2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ahanna Agbowo, 18, spielt im zentralen Mittelfeld. 	Wagner (2)
Ahanna Agbowo, 18, spielt im zentralen Mittelfeld. Wagner (2)

TSV 1860 München: Agbowo und Gresler sollen die Zukunft sein

Junglöwen beim TSV 1860 München 

Michael Köllner will in Zukunft auch auf die jungen Talente des TSV 1860 München setzen. Zwei Kandidaten stehen schon in den Startlöchern.

München – Aus Nürnberg ist eine nette Anekdote überliefert, sie spielt im März 2017, kurz vor Michael Köllners Karrieresprung beim FCN. Köllner, damals Coach der Nürnberger U 21, soll zu seinem Spieler Eduard Löwen gesagt haben: „Eduard, wir müssen hoch!“ Hoch, um den schon länger sieg- und torlosen Profis neues Leben einzuhauchen. Das gelang. Köllner und Löwen führten sich siegreich in der 2. Liga ein – und durften ein gutes Jahr später gemeinsam den Aufstieg in die Bundesliga bejubeln.

Der Spieler Löwen, soeben von Hertha zum FC Augsburg gewechselt, ist einer der Gründe dafür, dass Köllner inzwischen auch überregional einen Ruf als Talente-Entdecker und -Förderer genießt. Auch in seinen ersten Wochen beim TSV 1860 ist der 50-Jährige diesem Ruf gerecht geworden. Er verhalf Noel Niemann, 20, zu seinem Startelf-Debüt, macht sich für den dritten Torwart Tom Kretschmar, 20, stark – und hat jetzt erneut zwei Talente aus dem Hut gezaubert: Ahanna Agbowo aus der U 19 und Maxim Gresler aus der herausragenden U 17. Der eine 18, der andere gerade mal 16. Beim ersten Training des neuen Jahres durfte das Duo erstmals Profiluft schnuppern und nach Lage der Dinge sind sie auch ab Sonntag im Trainingslager dabei, wo Köllner den Grundstein für eine erfolgreiche Restrückrunde legen will. Wir stellen die beiden Junglöwen vor, die gerade ein verspätetes Weihnachtsgeschenk erhalten.

Flexibilität auf jeder Position

Ahanna Agbowo, 18, ist auf jener Position zu Hause, auf der auch Köllner-Zögling Löwen den Durchbruch schaffte – im zentralen Mittelfeld. „Er ist mit einem unglaublichen Talent gesegnet, das er jetzt abzurufen scheint“, sagt Berater Karl Herzog: „Bei 1860 ist er schon sehr lange (seit 2012/Red.), aber immer ein bisschen unter dem Radar geflogen. Er hat eine sehr gute Geschwindigkeit und eine außergewöhnliche Spielübersicht. Wir haben uns schon lange gefragt, wann da was passiert.“ Aufgewachsen ist der aus Nigeria stammende Agbowo in Ramersdorf, zusammen mit seiner Mutter und drei Geschwistern: „Er ist sehr geerdet“, weiß Herzog: „Ihm ist in seinem Leben nicht viel geschenkt worden.“ Nach der Mittleren Reife absolvierte Agbowo ein soziales Jahr bei 1860, derzeit besucht er die FOS – und kümmert sich nebenbei fürsorglich um die zwei jüngeren Brüder. Herzog und sein Mitarbeiter Raphael Ott sind sich sicher: „Der hebt nicht ab, nur weil er jetzt bei den Profis ist. Er ist ein total bodenständiger Junge.“

Junglöwen sind in Spanien-Camp dabei

Ähnlich Positives hört man auch von Maxim Gresler, dem 16 Jahre jungen Tölzer, der im Sommer 2016 von der JFG Wolfratshausen zu 1860 gewechselt ist. Als Vorbild nennt der flexible Verteidiger (links, innen) Sergio Ramos; er selbst hat sich seine Widerstandskraft bei den Tölzer Löwen angeeignet, als passionierter Eishockeyspieler. „Körperlich ist er eine Maschine“, schwärmt Ott aus der Agentur Herzog. Daniel Kaiser, der Gresler voriges Jahr in der U 16 der Löwen trainiert hat, hebt ebenfalls die (mentale) Robustheit des jungen Deutschrussen hervor: „Er hat das Herz am rechten Fleck, will jedes Spiel gewinnen und ist absolut fokussiert. Obwohl er als jüngerer B-Jugendlicher in der U 17 gespielt hat, war er dort ein absoluter Leistungsträger.“ Kaisers Urteil: „Als Typ passt er perfekt zu Sechzig.“ Zudem ist Gresler als flexibler Linksfuß prädestiniert für das laufaufwändige System von Taktikguru Köllner.

Maxim Gresler, 16, ist auf der linken Außenbahn zu Hause.

Ob die beiden Junglöwen nach dem Spanien-Camp bei den Profis bleiben, wird sich zeigen. Ebenso gespannt darf man sein, wie es mit Fabian Greilinger weitergeht, der bei Ex-Coach Daniel Bierofka hoch im Kurs stand („Ein frecher Hund – wie ich früher“), unter Köllner aber erst zwei Minuten gespielt hat. Herzog, der auch das Sturmtalent aus Altötting betreut, sagt: „Er will da durch – und muss da durch. Er will auf Gedeih und Verderb bei 1860 bleiben. Wenn wir sagen: Geh halt nach Cottbus oder nach Saarbrücken, dann schaut er dich ungläubig an. Er ist halt ein Bayer durch und durch.“

Greilinger, Agbowo, Gresler – die nächste „Löwen“-Generation steht schon in den Startlöchern. ULI KELLNER

Aufrufe: 08.1.2020, 09:55 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli KellnerAutor