2024-05-08T14:46:11.570Z

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Traute Zweisamkeit: Auch Timo Gebhart (r.) kam schon in den Genuss des Einzelgesprächs mit Trainer Michael Köllner. sampics / Stefan Matzke / Stefan Matzke
Traute Zweisamkeit: Auch Timo Gebhart (r.) kam schon in den Genuss des Einzelgesprächs mit Trainer Michael Köllner. sampics / Stefan Matzke / Stefan Matzke

Im 1860-Trainingslager: Köllner bittet Spieler zu Gesprächen in besonderer Atmosphäre

Löwen bereiten sich auf Rückrunde vor

Der TSV 1860 bereitet sich in Spanien auf die Rückrunde vor. Trainer Michael Köllner bittet seine Spieler dabei zu Gesprächen in besonderer Atmosphäre.
  • Im Trainingslager von La Manga holt sich 1860 München den Feinschliff für die Rückrunde.
  • Dabei nutzt Trainer Michael Köllner den Weg zum Trainingsplatz für wichtige Gespräche.
  • Was dahintersteckt, erklärt er auch.

München/La Manga - Das Einzelgespräch. Im Fußball ein Begriff, der stereotype Bilder entstehen lässt. Man stellt sich vor: Trainer und Spieler sitzen in einem engen Raum zusammen und führen eine tendenziell asymmetrische Kommunikation. Dem gängigen Klischee entsprechend sagt der Trainer, was ihm passt oder nicht passt, ob er mit XY plant oder nicht plant.

Die Wortanteile liegen eher beim Trainer, und ob der Austausch fruchtbar ist oder nicht, dringt selten an die Öffentlichkeit erfahren. Fakt ist nur, dass das Einzelgespräch schwer wegzudenken ist aus dem Kosmos Profifußball. Höchste Zeit also, den Begriff mal neu zu beleben.

1860 München im Trainingslager: Köllner führt Einzelgespräche während Spaziergängen

Das hat sich vermutlich auch Michael Köllner gedacht und folgende Praxis bei 1860 eingeführt: Einzelgespräche auf Basis eines Spaziergangs. In La Manga, wo der Trainingsplatz 1,4 Kilometer von der Unterkunft entfernt ist, kann man dieser Tage folgende Szenerie beobachten: Das Gros der Spieler besteigt Kleinbusse, um schneller von A nach B zu kommen. Köllner dagegen tippt mit knapper Geste einen Auserwählten an. „Wir laufen gleich“, sagt er. Und dann laufen sie los. Köllner und Gebhart Montagfrüh. Köllner und Bekiroglu am Nachmittag. Und am Dienstag: Hin mit Marius Willsch. Zurück mit Daniel Wein. Und so weiter.

Es ist ein schöner Fußmarsch, den Trainer und Spieler im Austausch bewältigen. Ein kleiner Auf- bzw. Abstieg liegt auch auf dem Weg. Und: Für die Dauer von 15 bis 20 Minuten gibt es keinen auf der Welt, der die Unterredung auf vier Beinen stören kann. Die Anlage in La Manga ist weitläufig genug, damit nichts außer einem Bild nach außen dringt.

Informatives Gespräch im Grünen: Trainer Michael Köllner (l.) tauscht sich mit Kapitän Felix Weber aus.

1860 München im Trainingslager: Köllner hofft auf offene Einzelgespräche

Warum Köllner diesen Brauch eingeführt hat, verriet er mit dem ihm eigenen Pragmatismus. Erstens, sagte er zur tz: „Auch ich will mich mal bewegen. Auf diese Weise lässt sich die Zeit sinnvoll nutzen.“ Und zweitens: „Es ist einfach eine ganz andere Gesprächssituation, wenn man läuft. Der eine oder andere Spieler ist dann offener. Bei einem Gespräch im stillen Kämmerlein kann es sein, dass ein Spieler eher gehemmt ist.“

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Ein Muster, wonach sich Köllner die Kandidaten herauspickt, ist bislang nicht zu erkennen. Auslaufende Verträge könnten ein Kriterium sein, aber auch ganz normale Erkundigungen nach Fitness, Frustlevel und/oder Zukunftsplänen. Ehrensache ist, dass die Gesprächsinhalte absoluter Geheimhaltung unterliegen. Ob die Spieler es gut finden, sich womöglich sogar geehrt fühlen, wenn der Trainer sie zum Spaziergang auffordert? Eine ehrliche Meinung wird man nie erfahren.

1860 München im Trainingslager: Noch 16 Einzelgesprächseinheiten möglich

Aber: Das Trainingslager dauert ja noch bis Sonntag, mit Programm am Vor- und am Nachmittag. Anders ausgedrückt: 16 Einzelgesprächseinheiten sind noch möglich. Danach dürfte Köllner alle Spieler durch haben - und seine Mannschaft nicht nur sportlich aus dem Effeff kennen.

In unserem News-Ticker halten wir Sie über allen Entwicklungen aus dem Trainingslager auf dem Laufenden. Weil ein Ex-Löwe den Verein wechselt, erwartet die Blauen ein warmer Geldregen. Bei den Profis kristallisiert sich ein echtes Eigengewächs als neuer Junior-Chef der Mannschaft heraus. Sascha Mölders verhandelt derweil mit einem Klub aus der Regionalliga. Mit Necat Aygün heuert ein Ex-Löwe in der 2. Liga an.

Uli Kellner

Aufrufe: 016.1.2020, 09:34 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli KellnerAutor