Amateure sollen Saison zu Ende spielen: Starnberger Klubs diskutieren

Landkreis – Der Fußball in Deutschland folgt nicht dem Vorbild anderer Sportarten. Während im Volleyball, Eishockey oder Tischtennis die Saison längst abgebrochen und beendet worden ist, kann die aktuelle Spielzeit bei den Fußballern zu Ende gespielt werden. Wenn nötig, wird sogar die nächste Runde gestrichen. „Sofern kein Abbruch gewollt ist, könnte das Spieljahr 2020/2021 zu einem späteren Zeitpunkt beginnen oder notfalls sogar ganz oder teilweise entfallen“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch in einer Verbandsmitteilung.

Saison 2020/21 könnte notfalls komplett ausfallen

Mit den umfassenden Anpassungen seiner Spielordnung reagierte der Deutsche Fußballbund auf die Auswirkungen der Corona-Krise. Im Zuge einer Saisonverlängerung können Spielberechtigungen, Wechselfristen und Verträge mit Spielerinnen und Spielern zeitlich angepasst werden. Im Falle eines Saisonabbruchs wären zudem Sonderregelungen zu Auf- und Abstieg möglich. „Das Maßnahmenpaket gibt vor allem den für den Amateurspielbetrieb zuständigen 21 Landes- und fünf Regionalverbänden nun statuarisch die Möglichkeit, so flexibel wie möglich auf diese Ausnahmesituation und neue Entwicklungen zu reagieren“, sagte Koch. Zuvor war der komplette Spiel- und Trainingsbetrieb im Amateurbereich auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden. Eine mögliche Fortsetzung werde mit einer Vorlaufzeit von mindestens 14 Tagen angekündigt, um allen Vereinen ausreichend Planungssicherheit zu gewähren, hieß es.

Das sagen die Vertreter von Landkreisvereinen zu dieser Entscheidung:

Stefan Schwartling: „Ich hätte mir gewünscht, dass man einen klaren Strich zieht und die Saison beendet.“

Stefan Schwartling (Abteilungsleiter des Landesligisten TSV Gilching-Argelsried): „Ich bin sehr skeptisch, wie das funktionieren soll. Man kann ja die Spieler nicht zwingen, ihre bis zum 30. Juni geltenden Verträge zu verlängern. Das ist ja nur eine privatrechtliche Angelegenheit innerhalb des Vereins. Ich hätte mir gewünscht, dass man einen klaren Strich zieht und die Saison beendet. In den nächsten Wochen und Monaten steht der Fußball sowieso ganz weit hinten in der Bedeutung.“

Wolfgang Krebs: „Ich finde es gut, dass die Saison fortgesetzt wird.“

Wolfgang Krebs (Trainer des Bezirksligisten MTV Berg): „Ich finde es gut, dass die Saison fortgesetzt wird, auch wenn es für uns sportlich um nicht mehr viel geht. Meine Spieler sind fleißig am Laufen und gehen mit der Situation sehr gut um. Am meisten vermisse ich aber die gemeinsamen Trainingseinheiten und das gemütliche Beisammensein danach. Von den ebenfalls kurzzeitig angedachten Geisterspielen halte ich nichts. Denn wir spielen ja auch für unsere Zuschauer.“

Franco Simon: „Ich hätte die Saison beendet und die Vorrundentabelle gewertet.“

Franco Simon (Trainer des Bezirksligisten SC Pöcking-Possenhofen): „Ich hätte die Saison beendet und die Vorrundentabelle gewertet. Das wäre aus meiner Sicht am fairsten gewesen. Ich hätte die Ersten aufsteigen und keinen absteigen lassen. Ich finde es nicht gut, wenn eine angefangene Saison zu lange unterbrochen werden muss. Man muss ja befürchten, dass wir erst in einigen Monaten wieder spielen können. Da geht zu viel Motivation verloren.“

Thomas Dötsch: „Im Sommer könnte man durchspielen. Auf Ferien braucht man eh keine Rücksicht mehr zu nehmen.“

Thomas Dötsch (Trainer des Kreisligisten TSV Oberalting-Seefeld): „Wir würden uns wünschen, dass die Saison bald fortgesetzt werden kann. Vielleicht nutzt man diese Chance, um in Zukunft die Spielzeiten zu Beginn eines Jahres starten zu lassen. Das würde ich angesichts der milden Winter für sinnvoll halten. Dies könnte auch dem Hallenfußball gut tun. Im Sommer könnte man durchspielen. Auf Ferien braucht man eh keine Rücksicht mehr zu nehmen. Die Spieler fahren inzwischen weg, wann sie wollen, auch während der Saison.“

Christoph Kammerlander: „Grundsätzlich finde ich es gut, dass die Saison zu Ende gespielt werden soll.“

Christoph Kammerlander (Trainer des Kreisklassisten TSV Perchting-Hadorf): „Ich bin froh, dass wir uns überhaupt noch Gedanken machen können, wann wir mit dem Fußball weitermachen. In anderen Ländern geht es derzeit ums nackte Überleben. Grundsätzlich finde ich es gut, dass die Saison zu Ende gespielt werden soll. Das ist das Fairste für alle.“

Bernd Öhler: „Es ist gar nicht der Sport an sich, der uns sehr fehlt. Uns fehlt das gemütliche Beisammensein.“

Bernd Öhler (Trainer des A-Klassisten TSV Erling-Andechs): „Mir ist es eigentlich egal, wie es weitergeht. Hauptsache es geht irgendwann weiter. Es ist gar nicht der Sport an sich, der uns sehr fehlt. Uns fehlt das gemütliche Beisammensein. Wir wollen zusammen Spaß haben und uns gegenseitig in den Arm nehmen. Das Wichtigste ist aber natürlich, dass möglichst viele unbeschadet durch diese Pandemie kommen. Erst dann können wir wieder an Fußball denken.“

Amateure helfen in der Krise