In Brunn herrscht Aufbruchstimmung

Ein für uns alle außergewöhnliches Fußballjahr neigt sich dem Ende zu. Wie blickst Du persönlich auf dieses Jahr zurück?

Karl Döring (49): Obwohl das Fußballjahr für mich erst im Juli begonnen hat, war es ein intensives und aufregendes Jahr. Da ich bisher nur im Jugendbereich Erfahrungen als Trainer sammelte und beim Lokalrivalen der TSG Laaber in der Fußballabteilung tätig war, hat mich die Anfrage des TSV Brunn im März sehr überrascht. Nachdem ich in Brunn wohne, habe ich den TSV allerdings in den letzten Jahren immer verfolgt und konnte so die Mannschaft und Ihr Potenzial gut einschätzen. Zusätzlich hat mich die Aussicht gereizt, dass diesen Sommer fünf Jugendspieler (u.a. meine Söhne Andreas und Tobias) und nächstes Jahr sechs Jugendspieler aus der JFG Brunnenlöwen in den Seniorenbereich aufrücken, die ich bereits in der JFG trainieren durfte. Schwer fiel mir allerdings der Abschied von der TSG Laaber, für die ich über 30 Jahre als Spieler, Betreuer und Funktionär tätig war. Dass mein erstes Punktspiel mit dem TSV Brunn dann auch noch ausgerechnet gegen die TSG in Laaber stattfand, war schon krass!


Auch wenn Ihr nach Deinem Amtsantritt nur vier Punktspiele absolvieren konntet, bist Du zufrieden mit der sportlichen Ausbeute heuer?

Wenn man aus vier Spielen 12 Punkte mit 16:5 Toren holt, dann kann man mehr als zufrieden sein. Vor allem aber die Art und Weise wie die Mannschaft aufgetreten ist, bereitete mir als Trainer, den Verantwortlichen im Verein und unseren treuen Zuschauern große Freude.


Welche Gründe siehst Du, nach der so schwachen Hinrunde, für den sportlichen Aufschwung, der sich schon im Herbst 2019 angedeutet hatte?

Hier gibt es einige Gründe, die in Summe zu der schwachen Hinrunde beigetragen haben. Bevor dieses Jahr die Jugendspieler dazugestoßen sind, hatte der TSV eine sehr dünne Spielerdecke. Wenn sich dann noch einige Spieler verletzen oder im Urlaub sind, kann das ein kleiner Verein nicht kompensieren. Der Mannschaft fehlte dadurch der Wettkampf im Training und die nötige Fitness für 90 Minuten.
Zusätzlich änderte Interimstrainer Michael Trettenbach nach seiner Übernahme im Herbst auch das Spielsystem. Die Jungs fühlten sich mit der Viererkette nicht wohl und agierte dadurch oft sehr verunsichert. Durch die Jugendspieler sowie Tim Kutzka, der im Herbst 2019 zur Mannschaft gestoßen ist, konnten wir frisches Blut in die Mannschaft bringen und eine Aufbruchstimmung erzeugen. Hier möchte ich der Mannschaft für die super Integration der neuen Spieler ein großes Lob aussprechen. Man merkte in jedem Training und in den Spielen, dass die Spieler wieder mit Freude bei der Sache sind und das ist vermutlich auch unser Erfolgsrezept.


Deine Spieler hätten sicher gern noch ein paar Wochen weitergespielt... Wie halten die Jungs sich in den nächsten Wochen und Monaten fit?

Natürlich hätten wir gerne den guten Lauf genutzt und die letzten vier Spiele gleich gespielt. In den nächsten Wochen sollen die Spieler erstmal etwas Abstand gewinnen, damit sie dann zur Vorbereitung wieder richtig hei8 auf Fußball sind. Wir werden aber wenn erlaubt, wieder rechtzeitig mit einem lockeren Lauftreff und Hallentraining beginnen, damit wir dann auf dem Platz wieder richtig loslegen können.

Wie haltet Ihr überhaupt Kontakt in Zeiten von Corona?

Hier bleibt uns zur Zeit leider nur der telefonische Kontakt und unsere WhatsApp-Gruppe.


Wie bewertest Du die Entscheidung des BFV, als einziger Landesverband in Deutschland die Saison nicht abzubrechen?

Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich das nicht nachvollziehen. Die derzeitige Situation gibt dem Verband im Nachhinein allerdings recht.


Habt Ihr Sorgen, dass einige Spieler im neuen Jahr überhaupt keine Lust mehr auf Fußball haben? Oder haben sich gar schon welche verabschiedet?

Aufgrund der positiven Stimmung machen wir uns im Moment keine Sorgen, dass wir Spieler wegen Lustlosigkeit verlieren. Leider haben wir aber mit Simon Kalb einen Spieler, der nach dem zweiten Kreuzbandriss seine Fußballerlaubahn beendet hat. Auch Stefan Hierl der sich ebenfalls in der Vorbereitung am Kreuzband verletzte, wird sich aus privaten Gründen erstmal eine Auszeit nehmen.


Hat Corona negative Auswirkungen im finanziellen Bereich beim TSV Brunn erzeugt? Wenn ja, könnt Ihr die Ausfälle überhaupt kompensieren?

Hier habe ich keinen Einblick in die Finanzen des TSV Brunn und bin deshalb der falsche Ansprechpartner.


Liegt Dir sonst noch etwas auf dem Herzen?

Ich würde die Gelegenheit gerne nutzen und auf eine besondere Fairplay-Geste hinweisen, die leider bisher nirgends Erwähnung fand. Beim Spiel des TSV Brunn in Sinzing war ich damals als Zuschauer vor Ort. Der SC Sinzing erzielte gerade das vermeintliche 3:0. Trotz klarer Abseitsposition des Sinzinger Spielers entschied der Schiedsrichter auf Tor. Obwohl beide Mannschaften bereits wieder zum Anstoß bereit standen, ging der Torschütze auf den Schiedsrichter zu und bestätigte diesem, dass er sein Tor aus einer Abseitsposition erzielte. Daraufhin nahm dieser den Treffer zurück und setzte das Spiel mit Freistoß für Brunn fort. Hierfür möchte ich dem mir unbekannten Sinzinger Spieler meinen größten Respekt aussprechen! Das Spiel endete am Ende 2:2 und der SC Sinzing verlor dadurch zwei wichtige Punkte im Aufstiegsrennen. Für den TSV Brunn könnte dieser Punkt evtl. am Ende noch sehr wichtig für den Klassenerhalt sein. Ich hätte es schön gefunden, wenn eine so positive Geste Beachtung gefunden hätte und im Spielbericht berücksichtigt worden wäre.