2024-04-25T14:35:39.956Z

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Auch heute ist die Trainerlegende Toni Plattner noch Feuer und Flamme an der Seitenlinie.
Auch heute ist die Trainerlegende Toni Plattner noch Feuer und Flamme an der Seitenlinie. – Foto: Christian Riedel

Toni Plattner: "Es war einer der schönsten Aufstiege"

TSV Eching: Bayernliga-Aufstieg vor 6000 Zuschauern

Aktuell wäre gerade die Zeit der Entscheidungen im Amateurfußball. Aufsteiger würden gekürt, Absteiger betrauert. Nach regulärem Saisonende fiebern die Fans in Scharen den Relegationsspielen entgegen. Wir erinnern in einer losen Folge an legendäre Partien hiesiger Mannschaften zwischen 1980 und 2000.

Eching – Als Toni Plattner 1977 in den Dienst des TSV Eching trat, konnte an der Dietersheimer Straße noch keiner wissen, welche sportliche Dimensionen der Wechsel des Starnbergers haben würde. Plattner baute sich als Spielertrainer einen Kader zusammen, mit dem er von der A-Klasse (jetzt Kreisliga) bis in die Bayernliga aufstieg. Der Weg dorthin war gleich in drei Jahren mit Entscheidungsspielen gepflastert, der Sprung aus der Bezirks- in die Landesliga besonders steinig.

Das Entscheidungsspiel TSV Eching gegen SV 1880 München

Zu dieser Zeit stiegen die Bezirksliga-Meister nicht direkt auf. Und so musste der Nord-Primus TSV Eching 1980 ein Entscheidungsspiel gegen den SV 1880 München bestreiten. Spielort war das Grünwalder Stadion, Vor 2000 Zuschauern gab es ein 0:0 nach Verlängerung. Im Wiederholungsspiel unterlag die Plattner-Elf 1:2, die Enttäuschung war groß, der Aufstieg verpasst.

Deja-Vu im nächsten Jahr?

Das gleiche Schicksal schien den TSV ein Jahr später schon wieder zu ereilen. Dem erneuten Titelgewinn folgte im Entscheidungsspiel gegen den FC Moosinning vor 3000 Zuschauern in der Savoyer Au eine 1:2- Niederlage (Tore für Moosinning: Rupert Lanzinger und Herbert Sitter, für Eching traf Josef Angermaier). Doch diesmal bekam der TSV als Verlierer noch eine zweite Chance und nutzte sie gegen den TSV Murnau. „Die Gefühle vor dem Spiel waren recht zwiespältig“, erinnert sich Toni Plattner, der vor der Partie gegen Moosinning erstmals Vater wurde. „Wir hatten die erste Chance liegen gelassen, Murnau galt bei ganz Vielen als Favorit. Die hatten ihre Liga beherrscht und mit großem Vorsprung als Meister abgeschlossen. Und bei uns fehlten auch noch einige Spieler.“

Die zweite Chance gegen den TSV Murnau

Doch die Partie am Pfingstsamstag 1981 im IsarLoisach-Stadion von Wolf– ratshausen verlief ganz nach dem Geschmack der Echinger. Wolfgang Leitl schoss vor 850 Zuschauern in der 37. Minute das entscheidende Tor. TSV-Vorsitzender Willi Frömel weinte vor Freude: „Ich bin überglücklich, drei Jahre Arbeit haben sich mit diesem Aufstieg in die Landesliga bezahlt gemacht.“ Den ganz großen Coup landeten die Echinger zwei Jahre später. In der Saison 1982/83 wurde die Elf durch einen 3:2-Zittersieg beim TSV Gundelfingen am letzten Spieltag Meister in der Landesliga.

Schonwieder ein Entscheidungsspiel um den Aufstieg

Kleiner Schönheitsfehler: Der TSV Aindling lag punktgleich auf Rang zwei, es musste ein Entscheidungsspiel um den direkten Aufstieg her. „Wir spielten eine sehr starke Saison“, weiß Plattner noch, „aber Aindling und Fürstenfeldbruck ließen auch nur wenig liegen, doch die Vorfreude auf dieses Spiel war riesig.Der Spielort Aichach begünstigte den Gegner, der nur 20 Kilometer Anfahrtsweg hatte. Doch Trainer Toni Plattner strahlte nach 8:0 Punkten in den letzten vier Spielen Zuversicht aus. Die Echinger setzten gleich mehrere Busse ein, eine PKW-Kolonne mit FreisingerKennzeichen machte sich am 9. Juni auf den Weg ins Schwäbische.

6000 Zuschauer sollten den Bayernliga Aufstieg perfekt machen

6000 Zuschauer verwandelten das Rund in Aichach in einen Hexenkessel. „Diese Kulisse hat uns alle wahnsinnig motiviert“, sagt Plattner, „die Mannschaft hatte sich so ein Spiel absolut verdient.“ Es wurde der Abend der Gäste aus Oberbayern und das Spiel der Leitl-Brüder, der beiden Neffen von Toni Plattner, die schon im Saisonverlauf der Landesliga das Echinger Spiel geprägt hatten. In Unterzahl – Vorstopper Karl Weber saß gerade eine ZehnMinuten-Strafe ab – gelang Wolfgang mitte der zweiten Halbzeit mit einem abgefälschten Freistoß die Führung. „Normalerweise hatte er viel Gefühl im Fuß, aber er konnte es auch mit Bums,“ gab’s Lob von Onkel Toni. Sieben Minuten vor dem Ende fiel die endgültige Entscheidung. Kapitän Hans Mühlbauer passte zu Reiner Leitl, der nach geschickter Drehung und per Flachschuss zum 2:0-Endstand traf. „TSV Eching jetzt in der Bayernliga“ titelte das Freisinger Tagblatt noch aktuell für die damalige Freitag-Ausgabe, während sich Fans und Mannschaft schon zurück auf den Weg nach Eching machten, wo eine lange Partynacht anstand.

Anton Plattner: Es war einer der schönsten Aufstiege in meiner Karriere"

Plattner denkt zurück: „Das war einer der schönsten Aufstiege meiner langen Karriere, das war ganz was Besonderes zu dieser Zeit.“ Mit diesem Erfolg stand erstmals eine Mannschaft aus dem Landkreis in der Bayernliga, damals die höchste Amateurklasse. Die Gegner in der 20 Teams umfassenden Liga hießen u. a. TSV 1860, Bayern München Amateure, SpVgg Unterhaching, SpVgg Fürth, SSV Jahn Regensburg und FC Augsburg. Die Echinger spielten eine gute Saison, mussten aber mit 28 Punkten auf Rang 16 als Fünftletzter absteigen, sechs Punkte fehlten zum TSV Ampfing, der auf dem Relegationsplatz stand. Und doch hat Plattner den Abend des Triumphs noch gerne im Gedächtnis. Nach der Ankunft im Sportheim gönnte er sich eine Zigarre. „Die Meisten hatten sich frei genommen, dementsprechend war es schon hell, als wir das Sportheim verließen.“ Auch an eine Fahrt mit dem Bulldog quer durch Eching bis nach Dietersheim entsinnt sich Plattner. „Da war halb Eching auf den Beinen und hat uns zugejubelt."

Aufrufe: 02.6.2020, 15:00 Uhr
Arthur ViolAutor