2024-05-10T08:19:16.237Z

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Torjäger unter sich: Toni Muca (li.) und Younes Bahssou. Foto: Rene Vigneron
Torjäger unter sich: Toni Muca (li.) und Younes Bahssou. Foto: Rene Vigneron

Riesige Reaktion: SVW gewinnt 6:2

Team nach Ankündigung des Abschieds von Kartina TV voll auf Sendung+++Eschborner Blitztor charakterstark weggesteckt

Wiesbaden. Hauptsponsor Kartina TV zieht zum Saisonende den Stecker und die Mannschaft des Hessenligisten SV Wesbaden geht zwei Tage später nach dieser Nachricht voll auf Sendung, liefert beim 6:2 über den bisherigen Zweiten FC Eschborn eine Offensiv-Gala ab. Im Fußball, so banal es auch klingen mag, ist und bleibt nichts vorhersehbar.

Bartosz Franke: Waren bereit, die ekligen Meter zu machen

Es war in jeder Hinsicht eine riesige Reaktion der gebeutelten Mannschaft, die gut eine Woche zuvor beim 0:3 gegen Lehnerz wie blockiert gewirkt hatte. Eine Formation, die sich wirklich als echtes Team bezeichnen darf. Das belegten die Anworten auf Eschborns Blitztor nach gerade mal 30 Sekunden. Anthony Wade setzte sich auf der linken Außenbahn durch, passte in Mitte, wo Rudi Hübner, den der SVW als möglichen Zugang auf dem Zettel hatte, per Schlenzer vollendete. Es folgte ein kollektives den Karren aus dem Dreck ziehen. „Wir hatten vorher intern Klartext geredet und jeder war bereit, auch die ekligen Meter zu machen“, nannte Stürmer Bartosz Franke einen Grund für die selbstinszenierte Wiederbelebung.

David Schug ein Motor der Offensive

Anteil daran hatte auch der in die Startelf zurückgekehrte David Schug, dessen Lauf- und Willensstärke bereits in der 10. Minute nach Flanke von Younes Bahssou mit dem Treffer zum 1:1 belohnt wurde. Bahssou selbst – gegen Lehnerz noch völlig von der Rolle – nahm den Ball fünf Minuten später gekonnt an, hämmerte ihn aus halbrechter Position sehenswert zum 2:1 ins lange Eck. Schug und Bahssou ließen weitere Großchancen aus, ehe der Referee die Strafraumattacke von Viktor Krist an Franke mit Strafstoß ahndete. Chris Hübner verwandelte unten links. Eschborns 3:2 Sekunden vor dem Pausenpfiff geriet zum folgenlosen Schönheitsfehler. Im zweiten Abschnitt wechselte Trainer Djuradj Vasic Franke trotz dessen guter Vorstellung aus und brachte Toni Muca, der sich beim 4:2 nach Vorlage von Fabian Broghammer prompt als idealer Joker entpuppte. Schugs Energieleistung zum 5:2 nach einem Lupfer über den Torwart und Mucas finales 6:2 setzten dem von den Fans lautstark bejubelten Torespektakel die Krone auf.

Fußball mit Mut und Spaß"

„In den vergangenen Wochen haben wir uns vielleicht zu viele Gedanken über die Gesamtsituation gemacht und wollten alles richtig machen, um dann alles falsch zu machen. Gegen Eschborn haben wir einfach mutig und mit Spaß Fußball gespielt“, sieht Mittelfeldspieler Jonas Grüter alle Blockaden als beseitigt an. Er fühle sich beim SVW wohl, werde die Saison durchziehen und versuchen, mit der Mannschaft „das Optimale herauszuholen“, ergänzt Grüter. Franke äußerst sich identisch, während Philip Reichardt betont: „Ich spiele seit 20 Jahren für den SVW, bin mehr mit dem Herzen als mit dem Geld dabei. Wichtig ist jetzt in erster Linie, dass wir diese Leistung in den nächsten Spielen bestätigen. Unser Hauptsponsor hat sich auf jeden Fall mit der Einhaltung seiner Zusagen bis zum Saisonende sehr fair verhalten."

Freiwilliger Rückzug nach der Runde derzeit überhaupt kein Thema

Wie geht es im Spieljahr 2015/16 weiter? Diese Frage wurde unter den Zuschauern rege diskutiert. Der SVW werde das Team nach der Runde freiwillig aus der Hessenliga zurückziehen, müsste dann laut Spielordnung zwei Etagen tiefer in der Gruppenliga weiterspielen, war zu hören. Klubchef Rainer Zerbe: „Davon kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Rede sein. Wir werden erst einmal bis zum Frühjahr 2015 den Stand der Planungen abwarten.“

Rainer Zerbe: Gab durchaus SVW-Anfrage für Brita-Arena

Daneben wundert sich Zerbe über die Aussage von Georg Kleinekathöfer. Der Geschäftsführer des SV Wehen Wiesbaden hatte angeführt, nichts von einer Anfrage des SV Wiesbaden für eine eventuelle Heimspielnutzung der Brita-Arena und von einem genannten Betrag von 8500 Euro pro Spiel zu wissen. Andreas Reich, Geschäftsführer von Kartina TV, habe diese Summe von Wehener Seite erfahren, so Zerbe: „Außerdem gab es am vergangenen Montag ein Treffen bei unserem Schatzmeister Rainer Wehner, bei dem es um dieses Thema ging. Von Wehener Seite waren Präsident Markus Hankammer und Vize Jürgen Fladung dabei, Herr Kleinekathöfer nicht. Bei dieser Zusammenkunft wurden zwar keine Beträge genannt. Aber die Aussage, es habe keine Anfrage gegeben, ist damit erwiesenermaßen falsch.“

Norbert Kern: Freiwilliger Abstieg wäre fatal

Der frühere Abteilungsleiter Norbert Kern (65) sagt derweil mit Blick auf den SVW: „Es wäre fatal, wenn das, was seit dem Wiederaufbau 1996 von verschiedenen Personen mit viel Arbeit und finanziellem Aufwand Erreichte in einen freiwilligen Rückzug münden würde. Der FC Eschborn hat zwei Mal einen Crash erlebt und spielt immer noch in der Hessenliga. Sofern der jetzige Trainerstab nicht mehr zur Verfügung steht, sollte man versuchen, mit neuem Trainer und jungen Spielern das Abenteuer Hessenliga zu wagen und dann den Klassenerhalt anzupeilen. Doch es ist sehr schwer, neue Sponsoren zu gewinnen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.“

Wolfgang Reinhold: Devise keine Schulden machen richtig

Wolfgang Reinhold, amtierender Coach der SVW-Reserve, der den SVW vor Jahren überwiegend mit Eigengewächsen in die Verbandsliga geführt hatte, sähe Probleme, weiter Hessenliga zu spielen, falls kein neuer Sponsor käme: „Man muss sehen, was machbar ist und hat jetzt einen gewissen Vorlauf. Spätestens Anfang 2015 müssten aber die Weichen für die kommende Runde gestellt sein. Die Marschroute des Vereins, auf keinen Fall Schulden zu machen, ist in diesem Zusammenhang sicherlich richtig. Davon abgesehen liegt es nahe, dass der SV Wehen Wiesbaden bei Herrn Reich gebaggert hat.“

SVW: Qosa – P. Reichardt (61. Sari), Kopilas, Dimter, Seidelmann – Schug, Grüter, C. Hübner, Broghammer (84. Olumide) – Franke (69. Muca), Bahssou.
Tore: 0:1 R. Hübner (1.), 1:1 Schug (10.), 2:1 Bahssou (15.), 3:1 C. Hübner (35.(Foulelfmeter), 3:2 Ortega Tapia (45.), 4:2 Muca (72.), 5:2 Schug (82.), 6:2 Muca (86.). – SR: Heß (Heppenheim). – Zuschauer: 260. – Gelb-Rot: Fliess (76./FCE).

Aufrufe: 011.10.2014, 19:38 Uhr
Stephan NeumannAutor