STADTALLENDORF - Durch die coronabedingten Ausfälle kann Eintracht Stadtallendorf in der Fußball-Regionalliga Südwest zwar aktuell nicht gegen die Kugel treten, doch schon vor der unfreiwilligen Pause stellte der Aufsteiger mit nur 21 Toren in 24 Spielen den schwächsten Angriff der Liga. In seinen eigenen Karriere-Glanzzeiten hätte den Herrenwaldern möglicherweise ein Mann weitergeholfen, der seit Jahren und Jahrzehnten beim Verein aus der Nutellastadt nicht wegzudenken ist und der selbst immer wusste, wo das Tor steht: Norbert Schlick.
Den gebürtig aus Ludwigshafen stammenden Schlick verschlug es Anfang der 60er-Jahre aus beruflichen Gründen nach Mittelhessen, eigentlich sollte er nur eine chemische Reinigung einrichten. "Aber natürlich kam man darüber ins Gespräch, auch über Fußball, aufgrund der Liebe bin ich dann auch hierhergezogen", berichtet der großgewachsene Eintracht-Teammanager, der über den Empfang am Bahnhof heute noch schmunzeln muss. "Dort wurde ich freudig begrüßt. Als Erstes wurde aber gefragt, ob ich evangelisch oder katholisch bin. Das war damals wohl noch sehr wichtig."
Zunächst als Schlosser bei der Firma Winter tätig, verbrachte der Pfälzer aber auch damals schon viel Zeit auf dem Fußballplatz, trug insgesamt über 14 Jahre lang das Eintracht-Trikot, absolvierte in diesem Zeitraum über 600 Partien (475 davon Pflichtspiele) und erzielte dabei weit über 300 Treffer. Spiele in den 60er-Jahren in der zweiten Amateurliga gegen Kirchhain oder Marburg lockten teilweise bis zu 5000 Zuschauer an den Sportplatz. Besonderen Eindruck hinterließ der junge Schlick vor allen Dingen in einem Testspiel gegen den höherklassigen 1. FC Saarbrücken. Bei der 3:7-Niederlage gelangen ihm in Hälfte eins drei Treffer, der spätere Nationalspieler Wolfgang Seel sprach ihn nach der Partie unverblümt an. "Er war sehr beeindruckt und meinte, ich solle unbedingt nach Saarbrücken wechseln. Ein Job wäre sicherlich auch kein Problem", sagt der heute 80-Jährige rückblickend, der sich allerdings für seinen damaligen Beruf sowie seine Familie entschied und in Stadtallendorf blieb. Etwas, was er auch nie bereut hat. Obwohl zunächst weiter für die Firma Winter tätig, wurde nämlich das in Stadtallendorf ansässige Ferrero-Werk auf Schlick aufmerksam, dort mauserte sich der Wahl-Mittelhesse über die Jahre zunächst zum Werkstattleiter und hatte später sogar den Posten des stellvertretenden Direktors inne. Große Spuren hat Schlick allerdings auch bei der Eintracht hinterlassen: Spieler, Jugendtrainer, Spielertrainer, erster Vorsitzender - als zweiter Vorsitzender ist er auch aktuell noch gemeinsam mit Hermann Weitzel tätig. "Natürlich macht man sich in einem solchen Alter Gedanken, ob man nicht zurücktreten und anderen das Feld überlassen will", so Schlick angesichts der nahenden Vorstandswahlen. "Doch ich bin aktuell eigentlich der Meinung, dass wir eine gute Mischung haben. Auch jüngere Leute, beispielsweise Tim Schratz, haben wir bereits herangeführt und eingebaut. Daher plage ich mich aktuell nicht mit Rücktrittsgedanken", erzählt Schlick, der bereits seit 35 Jahren mit seiner Frau Anette verheiratet ist, lachend.