2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview der Woche
Jan Rodwald drehte mit der TSG Wörsdorf einen 2:4-Rückstand in den letzten fünf Minuten noch in einen Sieg.
Jan Rodwald drehte mit der TSG Wörsdorf einen 2:4-Rückstand in den letzten fünf Minuten noch in einen Sieg. – Foto: Foto: Ig0rZh – stock.adobe/Duell

"So ein Spiel erlebt man nicht jede Woche"

Nachspielzeit mit Jan Rodwald +++ Der Mittelfeldmann der TSG Wörsdorf über das tolle Comeback vom Wochenende und seine Führungsrolle in einer blutjungen Mannschaft

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Jan Rodwald von Gruppenligist TSG Wörsdorf. Der 23-Jährige avancierte am Wochenende beim 5:4-Krimi gegen Hellas Schierstein mit zwei späten Toren zum Matchwinner. Im Interview mit uns spricht er über den Sieg vom Wochenende und seine neue Rolle in der jungen Wörsdorfer Mannschaft.

FuPa: Am Wochenende standest du im Mittelpunkt eines völlig verrückten Fußballspiels. Nach 2:4-Rückstand habt ihr die Partie gegen Hellas Schierstein in den letzten fünf Minuten noch in ein 5:4 gedreht, du hast dabei die entscheidenden zwei Tore erzielt. Wie war die Gefühlslage auf dem Platz?

Jan Rodwald: So ein Spiel erlebt man nicht jede Woche. Wir lagen eigentlich souverän 2:0 in Führung, kassieren aber kurz vor der Halbzeit den Anschlusstreffer. Dadurch geriet die Mannschaft ins Grübeln. Nach der Pause lagen wir durch einen Elfmeter und einen Doppelschlag plötzlich 2:4 hinten, da war die Moral unserer blutjungen Truppe zunächst mal am Boden, da wir schon öfter in engen Spielen einen Vorsprung aus der Hand gegeben haben. Mit dem Anschluss kam aber auf einmal das Gefühl auf: Wieso denn nicht heute mal den Turnaround schaffen? Ich wurde dann vom Trainer ins Sturmzentrum beordert und konnte tatsächlich zweimal einnetzen.


Zwei so wichtige Tore kurz vor Schluss erzielt man nicht alle Tage. Ist dir solch ein Kunststück schon einmal gelungen?

Tatsächlich habe ich vor drei Jahren, nach einem nahezu exakt gleichen Spielverlauf wie am Wochenende, schon einmal zwei späte Tore zu einem 5:4-Sieg erzielen können. Es war der letztes Spieltag der Saison 2015/16 im Trikot des FV Biebrich II gegen Türk Spor Wiesbaden. Irgendwie schon eine Ironie des Schicksals, dass mir das nun schon zum zweiten Mal gelungen ist.

Du hast das Alter deiner Mannschaft angesprochen. Fehlen euch vor allem in engen Spielen die erfahrenen Führungsspieler?

Besonders in Spielen, in denen es zu einem offenen Schlagabtausch kommt, fehlt uns schon ein wenig die Abgeklärtheit. Wir sind immer um Spielkontrolle bemüht, dann können die Jungs ihre spielerischen Qualitäten am besten auf den Platz bringen. Geht es etwas wilder zu, lassen wir oftmals die Cleverness vermissen. Da braucht es auch mal das taktische Foul oder den langen Schlag ins Aus. Diese Dinge machen in solchen Spielen oftmals den Unterschied.


Wörsdorf war in den 2000er Jahren ein klangvoller Name im hessischen Fußball und spielte eine Zeit lang in den oberen Regionen der Hessenliga mit. Wie hat sich der Verein verändert und welche Philosophie und Ziele verfolgt die TSG heute?

In den letzten Jahren war die TSG eine Fahrstuhlmannschaft zwischen Verbands- und Gruppenliga. In diesem Sommer gab es dann einen kompletten Umbruch. Viele unzufriedene Spieler sind gegangen, die Mannschaft wurde radikal verjüngt. Wir haben nun eine hochtalentierte Truppe beisammen, die allerdings noch viel lernen muss. Wir wollten diese Saison schon oben mitspielen, aber Hauptziel ist es, die Mannschaft zu entwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Wenn wir am Ende unter den ersten fünf landen, wären wir hochzufrieden.


Auch du bist diesen Sommer neu zur TSG gestoßen. Davor hast du viele Jahre beim FV Biebrich gespielt. Was hat dich zu dem Wechsel bewogen und wie zufrieden bist du heute mit dieser Entscheidung?

In der Vorsaison musste ich mit einem Mittelfußbruch lange aussetzen und habe auch sonst nicht immer die Einsatzzeiten bekommen, die ich mir erhofft hätte. Nach einem Gespräch mit den Verantwortlichen beim FV habe ich mich dann zu einem Vereinswechsel entschlossen. TSG-Trainer Dustin Ernst hat mich dann angerufen und mich gefragt, ob ich Bock hätte, in einer jungen Mannschaft eine Führungsrolle zu übernehmen. Bisher habe ich meine Entscheidung nicht bereut. Ich bin in Wörsdorf hochzufrieden und habe sowohl im Training als auch am Wochenende sehr viel Spaß.


Ihr geht mit 33 Punkten als Tabellenachter in die Winterpause. Wie sieht dein bisheriges Saisonfazit aus und welche Ziele habt ihr euch für den zweiten Saisonabschnitt gesetzt?

Wir haben definitiv viel Erfahrung gesammelt und auch einige Male etwas Lehrgeld gezahlt. Wir werden nun die bisherige Saison analysieren und versuchen, die Fehler, die gemacht wurden, auszumerzen. Momentan sind zudem noch einige erfahrene Spieler verletzt, diese werden im neuen Jahr wieder mitwirken können. Das wird uns nochmal einen Qualitätsschub geben. Die Mannschaft hat viel gelernt und wird in den kommenden Monaten und Jahren noch besser werden, wir haben noch viel Luft nach oben.

Aufrufe: 04.12.2019, 12:45 Uhr
Niklas AllmrodtAutor