Wintercheck TSV Amicitia Viernheim

1) Wie lautet euer Fazit nach der ersten Saisonhälfte? Wurden die gesteckten Ziele erreicht?

Unser Ziel war es zur Saisonhälfte auf einem Nichtabstiegsplatz zu stehen, das haben wir, wenn auch knapp, verfehlt. Wir sind aber nach den beiden Siegen zum Schluss der Hinrunde wieder voll im Geschäft. Außerdem haben wir das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Mannschaft ist intakt, auch die Niederlagenserie in der Hinrunde hat uns nicht aus der Bahn geworfen und in den letzten Hinrundenspielen konnten wir endlich unser Potenzial auf den Platz bringen. Das Unentschieden gegen den KSC war ein Schlüsselspiel für uns. Da konnten wir uns endlich mal belohnen, die Mannschaft hat aus diesem Spiel sehr viel Zutrauen mitnehmen können.

2) Gibt es Veränderungen im Team? Transfers, Änderungen im Trainer- und Betreuerteam?

Wir freuen uns auf drei Neuzugänge. Carolina Moral trainiert bereits seit Oktober bei uns, hat aber jetzt erst die Freigabe vom spanischen Verband. Sie ist im defensiven Mittelfeld oder der Innenverteidigung einsetzbar, mit ihren 17 Jahren ist sie aber sicher eher eine Spielerin für die Zukunft. Mit Celine Danisch (23, Tor) und Anna Becker (26, Offensive) haben wir nicht nur Talent, sondern Erfahrung dazu bekommen. Beide haben in höheren Ligen gespielt, Celine kann sogar mit einen U15-Länderspiel aufwarten. Anna wird unsere Offensive verstärken, ihre Qualitäten hat sie in den ersten Trainingseinheiten schon eindrucksvoll bewiesen. Außerdem wird Cassy McGhee nach ihrer langen Verletzung wieder im Kader sein und unsere ehemalige Spielführerin Charuni Pfister findet nach ihrer Babypause immer besser ins Spiel und wird in der Rückrunde sicher eine Rolle spielen. Sie hat die Hallenrunde optimal genutzt.

Im Funktionsteam bleibt alles beim Alten.

3) Wo gibt es in der Mannschaft Verbesserungspotenzial?

Ich hatte es schon angedeutet, wir sind auf einem sehr guten Weg. Unser junges Team konnte in den letzten beiden Jahren viel Erfahrung auf höherem Niveau sammeln, das zahlt sich mittlerweile aus. Wir machen weniger Fehler, wir können taktische Vorgaben besser umsetzen. Knackpunkt ist immer noch unser Spiel in die Spitze, wir bereiten zu wenige klare Torchancen für unsere Stürmer vor und können deshalb noch zu wenig von deren unbestrittenen Qualitäten profitieren. Und natürlich müssen wir Standards gegen uns besser verteidigen, das war vor allem zu Beginn der Hinrunde ein klarer Schwachpunkt, da haben wir einige Treffer geschluckt. An beiden Dingen werden wir in der Vorbereitung hart arbeiten.

4) Welches Team hat euch in eurer Liga am meisten überrascht?

Wirkliche Überraschungen gab es für uns keine, den TV Derendingen hätten wir nach der guten Vorsaison weiter vorne erwartet, Löchgau natürlich auch. Es ist aber eine ziemlich ausgeglichene Runde, ab Niefern auf Platz sechs fängt im Grunde die Abstiegszone an, zumal es ja auch vier Teams erwischen kann.

5) Wenn ein Spieler für seine Entwicklung hervorgehoben werden müsste, wer wäre es und warum?

Ich tue mich schwer einzelne Spieler hervorzuheben, vor allem da wir ein Team sind, dass immer über das Kollektiv kommen muss. Ich freue mich aber sehr für Luisa Weber, eine begnadete Fußballerin, die immer wieder mit schweren Verletzungen zu tun hatte. Sie ist in der Hinrunde für ihre Verhältnisse gesund geblieben und man kann spüren wie sie aufblüht. Auch Anna Hertel darf man nicht vergessen, mit 16 Jahren bei einem Abstiegskandidaten in ein Oberliga-Tor zu gehen, ist eine Riesen-Herausforderung, die muss man erstmal annehmen. Aber ganz allgemein hat sich unser gesamtes Team weiterentwickelt und macht richtig Spaß. Wir sind guter Dinge, die Liga zu halten. Den Klassenerhalt in der Oberliga auf sportlichem Wege zu schaffen, wäre der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.

6) Gibt es ein besonderes Highlight in der Vorbereitung?

Wir haben tolle Hallenturniere gespielt, wie z.B. den Sodexo-Cup, und messen uns in den Testspielen mit einigen sehr gute Gegnern. Eintracht Frankfurt oder die TSG Neu-Isenburg sind spielerisch sehr attraktive Gegner, die uns fordern werden.

7) Welche Ziele strebt ihr in der Rückrunde an?

Unser Ziel kann nur der Klassenerhalt sein und für den werden wir sicher bis zum Schluss kämpfen müssen. Aber wir wollen im nächsten Jahr unbedingt wieder Oberliga spielen. Natürlich wollen wir den Pokal nicht ganz vergessen. Bei allem Respekt vor den kommenden Gegnern, aber wir haben einen machbaren Weg ins Finale erwischt, da wollen wir auch unbedingt hin.

8) Helfen härtere und lange Strafen, um das Gewaltpotenzial im Amateurfußball einzudämmen?

Schwierige Frage. Natürlich muss Gewalt im Fußball hart bestraft werden, insbesondere wenn sie gegen Schiedsrichter geht, muss die Sportgerichtsbarkeit klare Kante zeigen. Aber zunehmende Gewalt ist auch ein gesellschaftliches Problem, das wird der Fußball nicht alleine lösen können. Im Frauenfußball haben wir mit Gewalt eher wenig zu tun, aber auch wir merken, dass von Seiten der Zuschauer immer mehr Aggressionen in den Sport getragen werden. Zum Glück noch ausschließlich verbal.

9) Habt Ihr Vorschläge, wie der Amateurfußball, wieder mehr Schiedsrichter/innen bekommt?

Grundsätzlich wäre mehr Respekt vor den Schiedsrichtern eine gute Sache, wer jeden Sonntag beschimpft wird und Angst um seine Gesundheit haben muss, verliert schnell den Spaß an der Sache. Höhere Spesen wären sicher auch für den Nachwuchs ein Anreiz. Wer mit Pfeifen sein Taschengeld nachhaltig aufbessern kann, bleibt vielleicht auch länger. Aber ich denke, auch die Schiedsrichter können ihren Teil dazu beitragen. Ein wenig mehr Mensch sein, Emotionalität von Spielern und Trainern und die eigene Fehlbarkeit akzeptieren und sich selbst nicht ganz so wichtig nehmen würde bei einigen schon helfen. Vorbilder sind schließlich immer noch die beste Werbung.