2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Geht mit der TSG Backnang ins letzte Spiel der Saison: Trainer Evangelos Sbonias (links). F: Sellmaier
Geht mit der TSG Backnang ins letzte Spiel der Saison: Trainer Evangelos Sbonias (links). F: Sellmaier

TSG Backnang: „Planungen auf Oberliga ausgerichtet“

Das Interview: Evangelos Sbonias, Trainer der TSG-Fußballer, glaubt vor dem morgigen Saisonfinale noch an den Klassenverbleib

Es ist eine verzwickte Lage: Die TSG Backnang muss das morgige Heimspiel in der Fußball-Oberliga (15 Uhr, Etzwiesenstadion) gegen Ravensburg gewinnen und auf den Patzer eines Rivalen hoffen, um die Rettung feiern zu können. Wie sein Team den letzten Spieltag angeht, wie er die Entwicklung seit seinem Amtsantritt bewertet und wie die Planungen für die kommende Saison angesichts der unklaren Ligazugehörigkeit laufen, verrät Trainer Evangelos Sbonias (36) im Interview.

Die TSG hat den Ligaverbleib nicht mehr in eigener Hand. Wie schwer fällt es, sich aufs Duell mit Ravensburg zu konzentrieren, um zunächst die eigenen Hausaufgaben zu erledigen?
Es fällt uns eigentlich gar nicht schwer. Wir haben drüber gesprochen und es war gut, dass vergangenes Wochenende kein Spiel war. So konnten wir uns sauber auf die Situation vorbereiten. Es war immer klar, dass wir zuerst einmal unsere eigenen Hausaufgaben erledigen müssen. Ich habe zur Mannschaft gesagt, dass es das Schlimmste wäre, was passieren könnte, wenn wir selbst nicht gewinnen sollten und einer unserer zwei Rivalen patzt.

Selbst bei einem Sieg braucht die TSG Schützenhilfe von sicheren Absteigern. Glauben Sie wirklich daran, dass Oberachern in Gmünd oder Ilshofen gegen Spielberg patzt?
Es geht erst einmal darum, dass ich daran glaube, dass mein Team das Spiel gegen Ravensburg gewinnt – das ist für alles Weitere die Voraussetzung. Die Oberliga hat diese Saison so viele verrückte Resultate geliefert und am letzten Spieltag passieren oftmals wilde Dinge. Wir müssen darauf hoffen und glauben auch daran, dass Spielberg und Gmünd so viel Fair Play und Sportsgeist in sich tragen, dass sie diese Spiele nicht herschenken. Sie wollen sich mit Sicherheit auch ordentlich aus der Oberliga verabschieden.

Werden Sie über die aktuellen Spielstände bei den Rivalen informiert und wenn ja, wie?
Man lässt erst einmal eine gewisse Zeit vergehen, aber wenn es dann Entwicklungen gibt, muss man natürlich informiert sein. Das ist auch sehr wichtig fürs Coaching, aber vor allem müssen wir zuerst auf uns selbst schauen. Dann werden zu gegebener Zeit die Infos kommen.

Sollte Backnang Viertletzter bleiben, führt der Weg zum Ligaverbleib nur noch über den Aufstieg des Oberliga-Vizemeisters in der Relegation. Wem würden Sie das Schicksal Ihres Vereins lieber anvertrauen: Den Stuttgarter Kickers oder dem FSV 08 Bissingen?
Auf alle Fälle hätten wir noch einen Joker in der Hand, wären aber wieder auf Schützenhilfe angewiesen. Ich traue es beiden Vereinen zu, sich in der Relegation durchzusetzen. Mannschaften, die in dieser Oberliga bis zum Ende um diesen zweiten Platz kämpfen, haben auch die Qualität, sich in dieser Dreier-Runde zu behaupten. Ich habe keinen Favoriten, weil beide Mannschaften das Zeug dazu haben, in die Regionalliga aufzusteigen.

Wie sehr würden Sie den verpassten Punkten beim 1:3 gegen Linx und beim 2:2 in Freiberg nachtrauern, falls die TSG absteigen sollte?
Es geht nicht um die Punkte, sondern alleine um diese Spiele. Natürlich trauert man denen nach, weil man die Chancen hatte, mit einem Sieg den einen Platz zu klettern, der den Ligaverbleib bedeutet. Man muss es aber auch im Kontext sehen: Wir haben in der Rückrunde so viele Punkte geholt, dass wir überhaupt noch in der Lage sind, uns am letzten Spieltag vielleicht zu retten. Das ist unfassbar und daher kann man es von der positiven Seite betrachten. Wir durften nicht mit dem Sieg bei den Kickers rechnen, haben in letzter Minute gegen Pforzheim ein Tor gemacht und so weiter . . . Ohne diese Spiele wären die Duelle mit Linx und Freiberg schon egal gewesen.

Sie haben mit den Roten seit Ihrem Amtsantritt im November aus 18 Spielen 29 Punkte geholt, die TSG ist Vierter in der Rückrundentabelle. Wie war diese Entwicklung möglich?
Mit brutal harter, akribischer Arbeit und dem Willen, mehr zu tun als alle anderen. Ich habe meinem Team recht früh gesagt, dass es das eine ist, über Ideen und Konzepte zu reden, und das andere, es umzusetzen. Das ist der Schlüssel. Die Chemie zwischen Mannschaft und Trainerteam sowie Trainerteam und Verein passt. Es hat sich ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt und wir haben es über eine derart lange Phase hingekriegt, jedes Spiel wie ein Endspiel anzugehen.

Umso bitterer wäre es mit Sicherheit, wenn es am Ende doch nicht reichen sollte. Oder?
Das wäre extrem bitter, da müssen wir nicht drumherum reden. Es würde auch eine kurze Zeit dauern, das zu verarbeiten, aber danach müssten wir auch stolz auf das Geleistete sein. Denn noch einmal: Vierter mit der TSG Backnang in der Rückrundentabelle der Oberliga, das kann man einfach mal so stehen lassen.

Egal, ob Oberliga oder Verbandsliga: Sie haben Ihren Vertrag in den Etzwiesen kürzlich um eine weitere Saison verlängert. Warum?
Ich habe gesagt, dass ich stark auf mein Bauchgefühl höre, und das war durchgehend gut hier. Wir hatten stets sehr vertrauliche und offene Gespräche, beide Parteien haben sich immer über den aktuellen Stand informiert. Deshalb ist das Gefühl immer besser geworden und das letzte Quäntchen war dann, was meine Mannschaft in Ilshofen unter der Woche abgeliefert hat. Damit war klar, dass das Projekt weitergehen muss und ich habe daran geglaubt, dass es in der Oberliga sein wird – das glaube ich immer noch. Es wäre das i-Tüpfelchen auf der bisherigen Zusammenarbeit, wir könnten in der neuen Saison sauber von Null starten und das Ganze weiterentwickeln.

Was wäre denn, wenn Ihnen im Sommer ein Angebot aus dem Profibereich ins Haus flattert, das Sie nicht ablehnen können?
Die Gespräche mit Backnang waren sehr offen und es ist auch klar abgesprochen, dass wir uns zusammensetzen und darüber reden würden, wenn ein solcher Fall eintritt. Ob es dann realisierbar ist oder nicht und ob ich es dann will oder nicht, sind noch einmal ganz andere Geschichten. Das ist bei den Spielern ja genauso – wenn bei denen etwas aus dem Profibereich hereinflattert, beschäftigen wir uns als Verein auch damit – das hat nicht explizit etwas mit meiner Person zu tun.

Die Kaderplanung wird durch die unklare Ligazugehörigkeit etwas erschwert, der Kern des Teams ist aber für beide Fälle gebunden. Sehen Sie die TSG für eine weitere Oberligasaison gerüstet oder sogar in der Lage, nahtlos an die starke Rückrunde anzuknüpfen? Und was wäre das Ziel in der Verbandsliga?
Unsere Planungen sind auf die Oberliga ausgerichtet. Natürlich werden Gespräche mit Spielern ein bisschen erschwert dadurch, dass wir nicht wissen, in welcher Liga wir spielen werden. Der Kader soll das Zeug dazu haben, in der Oberliga zu bestehen und sollte es doch eine Etage runter gehen, liegt es in der Natur der Sache, dass ein Oberliga-Kader in der Verbandsliga eine gute Rolle spielt.

Wo sehen Sie sich persönlich in einigen Jahren und was wird aus der TSG geworden sein?
Ich bin Sportler durch und durch und stark von Ehrgeiz angetrieben. Ich strebe das Maximum an und will so hoch wie möglich trainieren – was und wo das sein wird, dazu gehört auch stets etwas Glück und ich kann nicht alles selbst beeinflussen. Die TSG ist auf einem sehr guten Weg. Das Trainerteam und die Verantwortlichen wie Marc Erdmann, Rüdiger Lüftner und Isaak Avramidis haben auch viele Gespräche geführt darüber, wie wir strukturelle Dinge in unserem Rahmen verbessern wollen. Wenn wir da Schritt für Schritt dranbleiben, sehe ich für den Verein eine absolut rosige Zukunft.

Info

- Unabhängig davon, ob der Ligaverbleib gefeiert werden kann oder die Zitterpartie andauert, lädt die TSG ihre Fans nach dem morgigen Spiel gegen Ravensburg zur Hocketse mit Spielern, Trainerstab, Vorstands- und Förderkreismitgliedern ein. Vor dem Vereinsheim wird Freibier ausgeschenkt, solange der Vorrat reicht. Direkt nach dem Schlusspfiff gibt es zudem eine öffentliche Pressekonferenz.

- Fast am Ziel angelangt sind die TSG-Fußballer in Sachen Jubiläumsspiel, das es im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Etzwiesen-Klubs geben soll. Die Gespräche mit dem VfB Stuttgart sind bereits sehr weit fortgeschritten. Nachdem nun mit dem Abstieg auch das sportliche Schicksal der Wasen-Kicker geklärt ist, dürfte das endgültige Ja des VfB zum Auftritt in Backnang wohl nur noch Formsache sein. Geplant ist das Freundschaftsspiel entweder am Freitag, 5. Juli, oder genau eine Woche später am 12. Juli.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Vereinsverwalter werden und eigenen Verein bei FuPa präsentieren: www.fupa.net/stuttgart/anmelden

Fragen, Anregungen oder einen Fehler gefunden? Schreibt uns direkt hier als Kommentar oder per Mail an fupa@bkz.de

Folgt uns auch auf:

Facebook: @FuPaBKZ
Instagram: @FuPaBKZ
Twitter: @FuPaBKZ

Aufrufe: 029.5.2019, 07:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Steffen GrünAutor