wie sich dann der Himmel über der Farchanter Föhrenheide präsentiert – zumindest dürfte das die Verschwörungstheoretiker interessieren.

Aufrufe: 06.6.2019, 10:31 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Christian FellnAutor