Gudmundur, dieses Gespräch kann ohne größere Probleme auf Deutsch stattfinden. Respekt!
Dankeschön.
Wie kommst es dazu, dass Du diese Sprache so gut beherrscht?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen bin ich gebürtiger Berliner. Meine Eltern haben dort studiert, als meine Mutter schwanger wurde. Später habe ich am Gymnasium Deutsch gelernt. Neben Dänisch und Englisch kann man dort bei uns in Island eine dritte Fremdsprache wählen. Ich habe mich eben für Deutsch entschieden. Hinzu kommt noch, dass mein Bruder im deutschsprachigen Teil der Schweiz lebt und ich während meiner kurzen Phase im vergangenen Jahr bei Koblenz noch einmal verstärkt eure Sprache gelernt habe.
Die Kommunikation dürften dann bei der Eingewöhnung beim TSV Abtswind die kleinste Hürde sein. Erzähl uns mal, wie ist Dein Wechsel von Akureyri zum unterfränkischen Bayernligisten überhaupt zustande gekommen?
Die Saison in Island ist im vergangenen Herbst zu Ende gegangen. Wir spielen ja über das Kalenderjahr. Da meine Frau in Würzburg studieren wollte, haben wir uns dazu entschlossen, komplett nach Deutschland zu gehen. Mir war klar, dass ich weiter Fußball spielen möchte - aber ich wusste nicht, wo. Und wegen Corona war es leider nicht möglich, einfach mit den Fußballschuhen zu einem Sportplatz zu gehen und mitzuspielen. Der Vermieter der Wohnung, in der wir damals gelebt haben, hat mitbekommen, dass ich auf der Suche nach einem Verein bin. Er kannte jemanden vom TSV Abtswind und hat den Kontakt hergestellt.
Hand auf's Herz: Hast Du Deinen künftigen Verein in der Vergangenheit schon mal wahrgenommen?
Nein, überhaupt nicht. Doch das ist nicht weiter schlimm. Wir haben uns im vergangenen Jahr, als es noch möglich war, mal in Abtswind getroffen. Damals war es dunkel, aber dennoch hat es mir dort gleich gefallen (lacht). Seitdem bin ich mit Claudiu (TSV-Trainer Claudiu Bozesan; Anm. d. Red.) immer in Kontakt. Ich freue mich auf diese Aufgabe, auf die Mannschaft und das Umfeld in Abtswind.
Abtswind ist Dein zweiter Versuch in Deutschland. Dein Engagement bei Koblenz ist, wie es bei der medialen Vorstellung hieß, an der Corona-Lage gescheitert. Was war los damals?
Während der Pause zwischen den Spielzeiten in Island, das war im Februar 2020, hatte ich Elternzeit. Meine Frau und ich haben uns dazu entschieden, diese in Deutschland zu verbringen, um die Sprache besser zu lernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Ich habe mich dann Koblenz angeschlossen. Doch leider hat der Lockdown verhindert, dass ich mehr Spiele für diesen Verein machen konnte, ehe wir wieder nach Island zurückgekehrt sind.
Du hast Champions League-Quali gespielt und auch Europa League. Du warst isländischer U19-Nationalspieler. Und künftig kickst Du in der 5. Liga. Ist dieser Schritt gleichbedeutend mit Deinem Abschied vom Profifußball?
Nein, nein. Unsere Lebenssituation hat sich verändert. Ich muss mich hier erst einmal zurechtfinden. Und deshalb ist die Bayernliga ein guter erster Schritt in Deutschland. Auch Beruflich habe ich mich neu orientiert. Ich arbeite nun für ein Unternehmen als Angestellter im Finanzbereich. Es ist zunächst einmal geplant, zwei Jahre hier in Deutschland zu bleiben. Was die Zukunft dann bringen wird, ist noch offen.