Das 0:0 gegen Rostock hat Michael Köllner gezeigt: Seine Löwen sind defensiv top, haben aber technische Defizite. Jede Entwicklung braucht Zeit, predigt der 1860-Coach und erinnert an den „Katastrophenfußball“ im Dezember 2019.
Es war die Woche der Fußball-Nischenthemen. In der einen Blase wurde die Causa Flick/Lauterbach rauf- und runterdiskutiert, in einer anderen ging es um das Taktikreferat des jungen Nürnberger Trainers. Ein Thema, das natürlich auch beim Vorvorvorvorvorvorgänger von Robert Klauß landete.
Auch Michael Köllner hat das Video geschickt bekommen, doch der 1860-Coach, sonst für jede Taktik-Debatte empfänglich, vermied es, inhaltlich näher darauf einzugehen („Wir wissen natürlich auch, was ein asymmetrischer Dreieraufbau ist“). Und er hatte auch kein Interesse daran, auf seinen jungen Kollegen draufzuhauen. Seine Meinung zum Klaußschen Geschwurbel: „Er hat sich im Publikum verirrt. Es war eine Pressekonferenz, und kein Taktikvortrag vor 15 jungen Trainern.“ Köllners Trost für Klauß: „In vier Wochen ist es toller Gag, in acht Wochen Kult. So ist das heutzutage.“
Klare Kante vom erfahrenen Kollegen. Taktik-Kiste somit zu (fürs Erste). Köllners Thema vor dem Auswärtsspiel in Saarbrücken (Samstag, 14 Uhr) war ohnehin ein anderes. Seine Quintessenz aus der Analyse der Rostock- Nullnummer: „Technisch sind wir nicht gut genug.“
Natürlich hat Köllner das nicht isoliert gesagt. Sondern eingebettet in einen längeren Vortrag über die Entwicklung der Mannschaft. Defensiv gut zu stehen gegen einen Aufstiegsrivalen sei das eine. Offensiv auch gegen zehn Rostocker harmlos bleiben das andere. „Wir haben eine gut strukturierte Mannschaft, ein gut entwickeltes Spiel“, lobte Köllner: „Jetzt geht es drum: Was machen wir am Ende mit Gegnern, die führen, sich selbst mit einer Roten Karte dezimiert haben oder nur einen Punkt mitnehmen wollen?“
Köllners Lernauftrag: „Mehr Chancen herausspielen, bessere Präsenz im Strafraum, in die letzte Zone reinkommen.“ Sein Eindruck ist, dass es auf fruchtbaren Boden fällt: „Wir trainieren extrem hart, wie die Ochsen. Jeder Fan kann stolz sein auf die Mannschaft.“
(Uli Kellner)