2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Thomas Schneider (zweiter von rechts) hat in der vergangenen Saison ein paar Spiele für die Weißenburger Reserve absolviert. F: Uwe Mühling
Thomas Schneider (zweiter von rechts) hat in der vergangenen Saison ein paar Spiele für die Weißenburger Reserve absolviert. F: Uwe Mühling

Schneider: "Ich sehe im Verein immer das Gesamte"

45-Jähriger beim TSV 1860 Weißenburg bei mehreren Teams in verschiedenen Positionen aktiv

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Der 45-jährige Weißenburger Thomas Schneider will bei seinem Heimatverein helfen, wo und wann immer es geht. Dabei ist er auf mehreren Spielfeldern aktiv. Ein Gespräch über sein Mammutprogramm und die Faszination des Fußballsports

Herr Schneider, in den vergangenen Wochen und Monaten waren Sie als Trainer und Spieler im Herren- und im Jugendbereich beim TSV 1860 praktisch im Fußball-Dauereinsatz. Wie darf man sich das genau vorstellen?

Thomas Schneider: Puh, wie soll man das erklären. Man macht sich da eigentlich nicht mehr groß Gedanken, weil man terminmäßig ständig verplant ist.

Wie hat denn eine "normale" Woche ausgesehen?

Schneider: Also Montag war meistens noch frei, von Dienstag bis Sonntag war ich dann eigentlich jeden Tag am Fußballplatz – oft mit doppelten Trainingseinheiten und mehreren Spielen an den Wochenenden. Besonders krass war es einmal an einem Samstag: Da hatten wir mit der U15 das Bezirksoberliga-Spitzenspiel in Ansbach, nach dem Schlusspfiff bin ich nach Weißenburg gerast, habe mich schnell zehn Minuten warmgemacht, in der "Zweiten" gespielt und anschließend noch gemeinsam mit Christoph Jäger die "Erste" gecoacht. Als die heißen Wochen vorbei waren, der Klassenerhalt in der Bezirksliga und die Meisterschaft in der A-Klasse perfekt waren, hat sich das Ganze wieder etwas entzerrt.

Wie hoch darf man sich den zeitlichen Aufwand vorstellen?

Schneider: Die Stunden habe ich nie genau gezählt, aber es war schon einiges. Gerade auswärts haben wir ja viele weite Fahrten und hinzu kamen oft noch Gespräche rund um den Fußball oder auch Telefonate zu Hause. Da hat meine Frau Micha schon öfter mal den Kopf geschüttelt. Eines muss ich aber auch klar sagen: Ohne die Unterstützung meiner Frau könnte ich das natürlich nicht so betreiben. Wir kennen uns jetzt schon, seit ich 18 bin, und sie hat seitdem immer hinter mir und dem Sport gestanden, auch wenn es nicht immer einfach ist, vor allem wenn sich auch noch am Essenstisch die Gespräche um den Fußball drehen.

Warum tun Sie sich dennoch dieses Mammutprogramm an?

Schneider: Ich kann einfach schwer Nein sagen und sehe im Verein immer das Gesamte. Egal welche Mannschaft absteigt – Leidtragende sind immer die nachfolgenden Jahrgänge. Es darf nichts wegbrechen und deshalb helfe ich gern.

Als ob der Fußball nicht reichen würde, spielen Sie auch noch Tennis. Wie kam es dazu?

Schneider: Tennis spiele ich schon länger nebenher. Mein alter Fußballkumpel Jürgen Immendörfer hat mich vor ein paar Jahren gefragt, ob ich nicht bei seiner Mannschaft in Dietfurt mitspielen möchte. Das hat mir richtig Spaß gemacht und ich möchte das Tennis auch nicht mehr missen. Heuer bin ich nach Weißenburg gewechselt – vor allem, weil es einfach näher ist. Es lag aber auch an meinen jungen Mitspielern aus der TSV-1860-Zweiten, Hannes Herrmann und Bene Auernhammer, die dort ebenfalls Tennis spielen und gesagt haben, ich soll doch mal vorbeischauen. Beim WTC bin ich inzwischen in der Herren-40-Landesliga-Mannschaft dabei, aber das sind im Zeitraum von Mai bis Juli letztlich nur sechs bis sieben Spiele.

Sie haben die jungen Leute angesprochen. In der sogenannten U23, die Sie kommende Saison (wieder) trainieren werden, haben Sie im abgelaufenen Meisterjahr als 45-Jähriger rund die Hälfte aller Spiele gemacht. Wie ist das, wenn man mit Jungs zusammenkickt, die vom Alter her schon die eigenen Söhne sein könnten?

Schneider: Das macht mir Spaß und ist wirklich kein Problem. Ich glaube, dass ich jung geblieben bin, und das ist hier sicherlich ganz wichtig. Wenn ich sportlich nicht mehr mithalten könnte und nur noch hinterherlaufen würde, dann würde ich es auch nicht machen. So aber kann ich am Platz nach wie vor mithelfen, die jungen Spieler hören auch auf meine Kommandos und nehmen das an.

Tut Ihnen in den Tagen nach den Spielen nicht alles weh? Diese Klage hört man jedenfalls oft von anderen "Oldies".

Schneider: Mir tut eigentlich nichts weh. Da hatte ich schon schlimmere Zeiten, denn gerade der Rücken hat mir über viele Jahre Schwierigkeiten bereitet. Wenn ich Beschwerden hätte, würde ich mit dem Fußball aufhören. Zuletzt war es aber so, dass mir der Sport und die Bewegung gutgetan haben.

Wenn man mal hochrechnet, dann haben Sie rund vier Jahrzehnte Fußball in den Beinen. Was ist für Sie nach dieser langen Zeit noch immer das Faszinierende an diesem Sport?

Schneider: Vor allem eines: Man kann durch die Gemeinschaft viel erreichen und der Fußball ist für mich auch Heimatgefühl. Als ich mit 36 Jahren einmal aufgehört hatte, hat mir einiges gefehlt. Vom Geruch des Rasens über die Spannung bei den Spielen bis hin zu den gemeinsamen Erfolgen. Faszinierend finde ich auch, dass der Altersunterschied kaum eine Rolle spielt und ganz unterschiedliche Berufsgruppen oder Studenten dabei sind. Generell finde ich, dass man beim Fußball viel fürs Leben lernen kann. Ich selber kann mich erinnern, dass ich gerade als junger Spieler viel gelernt habe. Meine Erfahrungen gebe ich jetzt gerne an unsere jungen Spieler im Verein weiter. Dabei zählt für mich nicht nur das Sportliche. Mir ist immer der ganze Mensch wichtig und ich versuche mitzuhelfen, dass jeder für sich einen guten Weg findet.

Die Saisonziele mit der ersten und zweiten Herrenmannschaft können Sie bereits abhaken. Wie sieht es mit dem dritten großen Ziel bei den U15-Junioren aus? Wie stehen die Chancen auf die BOL-Meisterschaft und den damit verbundenen Sprung in die Bayernliga?

Schneider: Ich denke ganz gut, wir haben es jedenfalls selber in der Hand, in den verbleibenden drei Spielen Ende Juni/Anfang Juli mit drei Siegen gegen Mannschaften aus dem hinteren Tabellendrittel Platz eins zu erobern. Wir würden mit Ansbach und Eltersdorf nach Punkten gleichziehen und könnten aufgrund des direkten Vergleichs, der für uns spricht, Meister werden. Das wäre das i-Tüpfelchen auf die Saison, in der wir sehr viel investiert haben. In der Wintervorbereitung zum Beispiel waren wir vier Tage lang im Trainingslager am Gardasee, haben allerdings auch zu Hause bei Wind und Wetter unser Programm durchgezogen. Der Aufstieg wäre auch deshalb ein besonderer Erfolg, weil wir gerade aus dem aktuellen U-15-Jahrgang schon zahlreiche Abgänge von Spielern hatten, die zu den Nachwuchsteams der bayerischen Profivereine gewechselt sind.

Die Saison bei der U15 läuft noch, die beiden Herrenteams nehmen bal"d schon wieder die Vorbereitung in Angriff. Ist da für Sie überhaupt eine Sommerpause oder ein Urlaub drin?

Schneider (lacht): Momentan noch nicht. Am 24. Juni werden wir zum Beispiel um 13.00 Uhr das vorletzte Punktspiel mit der U15 haben und am gleichen Tag ist dann um 17.00 Uhr schon wieder Trainingsauftakt für die erste und zweite Herrenmannschaft. Da geht es von Saison zu Saison im Prinzip fließend weiter. Anfang September werden wir dann aber schon noch mit der Familie wegfahren. Ich glaube, da bin ich dann wirklich mal urlaubsreif.

Aufrufe: 017.6.2017, 13:29 Uhr
Uwe Mühling (Weißenburger Tagblatt)Autor