München – Tabellenplatz (2), Punkteschnitt (1,89), Torverhältnis (+10) – lauter Spitzenwerte, die der TSV 1860 nach neun Spieltagen in der 3. Liga präsentieren kann. Schwierigkeiten gibt es lediglich im traditionellen Problemfach der Löwen: K-o-n-s-t-a-n-z.
Der Saisonverlauf der letzten Wochen gleicht einer Achterbahnfahrt. Nach dem 4:1-Heimsieg gegen Lübeck folgten ein glückliches 1:1 in Rostock , das vermeidbare 1:2 gegen Saarbrücken , der Derbysieg in Haching (2:0), die schwächste Saisonleistung beim 0:2 gegen Duisburg und jüngst die Dressel-Festspiele gegen den Halleschen FC (6:1) mit dem Viererpack des verheißungsvollsten Talents. Gemäß der blauen Zickzack-Logik ist für Sonntag im Dresdner Harbig-Stadion also nichts Gutes zu erwarten. Oder bekommen die Löwen beim Zweitliga-Absteiger endlich die Kurve?
Dressel sagte: „Wir haben uns da oben festgebissen und wollen so lange wie möglich im Rennen dabei bleiben.“ Ähnlich äußerte sich Marco Hiller. „Wir sind gut drauf und müssen uns in Dresden sicher nicht verstecken“, sagte der Torhüter und prognostizierte: „Wenn wir eine Leistung wie gegen Halle bringen, dann haben wir dort sehr gute Chancen.“
Zumal die als Aufstiegsfavorit gestarteten Sachsen nach drei Niederlagen in den letzten vier Partien schon gehörig unter Druck stehen und den Löwen eher kein Bollwerk entgegenstellen werden. Im Umfeld herrscht Nervosität. Die sozialen Medien sind voll von Unmutsbekundungen über die passive Spielweise.
Die örtliche Bild-Zeitung stichelt bereits gegen Trainer Markus Kauczinski. „Fakt ist: Nach dem Zweitliga-Abstieg wurde die Mannschaft für das 4-3-3- beziehungsweise 4-2-3-1-System neu zusammengestellt. Doch die Spielweise stand bisher meistens im Widerspruch zur Taktik, war einfach nur behäbig“, hieß es nach dem 1:2 am Samstag bei den Last-Minute-Spezialisten aus Saarbrücken.
Kauczinskis (Selbst-)Kritik: „Wir spielen immer wieder nach hinten, müssen schneller nach vorn.“ Dürfte den konterstarken Löwen entgegenkommen. In Meppen (3:1), gegen Lübeck und in Haching war zu besichtigen, wie 1860 im Umschaltspiel zugelegt hat.
Und auch beim Blick auf die Statistik muss niemand Angst bekommen. Michael Köllners Bilanz mit Nürnberg gegen Dynamo Dresden ist positiv (ein Sieg, ein Remis in der Zweitliga-Spielzeit 2017/18), die Löwen gewannen in der Saison 2016/17 beide Vergleiche mit den Sachsen. Das Ende der Geschichte? Längst überdeckt im blauen Erinnerungs-Papierkorb.
(LUDWIG KRAMMER)