2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
VfB-Torhüter Dusan Olujic ist im Derby nicht zu beneiden und muss sechs Mal hinter sich greifen. Hier allerdings kann er den Kopfball des dreifachen Torschützen Denis Weinecker entschärfen. Foto: Heli
VfB-Torhüter Dusan Olujic ist im Derby nicht zu beneiden und muss sechs Mal hinter sich greifen. Hier allerdings kann er den Kopfball des dreifachen Torschützen Denis Weinecker entschärfen. Foto: Heli

Teutonen demontieren VfB 1900

VL MITTE +++ Semlitsch-Debüt gerät zum Debakel +++ Tabellenführer im Derby in allen Belangen klar überlegen

WATZENBORN-STEINBERG. Man möchte meinen, dass Niko Semlitsch in seiner Trainerlaufbahn schon alles erlebt hat. Die 19. Station begann gleich mit einem Kapitel, auf das der Ex-Profi allzu gerne verzichtet hätte. „Natürlich habe ich mir einen anderen Einstand gewünscht“, gab der neue Coach des VfB 1900 Gießen nach der äußerst deftigen wie denkwürdigen 0:6-Klatsche im Derby beim Klassenprimus SC Teutonia Watzenborn-Steinberg auf der Pressekonferenz im pickepacke vollen Vereinsheim zu Protokoll und fügte hinzu: „Wir müssen damit leben, dass der Gegner an diesem Tag in allen Belangen überlegen war. Wir hatten in keiner Phase Zugriff auf das Spiel und man konnte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl haben, dass das Ding auf der Kippe steht.“

Teutonia Watzenborn-Steinberg - VfB 1900 Gießen 6:0

Recht hatte er damit, einzig die Einschätzung, man könne über die Höhe der Niederlage streiten, war diskussionswürdig. Denn es war nicht etwas so gewesen, dass die Pohlheimer aus jeder sich bietenden Gelegenheit ein Tor gemacht hatten. Der Sieg ging auch in dieser Höhe in Ordnung, was SC-Trainer Daniel Steuernagel in seinem Resümee verständlicherweise ins Schwärmen geraten ließ. Für ihn war die Vorstellung seiner Schützlinge nicht zuletzt die passende Antwort auf die erste Saisonniederlage in Breidenbach in der Woche zuvor: „Wir haben ein Superspiel hingelegt und alles, was in Breidenbach schlecht war, besser gemacht: Das Passspiel, das Positionsspiel, das Freilaufen. Wir haben schon öfter 45, 60 sehr gute Minuten gespielt, aber diesmal haben wir es bis zum Ende durchgespielt. Kompliment an die Mannschaft, die Charakter gezeigt hat. Ich möchte niemanden hervorheben, obwohl Denis Weinecker drei Treffer markiert hat.“

Zum Spielverlauf: Semlitsch hatte sein Elf auf einigen Positionen umgestellt. Der streitbare Ahmet Marankoz rückte ins Sturmzentrum, zudem kehrten Dusan Olujic zwischen die Pfosten und Pierre Chabou in die Innenverteidigung zurück. Dass diese Maßnahmen keinen Erfolg nach sich ziehen würden, dafür gab es schnell die ersten Argumente. Denn die Platzherren wirkten vom Anpfiff an bissiger, beweglicher und weitaus spielfreudiger. Was zu Beginn einzig fehlte, war die Präsenz im Straufraum der 1900er.

Und die Gäste? Die hinterließen in der Defensive einen pomadigen Eindruck und waren häufig einen Schritt langsamer - auch im Kopf. Nach vorne mangelte es an Ideen. Zudem sahen die Bemühungen harmlos und uninspiriert aus. Ein Schuss von Manuel Rasiejewski, der in der 21. Minute über den Querbalken strich, blieb der einzige halbwegs gefährliche Abschluss bis zum Abpfiff.

Den Torreigen für die Teutonen eröffnete in der 26. Minute Weinecker, der im Anschluss an den Freistoß von Kapitän Kian Golafra und die Ablage von Raffael Szymanski per Direktabnahme zum 1:0 einlochte. Semlitschs Mannen hatten sich noch nicht wieder sortiert, da schlug es 60 Sekunden später wieder ein. Das weite Zuspiel von Patrick Neubert leitete Weinecker weiter zu Tomi Pilinger, der auf 2:0 erhöhte. Bis zum Pausenpfiff hatten die Gießener Glück, nicht noch deutlicher ins Hintertreffen zu geraten. Weinecker vergab drei dicke Möglichkeiten (33., 35. und 45.), um die Partie schon zum Seitenwechsel zu entscheiden.

Die 480 Zuschauer stellten auch zum Auftakt des zweiten Abschnitts kein wirkliches Aufbäumen bei den Gästen fest, während die Steuernagel-Truppe mit dem zweiten Doppelschlag alles klar machte. Pilinger bediente Szymanski, der Weinecker das 3:0 auflegte (54.) Und zwei Zeigerumdrehungen darauf war es Pilinger selbst, der die großen Lücken im Zentrum der Gäste nutzte und die Vorarbeit von Neubert zum 4:0 veredelte. Gleichwohl der Drops gelutscht war, marschierte der Gastgeber weiterhin unbeirrt Richtung Gießener Gehäuse. Nach dem 5:0 durch Szymanski (68.) setzte Weinecker mit seinem dritten Streich den Schlusspunkt zum 6:0 (83.).

„Wie schon im Vorfeld möchte ich aber auch jetzt sagen: der Strich unter die Saison wird nicht im Dezember sondern im Mai gezogen“, trat Steuernagel in der Nachschau ebenso auf die Euphoriebremse wie sein Pendant Semlitsch versuchte, Optimismus auszustrahlen: „Solche Spiele muss man in die Schublade packen und die dann schließen. Wir werden in der Winterpause sehen, was noch möglich ist. So lange der zweite Platz und damit die Relegation noch drin ist, werden wir das auch anstreben.“

*

SC Teutonia Watzenborn-Steinberg:

D. Wagner, Schlecht, Bodnar, Neubert (75. Thörner), Gouri, J. Simon, M. Simon, Golafra, Weinecker, Szymanski (81. Tega), Pilinger (68. Jörg).

VfB 1900 Gießen:

Olujic; Rasiejewski, Chabou, Kaguah, Ott (65. Binz), Vural, Kusebauch, Özen, Parson, Dechert, Marankoz (76. Schäfer).

Tore:

1:0 Weinecker (26.), 2:0 Pilinger (27.), 3:0 Weinecker (54.), 4:0 Pilinger (56.), 5:0 Szymanski (68.), 6:0 Weinecker (83.). -

Schiedsrichter:

Bierau (Biedenkopf). -

Gelbe Karten:

J. Simon/Rasiejewski, Özen. -

Zuschauer:

480.

Aufrufe: 030.11.2014, 21:40 Uhr
Thomas SuerAutor