2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Die wirtschaftlichen Bedingungen waren nicht zu stemmen: Unabhängig vom Ausgang der Saison verzichtet die TSG Pfeddersheim auf einen möglichen Regionalliga-Aufstieg und bleibt in der Oberliga.  F: Dinger
Die wirtschaftlichen Bedingungen waren nicht zu stemmen: Unabhängig vom Ausgang der Saison verzichtet die TSG Pfeddersheim auf einen möglichen Regionalliga-Aufstieg und bleibt in der Oberliga. F: Dinger

TSG verzichtet auf Regionalliga

Die Pfeddersheimer ziehen ihre Bewerbung aus wirtschaftlichen Gründen zurück

Pfeddersheim. Aus der Traum. Zwar hält die TSG Pfeddersheim in der Fußball-Oberliga stramm den Kurs in Richtung der Vizemeisterschaft. Sollten die TSGler aber tatsächlich auf Platz zwei durchs Ziel gehen, wird der Verein auf die Teilnahme an den Aufstiegsspielen verzichten. Dies teilte der Vorstand der Mannschaft am Donnerstagabend mit. Hintergrund sind die fehlenden finanziellen Möglichkeiten bei einem eventuellen Aufstieg. Als Vorsitzender gibt sich Heinz Ueberschär zerknirscht. „Die Entscheidung ist mir sehr, sehr schwer gefallen“, bekennt der langjährige Vereinschef. Und: „Es tut mir unheimlich leid, dass die Mannschaft jetzt um die Früchte ihrer Arbeit gebracht wird.“ Aus Verantwortung dem Verein gegenüber sei es aber zwingend gewesen, die Bewerbung für die Regionalliga doch wieder zurückzuziehen.

Schon einmal bis in die Bezirksliga abgestürzt

Hintergrund für die Entscheidung sind die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die im TSG-Lager selbst bei einem Aufstieg sehr eingeschränkt geblieben wären. „Wir haben uns bei anderen Vereinen erkundigt, die Regionalliga hätte minimum 350.000 Euro gekostet“, erklärt Ueberschär. Dies sei ein Betrag, den der Verein auch nicht annähernd aufbringen könne. Zwar habe der Vorstand in den letzten Wochen, als deutlich wurde, dass die Regionalliga sportlich erreichbar sein könnte, versucht, weitere Geldquellen zu erschließen: „Das war in der Kürze der Zeit aber nicht möglich.“ Auch in Absprache mit Hauptsponsor EWR und dem langjährigen Geldgeber Uwe Becker habe der Vorstand die Entscheidung nun getroffen.

Schon einmal hat es Heinz Ueberschär erlebt: Nach acht Jahren in der Oberliga, damals zunächst dritte, dann vierte Spielklasse in Deutschland, standen die Pfeddersheimer zur Jahrtausendwende in finanzieller Hinsicht am Abgrund. Ueberschär selbst übernahm damals das Ruder, steuerte den Verein über die Jahre in ruhigere Gewässer, was den sportlichen Niedergang bis in die Bezirksliga aber nicht verhinderte. „Damals ist die ganze Jugend weggebrochen“, erinnert sich der Vorsitzende. Die Mitgliederzahl sei um dreiviertel geschrumpft. Die in jüngeren Jahren wieder gewachsenen Strukturen könne er „für vielleicht nur ein Jahr in der Regionalliga“ nicht aufs Spiel setzen. Neben der neu aufgebauten Jugendabteilung habe der Verein auch in Kunstrasen und Ausbau des Vereinsheims je etwa 300 000 Euro investiert. Ueberschär: „Wir haben richtig viel Geld in die Hand genommen. Auch da sind Verbindlichkeiten entstanden.“

Nicht weniger entscheidend für den Ausgang der vereinsinternen Diskussion: Selbst mit Spielen gegen Mannschaften mit großem Anhang wäre in den Augen des Vorstands kaum ein Gewinn zu erzielen gewesen. „Das eine oder andere Spiel hätten wir natürlich bei uns im Uwe-Becker-Stadion spielen können“, sagt der Vorsitzende zwar. Für Spiele gegen Kickers Offenbach oder den 1. FC Saarbrücken wäre aber ein Umzug in die EWR-Arena unvermeidlich gewesen. „Es wäre eine Pacht fällig geworden, wir hätten da keinen Gewinn erzielen können.“ Zumal die Bewirtung ohne Unterstützung durch den an der Alzeyer Straße heimischen VfR Wormatia für die TSGler nicht möglich gewesen wäre.

Schon im Aufstiegsspiel wäre Umzug nötig gewesen

Gegolten hätte dies unter Umständen sogar schon für die Aufstiegsrunde, in der die TSGler den „Vize“ der Hessenliga erwartet hättet. Ueberschär weiß: „Wenn es Hessen Kassel wird, hätten wir das nicht bei uns spielen können.“ Schon eine Teilnahme in den Aufstiegsspielen wäre übrigens gleichbedeutend damit gewesen, eine Bürgschaft in Höhe von 35.000 Euro beim Regionalverband zu hinterlegen, die im Falle der Qualifikation bei einem nachträglichen Verzicht verfallen wäre. Der Vorsitzende: „Die Regionaliga hätte dann mit einer Mannschaft weniger gespielt, das Geld wäre aufgeteilt worden.“

Was Ueberschär der Mannschaft jetzt verspricht: Sollte sich in der kommenden Spielzeit eine ähnliche Situation ankündigen, werde sich der Verein frühzeitig um neue Geldquellen bemühen. Und der Vereinschef hat in jedem Fall nach dem Gespräch mit der Mannschaft die Überzeugung gewonnen, dass jetzt nicht alles, was mühsam erarbeitet wurde, auseinanderfällt. „Wir werden einen zweiten Anlauf nehmen“, sagt er – und meint Vorstand wie auch die Mannschaft, vor deren Entwicklung er den Hut zieht. Ganz vorne weg nennt er da Trainer Marc Heidenmann: „Er geht in seiner Arbeit auf, ist absolut kompetent. Man sieht eine Handschrift.“ Das soll sich im besten Fall nächste Saison wiederholen.

Aufrufe: 011.5.2019, 13:30 Uhr
Carsten SchröderAutor